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Von Digital Natives und datenbasierten Dienstleistungen – BFH-Forschende an der Connecta 2019

Die Digitalkonferenz Connecta der Schweizerischen Post ist am Dienstag mit über 300 Teilnehmenden und über 90 Referierenden aus 12 Ländern erfolgreich über die Bühne gegangen. Die Connecta versammelt jährlich Expertinnen und Experten rund um die Digitalisierung zum Erfahrungsaustausch und Know-how-Transfer. Auch die Berner Fachhochschule war mit vier ExpertInnen der Departemente Wirtschaft sowie Technik und Informatik prominent vertreten.

Eines machte die diesjährige Connecta deutlich: Trotz Digitalisierung ist der persönliche Austausch offenbar immer noch sehr gefragt. Über 90 Referentinnen und Referenten präsentierten in gut besuchten Plenarveranstaltungen und Workshops Trends, Entwicklungen und Erfahrungen aus dem weiten Feld der Digitalisierung. Dabei ging es längst nicht mehr nur um den Onlinehandel – den die Schweizerische Post bei der Lancierung der Connecta vor drei Jahren ins Zentrum gerückt hatte. Fake Science, Cybersecurity oder Mensch-Maschine-Interaktionen sind nur einige der Themen, die an der Tagung in Bern aufgegriffen wurden.

Es muss nicht immer «big data» sein

Kim Tokarski, Leiter Weiterbildung an der BFH Wirtschaft, wandte sich zu Beginn seiner Session zum Thema «Datenbasierte Dienstleistungswirtschaft» mit einer Frage ans Publikum: «Wie entscheiden Sie? Nach welchen Vorgaben und Mustern?» Schnell wurde klar, dass viele Entscheidungen intuitiv fallen – nicht zuletzt aufgrund von Zeitmangel. Eine Grundlage für Entscheidungsfindung ist aber immer auch die Datenanalyse. «Hier herrscht oft die Meinung, dass diese Analyse teuer und zeitaufwändig ist», sagte Tokarski. «Das stimmt aber heute nicht mehr so absolut.» Anhand verschiedener Beispiele zeigte er auf, wie mit einfachen, zielgruppenspezifischen Applikationen Mehrwert geschaffen werden kann. So hat ein Mitarbeiter von Tokarski ein Dashboard für einen Studiengang gebaut, mittels dem Studierende sich ihren Wunschstudienplan zusammenstellen können und sofort sehen, ob es Zeitüberschneidungen zwischen einzelnen Veranstaltungen gibt. «Das zu bauen, hat eine Stunde gedauert», erklärte er. «Aber das Departement Wirtschaft hat drei Jahre darauf gewartet.» Sein Fazit: small is beautiful. «Manchmal reichen ganz simple Sachen, um was zu verbessern. Damit schafft man Kundenzufriedenheit.» Und er ermutigte sein Publikum auch, eine allfällige Scheu vor Datenlösungen abzulegen. «Wir hatten bei uns schon Leute, die noch nie was mit IT zu tun hatten. Nach zwei Tagen konnten sie ein einfaches Dashboard bauen.»

Schützenswerte Privatsphäre

Wenn es um Daten geht, ist die Frage nach der Sicherheit nicht weit weg. Dieser Frage widmete sich Eric Dubuis, Leiter der Abteilung Informatik und des Research Institute for Security in the Information Society (RISIS) an der BFH Technik und Informatik. «Die Privatsphäre ist Teil der IT-Sicherheit», betonte er. «Und wir dürfen diesbezüglich nicht kapitulieren.» Seine Botschaft: «Datensicherheit und Privatsphäre unter einen Hut zu bringen, ist zwar manchmal schwierig, aber machbar», sagte er. Wie das funktionieren könnte, zeigte er anhand des öffentlichen Verkehrs. Heute können alle noch selber entscheiden, ob sie ihr Ticket an einem Automaten anonym beziehen oder Applikationen wie fairtiq oder lezzgo nutzen und den jeweiligen Anbietern damit automatisch personalisierte Informationen zu ihrem jeweiligen Aufenthaltsort preisgeben. Künftig – so Dubuis Prognose – ist die Nutzung des öffentlichen Verkehrs vielleicht nur noch mit dem Smartphone möglich. «Wir haben deshalb nach Lösungen gesucht, die den Anbietern das personalisierte Tracking der Nutzerinnen und Nutzern nicht erlaubt.» Die BFH-Forschenden sind fündig geworden, und zwar mit der Kombination zweier Informatik-Bausteine, nämlich der Gruppensignatur und der homomorphen Verschlüsselung. Damit kann zwar ermittelt werden, welche Dienstleistungen ein Pendler bezogen hat, nicht aber zu welchem Zeitpunkt er sich wo aufgehalten hat. Das Tracking würde also entpersonalisiert. Sein Fazit: «Um die positiven Seiten der Digitalisierung ausnützen zu können, braucht es oft neue Lösungsansätze.»

Vernetzte Städte

Neue Lösungsansätze sind auch gefragt, wenn es um die Stadt der Zukunft geht. Wohin uns die digitale Transformation führt, zeigte Stephan Haller vom Institut Public Sector Transformation der BFH Wirtschaft in seinem Workshop «Auf dem Weg zur digitalen Stadt» auf. Haller hat unter anderem an einem europäisch-japanischen Forschungsprojekt zu «smart cities» mitgearbeitet. «Wenn von ,smart cities› die Rede ist, gibt es zwei Visionen», sagte er zu Beginn seiner Präsentation. «In der einen ist alles grün und friedlich, alle sind happy. Auf der anderen Seite steht die Totalüberwachung des Bürgers, ein Strafsystem für Fehlverhalten – da will ja niemand wirklich hin.» Es gehe vielmehr darum, die Lebensqualität zu erhöhen. «Deshalb ist es nicht nur ein Technologie-Thema», so Haller. «Die Technologie dient lediglich der Unterstützung.» Die digtale Transformation betreffe zwar die ganze Gesellschaft, aber gerade in den Städten mit ihrer zunehmenden Bevölkerung manifestierten sich viele Herausforderungen zuerst, so etwa die Umweltbelastung und der Ressourcenverbrauch. Deshalb richtet sich das Interesse der Forschung auch auf die Städte. In der Schweiz seien heute zwar viele Städte auf dem Weg zu einer «smart city», blieben aber oft in einzelnen Pilotprojekten hängen. «Wir müssen dahin kommen, dass wir voneinander lernen», sagte er. «Und zwar auch bezüglich technischer Lösungen. Damit werden die Kommunen weniger abhängig von Technologiegiganten.» Diesen Vernetzungsgedanken bilden verschiedene internationale und nationale Plattformen ab – in der Schweiz etwa der «smart city hub». Zu Hallers Bedauern sind in der letzteren bis jetzt nur Deutschschweizer Städte vertreten. Dafür laufen Bestrebungen, das Monitoring zu verbessern, also abzubilden, was in Bezug auf die «smart city» schon erreicht wurde. «Werkzeuge dafür sind in der Entwicklung», so Haller.

Wie Digital Natives arbeiten

Eine Bevölkerungsgruppe dürfte besonders involviert im Aufbau der «Stadt der Zukunft» sein: Die «Digital Natives». Sie standen im Zentrum von Katinka Weissenfelds Präsentation. Die BFH-Dozentin für Projektmanagement stellte die Frage ob die nach 1980 geborenen das Ende des Projektmanagements eingeläutet haben. Um das zu illustrieren, stellte sie in einem fiktiven Beispiel zwei Mitarbeitende eines Unternehmens nebeneinander, eine junge Frau und einen älteren Mann. In diesem Beispiel zeigte sich rasch, welche Probleme auftreten können, wenn die zwei Generationen aufeinandertreffen. «Digital Natives erwarten von der Arbeit, dass sie Spass macht und sinnstiftend ist. Sie arbeiten schnell, ortsunabhängig und kommunizieren direkt», so Weissenfeld. Multi-Tasking sei wichtig, ebenso ständige Erreichbarkeit feste Arbeitszeiten gibt es nicht. Viele Projekte hingegen seien durch starre Strukturen, klare Hierarchien, vorgegebene Prozesse und Budgetpläne sowie Methodenfetischismus geprägt. «Hier finden sich die Digital Natives nicht wieder», betonte Weissenfeld.

Digital Natives orientierten sich vielmehr an den Leitsätzen des «agilen Manifests» (das aus der Informatik stammt). Sie lauten:

  1. Das Individuum steht über Prozessen.
  2. Das System ist zentral.
  3. Das Kundenwohl steht über dem Vertragsabschluss, das heisst, die Arbeit kann auch schon anfangen, wenn ein Vertrag noch nicht abgeschlossen ist.
  4. Und schliesslich: Veränderung ist erwünscht.

Ist also das klassische Projektmanagement ein Relikt vergangener Zeiten? Weissenfeld beantwortete diese Frage diplomatisch: «Nein, Digital Natives stehen nicht für das Ende des Projektmanagements sondern für den Aufbruch in ein agiles Projektmanagement.»

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Wie Lenzburg zur Smartcity wird

Die Stadt Lenzburg löst immer mehr Angebote auf digitale Weise. Zum Thema Smart City lanciert die Stadt eigens eine Fachreihe, wie unser Autor Dominik Grögler schreibt. 

Wie können kleinere und mittlere Städte die Digitalisierung vorantreiben und daraus Nutzen ziehen für ihre Bürgerinnen und Bürger? Wie können die Stadtinternen Prozesse verbessert und automatisiert werden? Welche Potentiale eröffnen sich im Hinblick auf eine nachhaltige und ressourcenschonende Stadtentwicklung?

Abbildung 1: savisio ermittelt gemeinsam mit einer Stadt, welche Problemstellungen gelöst werden sollen, welche Technologien vorhanden sind und welche Projekte sich in Realisation befinden. savisio vermittelt geeignete Partner aus Industrie und Forschung und bildet Projektteams und Arbeitsgruppen, um Lösungen zu erarbeiten. Die Arbeitsgruppen AG Technik und Projektteams entwickeln Lösungen und stellen diese an den Fachtagungen vor.

Diese und weitere Fragen werden in der jährlichen Fachreihe Smart City Lenzburg mit konkreten Umsetzungsprojekten beantwortet. Ausgangspunkt für die Fachreihe sind Problemstellungen und Herausforderungen kleinerer und mittlerer Städte. Für die erste Veranstaltung ist dies die Stadt Lenzburg. In mehreren Workshops werden die zu lösenden Problemstellungen gemeinsam festgelegt. Die savisio AG vereint anschliessend Fachexperten aus Industrie und Forschung und stellt Arbeitsgruppen zusammen. Diese erarbeiten generische Lösungsvorschläge und stellen sie anhand umgesetzter Anwendungsbeispiele an einer Fachtagung vor. Die Fachtagungen werden jedes Jahr in Lenzburg durchgeführt, die erste Fachtagung findet am 28. Mai 2020 im Schloss Lenzburg statt. Zielgruppen der Fachtagung sind Entscheidungsträger, Fachspezialisten und Projektleiter der öffentlichen Verwaltungen (Bund, Kantone, Gemeinden) sowie Partner aus Industrie und Forschung.

Die Teilnehmenden der Fachtagung werden vorgängig mittels interaktiver Online-Sequenzen über die Problemstellungen und die Lösungen informiert. An der Fachtagung besteht dann die Möglichkeit, in Workshops die Lösungen auf die Anwendbarkeit für die eigenen Problemstellungen zu prüfen und Inputs für die Phase der Nachbereitung zu geben.

Zurzeit bearbeiten vier Arbeitsgruppen die folgenden Problemstellungen:

  1. Bezahllösung: Die unterschiedlichen Dienstleistungen der Stadt Lenzburg, vom Schwimmbadeintritt über die Kehrichtabfuhr bis zum Parken, sind heute über unterschiedliche Bezahllösungen nutzbar. Dies verursacht einen hohen administrativen Aufwand, ist teuer und unattraktiv für die Nutzer.
  2. Mobilität: Die Verkehrswege der Stadt Lenzburg sind stark belastet. Wetterabhängige Ausflugspunkte und Anlässe verursachen kurzfristige Überlastungen. Mitverursachend ist unter anderem der Parksuchverkehr.
  3. Umwelt / Energie: Die Stadt Lenzburg möchte Nachhaltigkeit und Energieeffizienz weiter fördern, die Lichtverschmutzung eindämmen und bei gleichbleibender oder erhöhter Sicherheit den Betrieb und Unterhalt der Anlagen optimieren.
  4. Daten: In Lenzburg sind viele verschiedene Systeme mit vielen verschiedenen Datentypen im Einsatz. Viele der Systeme sind proprietär, die Datenhoheit ist oftmals unklar. Systeme für die Sammlung, Aufbereitung und Nutzung / Zurverfügungstellung der Daten sowie die formalen und rechtlichen Grundlagen sind nicht vorhanden.

Abbildung 2: Die ersten drei Fachtagungen 2020 – 2022 werden von den Arbeitsgruppen Mensch (M) und Organisation (O) begleitet.

Über den Zeitraum der ersten drei Fachtagungen hinweg werden ausgehend von den jeweiligen technologischen Lösungen (T) die Auswirkungen auf die Menschen in der Arbeitswelt (M) und auf die Organisationen (O) anhand von vordefinierten Fragestellungen untersucht. Die Motivation dieses MTO-Ansatzes ist es, Erkenntnisse zu gewinnen und daraus Hilfe­stellungen zu erarbeiten und abzuleiten, damit Menschen und Organisationen Veränderungsprozesse gestalten oder vorbereitet angehen können.

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Septemberausgabe: Ein Ökosystem ist essentiell für die Etablierung von Smart Cities

Vor einigen Jahren prägte der MIT Wissenschaftler Otto Scharmer den Ausdruck oder vielmehr die Forderung «from ego-system to eco-system». Er bezog sich damit vor allem auf makroökonomische Aspekte und postulierte, dass um die heutigen grossen Herausforderungen (Klimawandel, Armut, Finanzkrise etc.) meistern zu können, ein Umdenken erforderlich sei: Weg vom Fokus auf den eigenen Vorteil, und hin zu einem gesamtheitlichen Denken.

Diese Forderung lässt sich aber auch gut auf den Smart-City-Kontext übertragen. Schon in einem früheren Artikel hatten wir, allerdings ohne diesen Ausdruck zu verwenden, die Wichtigkeit eines Multi-Stakeholder-Ansatzes postuliert. Das gilt einerseits innerhalb der Stadt selber, wo sich die nicht nur die einzelnen Departemente vernetzen und die Zusammenarbeit suchen sollten, sondern wo auch die Partizipation von Unternehmen, sozialen Institutionen und Einwohnerinnen und Einwohnern praktiziert wird. Kerry O’Connor, Chief Innovation Officer der Stadt Austin in Texas hat dies kürzlich in einem Vortrag in Bern unter dem Titel Smart City: From Ego-System to Eco-System sehr gut illustriert. Dies gilt aber ebenfalls für die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch zwischen Städten. Laurent Horvath, Smart City Verantwortlicher von Carouge, benutzt in seiner Beschreibung der 5 Stufen, welche eine Stadt typischerweise in ihrem Smart City Entwicklungsprozess durchmacht, ebenfalls die Ausdrücke «Ego-System» und «Eco-System». Aus seiner Sicht – und ich kann dem nur zustimmen – wird es erst richtig interessant, wenn eine Stadt den Ökosystem-Ansatz verinnerlicht hat.

Es gibt weltweit heute einige Organisationen und Foren, in denen sich Städte austauschen können. In Europa, aber auch darüber hinaus, ist dies insbesondere die Open and Agile Smart Cities Initiative (OASC). Aus der Schweiz sind die Städte Carouge und Genf dort auch aktiv. OASC bietet aber mehr als nur Erfahrungsaustausch; sie fördert auch die Verbreitung von Standards um zu mehr Interoperbilität und Vendor-Unabhängigkeit zu kommen. Dazu hat sie auch sogenannte «Minimum Interoperability Mechanisms» (MIM) auf drei Stufen definiert: APIs, (semantische) Datenmodelle sowie Marktplatzintegration. In der Schweiz erfolgt der Erfahrungsaustausch der Städte hauptsächlich über die informelle, durch das Bundesamt für Energie ins Leben gerufene IG Smart City, sowie über den 2018 gegründeten Verband Smart City Hub Switzerland, welchem sich insbesondere die grösseren Städte der Deutschschweiz angeschlossen haben.

In dieser Ausgabe finden Sie zwei Artikel zu zwei neuen Aktivitäten in der Aufbauphase, welche das Schweizer Smart City Ökosystem zusätzlich erweitern. Im ersten Artikel beschreibt Dominik Grögler die neue Fachreiche «Smart City Lenzburg». In dieser Fachreihe werden konkrete Problemstellungen in den Bereichen Bezahlsysteme, Mobilität, Energie & Umwelt sowie Daten angegangen und an einer jährlichen Fachtagung diskutiert. Die erste Tagung dieser Reihe wird im Mai 2020 in Lenzburg stattfinden, in den Folgejahren dann in anderen Städten. Im zweiten Artikel spricht Enrico Baumann, CEO der Elektron AG, über die «Smart City Alliance». Als Pendant zum Smart City Hub soll diese Allianz insbesondere die Vernetzung von Technologie- und Lösungsanbietern fördern und zur Etablierung eines Smart City Marktplatzes beitragen.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.

 

 

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«Usability entscheidet, ob Zürich seine smarten Ziele erreicht»

Im internationalen Smart-Cities-Index liegt Zürich auf Platz 4. Mit einem Umsetzungsplan will die Stadt weiter voran machen. Worauf es dabei ankommt, erläutert Andreas Németh, Direktor von Organisation und Informatik der Stadt Zürich (OIZ) im Interview.

Herr Németh, Smart City konventionell gedacht heisst eine umfassende Nutzung von Sensordaten in der Stadt? Wo steht Zürich damit heute und was ist für die nächsten fünf Jahre in Vorbereitung?

Andreas Németh

Ein Beispiel hierfür ist das IoT-Projekt der Stadt Zürich. Zusammen mit der ewz bauen wir ein eigenes Long-Range-Funknetz auf, über das künftig alle Dienstabteilungen der Stadt Zürich eigene IoT-Services betreiben können. Die Stadt Zürich nimmt im Bereich Open Government Data schweizweit eine Führungsrolle ein. Wir sind bestrebt, auch weiterhin möglichst viele Daten – auch Sensorendaten – der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, soweit sich dies mit Datenschutzvorgaben vereinbaren lässt. In der Organisation und Informatik der Stadt Zürich (OIZ) sind wir dabei, im Bereich der Datenanalyse und der Datennutzung unsere Kompetenzen auszubauen. Ich erwarte in diesem Zusammenhang in den nächsten Jahren neue Services.

Werden in Zukunft auch die Daten von Smartphone-BesitzerInnen für die Smart City Zürich genutzt werden?

Das ist nicht auszuschliessen. Wichtig ist jedoch: wenn es solche Service dereinst geben sollte, geschieht dies nur mit dem Einverständnis der beteiligten Personen. In der IT der Stadt Zürich ist die Achtung der Selbstbestimmung von Personendaten und der Datenschutzvorgaben fest verankert.

Smart City im übertragenen Sinn heisst dass eine Stadt effizienter, fortschrittlicher, grüner und inklusiver wird. Wie kann die Digitalisierung nichttechnische Ziele unterstützen?

E-Partizipation ist da ein gutes Beispiel: Informationstechnologien unterstützen durch diverse Formen der Online-Diskussionen das Zusammenleben in den Quartieren. Beispielsweise wo ein Spielplatz gebaut werden soll, wie gross er sein muss und welche Elemente er beinhalten soll.

Wie wichtig ist technische Exzellenz für die Erreichung von Smart-City-Zielen?

Entscheidend, davon hängt ja beispielsweise auch die Usability und damit die Akzeptanz von Lösungen ab. Die OIZ beschäftigt deshalb neben zahlreichen Projektleitenden auch eigene Usabilty-Spezialisten, Architekten und Engenieers sowie Entwicklungsteams. Gleichzeitig sind wir darum besorgt, das diesbezügliche Know How auch stetig zu erweitern.

Was ist Ihre persönliche Vision für die Smart City Zürich 2030?

Die Stadt Zürich wächst und wird verdichtet. Wenn es Smart City Zürich gelingt, dass Zürich in zehn oder 15 Jahren genauso lebenswert wie heute oder sogar noch lebenswerter ist, dann haben wir unser Ziel erreicht.


Digitale Strategie der Stadt Zürich

Am 5. Dezember 2018 lancierte der Stadtrat Strategie und Umsetzungsplan Smart City Zürich mit drei Schwerpunkten:

  • Zukunftsformen der integrierten öffentlichen Mobilität
  • Digitale Stadt
  • smarte Partizipation

Zur Person

Andreas Németh ist Direktor von Organisation und Informatik der Stadt Zürich (OIZ). Zuvor prägte er in verschiedenen Funktionen die Reorganisation der Stadtzürcher Informatik zur heutigen OIZ und verantwortete den Aufbau der städtischen E-Government-Services.

Andreas Németh, Jahrgang 1963, ist eidgenössisch diplomierter Wirtschaftsinformatiker und Inhaber eines Masters in Organisationsentwicklung. Vor seinem Wechsel zur OIZ im Jahr 1995 arbeitete Andreas Németh als Entwickler, Systemanalyst und Projektleiter in diversen IT-Unternehmen.

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«Versicherer sind Vertrauenspersonen im Umgang mit Kundendaten»

Das Internet der Dinge macht Häuser smart. Wir können unsere Türe per App auf- und zu sperren.  Smarte Häuser sind so auch auf digitalem Wege angreifbar. Wie werden sie künftig versichert sein? Innovationsmanager Christof de Winter beschäftigt sich bei der Mobiliar Versicherung mit Smart Houses und Smart Buildings. Im Interview erläutert er, wie sich die Digitalisierung auf Versicherungsmodelle gerade im Gebäudebereich auswirkt.

SocietyByte: Führt die zunehmende Digitalisierung dazu, dass bestehende Versicherungsmodelle in der Gebäudeversicherung in der Zukunft nicht mehr funktionieren? Und warum ist das so?
Christof De Winter: Man kann die Zukunft nicht vorhersagen. Aber wenn die Digitalisierung und damit einhergehende Trends wie Big Data, Augmented Reality, Computer Vision und anderes die Struktur der Versicherungsmärkte ändern, sehen wir als allererstes eine Auswirkung im Bereich der Mobilität. Stichwort Self Driving Car. Im Gedankenexperiment funktioniert das alles bereits, es braucht aber bis zur Umsetzung noch Zeit. Da geht es künftig wahrscheinlich weniger darum, wer der Lenker ist, sondern vielmehr darum: welche Software und welche Algorithmen stecken drin? Viele Fragen sind in dem Bereich noch ungelöst, das fängt beim genauen Business Case an, betrifft aber auch die öffentliche Verwaltung sowie die Gesetzgebung. Es wird neue Strukturen brauchen.
Zu Gebäudeversicherungen kann ich festhalten, dass Schäden am Gebäude im Vergleich zu Schäden am PKW zum Glück eine deutlich niedrigere Frequenz haben. Nehmen wir das Beispiel einer ausgebrannten Wohnung. Eine solche wird es auch in Zukunft noch geben, auch wenn wir das Feuerrisiko dank Sensoren, Sprinkler und anderen Präventionsmassnahmen immer besser in den Griff bekommen. Mittel- bis langfristig wird die Digitalisierung aber auch im Wohnbereich eine immer wichtigere Rolle bei der Prävention spielen. Da stellt sich die Frage: Wird die klassische Versicherungslösung per se immer noch die gleiche Rolle spielen wie heute? Oder ist die Antwort: vielleicht nicht mehr? Aufgrund der Digitalisierung wird vermutlich der Prävention im Risikomanagement eine grössere Bedeutung zukommen. Es wird allerdings noch Zeit brauchen, bis solche digitalen Lösungen wirklich funktionieren, skalieren, und damit kostengünstig umgesetzt werden können. Ausserdem ist auch die Kundenakzeptanz zentral, sowohl was die Technologie selbst betrifft, als auch die Nutzung der Daten.

Kann ich dann als Privatperson meine Versicherungsprämie reduzieren, wenn ich in der Wohnung, Sensoren für die Prävention installiert habe?
Ja, genau. Das wäre vielleicht der erste Gedanke. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Risikomanagement-Lösungen der Zukunft eine Kombination sind von einer Versicherungslösung, die durchaus eine gewisse Prämie haben kann, in Kombination mit einem Präventions-Abonnement, das von verschiedenen Faktoren abhängig ist, z.B. dem Kundenverhalten oder strukturellen Präventionsmassnahmen am Gebäude. Ein gutes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist eine neue Cyber-Risk-Versicherung bzw. ein Cyber-Risk- Management-Paket von Cisco, Apple, E.ON und der Allianz. Cisco ist dabei für die robuste Gestaltung der Hardware verantwortlich, Apple für «Seamlessness», Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit. E.ON kümmert sich um Prävention und im Falle eines Schadens sorgt die Allianz für Instant-Management und Schadensregulierung. Es wird also ein Paket angeboten, an dem mehrere Partner beteiligt sind. Die Versicherung ist dabei nur ein Element und Teil einer ganzheitlichen Risk-Management-Lösung. Auch bei der Mobiliar denken wir in diese Richtung: Zum Beispiel durch die Beteiligung an Scout24 und dem Kauf von Swisscaution sind wir immer besser in der Lage, Dienstleistungen anzubieten, welche konkrete Bedürfnisse zu einem bestimmten Thema abdecken, jedoch nicht zwingend Versicherungen sind.

Datenschutz ist noch eines der grossen ungelösten Probleme, und spielt auch bei der Kundenakzeptanz von neuen Versicherungslösungen eine Rolle.

Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Problematik des Datenschutzes?
Datenschutz ist noch eines der grossen ungelösten Probleme, und spielt auch bei der Kundenakzeptanz von neuen Versicherungslösungen eine Rolle. Der Fall Cambridge Analytica hat vielen Menschen konkreter als je zuvor vor Augen geführt, welch grosse Interessen hier auf dem Tisch liegen. In der Europäischen Union gibt es jetzt die DSGVO. Diese wird allerdings nicht das letzte Wort in diesem Dialog sein. Ich glaube, dieser Dialog ist wichtig. Es gibt eine zunehmende Sensibilisierung zum Thema Datenschutz, und das ist gut so. Ich glaube, dass die Modelle der Zukunft ihre Wertschöpfung genauso stark auf den Value für den Kunden aufbauen müssen, als auch auf die Sicherheit von dessen Daten: Wer nutzt diese Daten? Welches Interesse hat dieser Nutzer der Daten? Und gegen welche Gegenleistung erwirbt dieser sich das Recht, diese Daten zu nutzen? Versicherer können hier, dank ihrer Erfahrung im Umgang mit grossen Risiken und grossen finanziellen Belangen, potentiell die Rolle einer Vertrauensperson übernehmen. Dazu ist es erforderlich, eine sehr stabile, solide und sichere Datenstruktur zu haben und unterhalten zu können.

Wo sehen Sie den hauptsächlichen Kundennutzen? Liegt dieser in erhöhter Sicherheit, z.B. durch Prävention, oder in günstigeren Prämien? Oder wo sonst sehen Sie den Nutzen?
Ich sehe es eher im Zusatznutzen, insbesondere bei Gebäudeversicherungen. Die wichtigen Gebäuderisiken sind, zum Glück, sehr selten eintretende Risiken. Das heisst auch, dass das Einsparungspotential, auch wenn man diese Risiken weiter nach unten bringt, Grenzen hat. Interessanter für den Kunden sind aber Zusatzfunktionalitäten, welche das digitalisierte intelligente Gebäude liefern kann: Bequemlichkeit dank der Lernfähigkeit des Systems bezüglich Kundenverhalten und -wünschen, sowie gesteigerte Energieeffizienz. Hier liegt sicher viel Potential, vorausgesetzt, dass auch die Kundenakzeptanz bezüglich Technologie und Datennutzung da ist.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Die Suche nach solchen Use Cases ist nicht so einfach. Samsung etwa hat einen intelligenten Kühlschrank entwickelt, der seit 15 Jahren auf verschiedenen Messen gezeigt wird und selbständig Lebensmittel nachbestellen kann. Aber trotzdem kenne ich niemanden, der einen solchen Kühlschrank besitzt. Lassen sich neue Use Cases über solche grossen Schritte realisieren, oder ist vielmehr eine Politik der kleinen Schritte erfolgsversprechender? Ich finde es inspirierend, was Amazon in diesem Bereich mit den sogenannten Dash-Buttons versucht. Also sobald mein Waschpulver aufgebraucht oder der Filter meiner Giesskanne voll ist, kann ich per simplen Knopfdruck Nachschub bestellen. Über solche kleinen Schritte, bei denen der Nutzer oder die Nutzerin aber noch die Kontrolle behält, werden mittels Digitalisierung fast unmerklich viele herkömmliche Abläufe im Haushalt automatisiert.

Ich denke, das ist ein sehr wichtiger Punkt: Ich habe noch die Kontrolle, ich drücke den Button selber und nicht ein autonom agierender Kühlschrank.
Ja, das sehe ich auch so.

Sobald mein Waschpulver aufgebraucht ist, kann ich per simplen Knopfdruck Nachschub bestellen. Über solche kleinen Schritte, bei denen der Nutzer oder die Nutzerin aber noch die Kontrolle behält, werden mittels Digitalisierung fast unmerklich viele herkömmliche Abläufe im Haushalt automatisiert.

Sie haben vorher davon gesprochen, dass verschiedene Partner zusammenarbeiten um eine umfassende Lösung anzubieten, mit der Versicherung als einem Aspekt in der Paketlösung. Sind solche Modelle schon häufig? Oder wo sehen Sie da die grössten Hürden, die dem im Weg stehen?
Ich würde sagen, in vielen Fällen noch nicht. Die grösste Hürde aus meiner Sicht ist die Frage, ob der Kundennutzen einer Paketlösung deutlich grösser ist als das, was der Kunde aktuell bei seinem einzelnen Anbieter erwirbt. Ein Beispiel wäre der Private Lease von PKWs. Mehrere Dienstleister kommen zusammen, bieten ein Pauschal-Abo an und alles ist mit drin. Das funktioniert bis zu einer gewissen Höhe. Die zweite Hürde: Ist ein Modell möglich, bei dem für alle Beteiligten an so einem Anbietercluster aus der Zusammenarbeit klare Vorteile entstehen? Und zwar in dem Ausmass, dass sie bereit sind, diese Partnerschaft weiterhin zusammen zu betreiben? Ein Beispiel, wiederum im Bereich Mobilität, wäre die SBB mit der Green Class. Es bleibt aber abzuwarten, ob dieses Angebot in der gleichen Konfiguration in fünf Jahren noch da ist.

In Bezug auf neue Versicherungsmodelle: Arbeiten Sie mit anderen Versicherern zusammen, um diese aufzubauen? Oder schaut jede Versicherung ein bisschen für sich selber, was machbar ist?
Beides. Natürlich sind Versicherer unabhängige Organisationen, sie stehen zueinander in Konkurrenz und versuchen die beste Lösung zu finden und zu entwickeln auch die Mobiliar. Zu gleicher Zeit, wenn es um wirkliche Systembrüche wie bei autonomen Fahrzeugen geht, gibt es im Schweizerischen Versicherungsverband eine Gruppe, die solchen Fragestellungen nachgeht, also z.B. welche Strukturen ändern sich und was bedeutet das für Haftpflichtversicherung. Solche systemischen Überlegungen betreffen aber nicht nur die Versicherer, auch Staat und Verwaltung werden hier einbezogen. Die eigentliche Produktentwicklung bleibt aber in der Verantwortung der einzelnen Versicherungsunternehmen.

Wie sehen Sie die Schweiz bei der Entwicklung und Einführung neuer Versicherungsmodelle? Ist sie eher in einer Vorreiterrolle oder werden in der Schweiz Ihrer Meinung nach vielmehr im Ausland entwickelte und erprobte Modelle übernommen?
Ich würde sagen, alles in allem eher als Vorreiter, vor allem wenn es um die Technik geht. Es ist mir wirklich aufgefallen, als Innovation-Manager, der von den Niederlanden in die Schweiz gekommen ist, dass in der Schweiz die Bereitschaft besteht, in neue Technologien zu investieren, um sie auszuprobieren und sie zu perfektionieren. Da sehe ich die Schweiz vorne. Gesellschaftlich, allgemein, und in Bezug auf die Kundenakzeptanz ist die Schweiz aber in gewisser Hinsichten noch nah an ihrer herkömmlichen Struktur. Ein Beispiel aus dem Versicherungswesen: Hier geht auch der Privatkunde noch gerne zu seiner Agentur und schätzt den persönlichen Kontakt. Das zum Beispiel ist in den Niederlanden eher selten. Dort ist es selbstverständlich, alles über Telefon und Internet zu erledigen. Vom Kundenverhalten her sehe ich deshalb eher eine zurückhaltende Haltung gegenüber der Adaption neuer Technik. Im Gegensatz dazu hat die Schweiz mit einer der weltweit höchsten IP-Dichten pro Kopf hingegen auf der Firmenseite schon die Nase vorn.

Ich nehme den Schweizer Staat durchaus nicht als Bremse wahr in der Digitalisierung. Eine andere Frage ist allerdings, wie schnell können Regulierungen umgesetzt werden, die digitale Alternativen zu herkömmlichen Strukturen ermöglichen?

Eine letzte Frage noch: Wie steht es mit der Politik? Gibt es da Hürden, z.B. rechtlicher Natur, die eine Realisierung neuer Modelle erschweren?
Ich glaube nicht, dass die Schweiz sich dort gross unterscheidet von anderen. Die DSGVO gilt in der Europäischen Union, die Schweiz wird erwartungsgemäss ähnliche oder kompatible Regulationen umsetzen. Es gibt auch einige gute Initiativen, zum Beispiel «digitalswitzerland», wo sich der Schweizer Staat aktiv beteiligt, zum Fortschritt in diesem Bereich beiträgt und auch die Schweizer Wirtschaft fördert. Ich nehme den Schweizer Staat durchaus nicht als Bremse wahr in der Digitalisierung. Eine andere Frage ist allerdings, wie schnell können Regulierungen umgesetzt werden, die digitale Alternativen zu herkömmlichen Strukturen ermöglichen? Aber dort gibt es natürlich auch Risiken. Gewisse Grossstädte im Ausland, sagen wir z.B. London oder Boston, sind sehr ambitioniert, diese Sache voranzutreiben. Sie passen ihre Regulationen sehr schnell an, zum Beispiel um autonome Fahrzeuge in der Stadt zu ermöglichen. Aber beim ersten tödlichen Unfall muss dann alles wieder neu erwogen werden. Es ist also extrem schwierig, das richtige Timing und die richtige Struktur zu finden. Aber wie schon gesagt, ich nehme die staatlichen Akteure in der Schweiz, Bund, Kantone und Städte, nicht als Bremse für die Digitalisierung der schweizerischen Gesellschaft wahr.


Zur Person

Christoph de Winter ist seit 2015 Innovationsmanager bei der Versicherung Die Mobiliar. Zuvor war er Projektmanager bei der Versichererverband Eurapco in Zürich.

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Die Smart City bringt auch moralische Herausforderungen

Die smarte Stadt assoziieren die meisten mit vernetzten Gebäuden oder selbstfahrenden Bussen – eben mit Technologie. Die in ihr lebenden Menschen tauchen in Studien und Projekten bisher kaum auf. Doch eine Stadt kann nur so smart sein, wie ihre Einwohnerinnen und Einwohner. Ein Plädoyer für eine ganzheitliche Sichtweise. 

«Smart City» ist in aller Munde: Politik und Wirtschaft versprechen sich eine höhere Lebensqualität, Technisch scheint, wie so oft künftig alles möglich und verfügbar zu sein. Zwar bedeutet Smart City für jeden von uns etwas anderes, aber viele assoziieren eine smarte Stadt mit vollem Service in hybriden Häusern und selbstfahrenden Autos, die sich alle teilen. Ein geteiltes Auto ersetzt acht individuelle. Parkplätze brauchen wir dann praktisch keine mehr. 2035 ist alles suffizient und effizient, der Kohlendioxid-Ausstoss reduziert und wir dank des technischen Fortschritts glücklich und zufrieden. Wir stellen uns vor, dass bis dahin das heute Unmögliche möglich geworden ist – dank effizienterer Nutzung der Ressourcen und der Analyse von Unmengen von persönlichen Daten.

Stadt ist nur so smart wie ihre Bevölkerung

Bisher wurden wir, die Menschen, die bei dieser Entwicklung zwangsläufig mitspielen und die wir diese Daten quasi als Abfallprodukt und Krümelspuren im Internet produzieren, nicht in die Debatte um die Zukunft einbezogen. Kritik an «Smart City» oder die Ahnung, dass das Unmögliche zwar möglich, aber voraussichtlich trotzdem ganz anders sein wird, ist noch leise. Fragen, wem die heutigen Nebenprodukte und Daten gehören, die einst den neuen Wirtschaftsmotor und das Kapital bedeuten werden, sind meist noch nicht gestellt worden und schon gar nicht beantwortet.

Eine Stadt ist nicht intelligent, sie ist nur so intelligent wie ihre Bewohnerinnen und Bewohner. Smart City oder die Stadt der Zukunft ist eine Frage der Resilienz. Städte stellen sich neben den technischen Entwicklungen auch noch anderen, globalen Herausforderungen:

  • Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Strukturwandel
  •  Treiber wie Ressourcenverknappung
  • Demographischer Wandel
  • Bevölkerungszunahme
  • Urbanisierung
  • Klimawandel.

Chancen diesen Herausforderungen zu begegnen, bietet eine städtische Daseinsfunktion mit minimiertem Ressourceneinsatz. Dies nicht nur in Bezug auf energiesparende Bauweise. Grund und Boden können auch in Zukunft nicht vermehrt werden. Unter der Prämisse der Verdichtung einerseits und des Wertewandels in der Gesellschaft (Besitz versus Verfügbarkeit) andererseits, ist dies zwingend. Das wirtschaftliche Wachstum hat zur Folge, dass sich der Wettbewerb um Raum sowie Lebens- und Wohnqualität zuspitzt. Verdichtung ist ohne namhafte Eingriffe und Veränderungen nicht zu haben. Damit Lebensqualität und städtebauliche Veränderungen sich nicht gegenseitig ausschliessen sondern aktivieren, müssen diese Eingriffe mit Respekt vor Geschichte und Bestehendem und insbesondere entlang den Bedürfnissen aller Betroffenen vorgenommen werden. Dies kann nur entlang von Beteiligung und Teilhabe gelingen. Smarte Lösungen die uns Synergiepotential zeigen und Effizienz und Suffizienz generieren sind dabei eine Bereicherung. Die Vernetzung von Daten und das Teilen von «Big data», sind von grossem Nutzen. Nicht nur zu Forschungszwecken sondern aufgrund ihres unermesslichen Potentials bilden sie auch die Basis und Chance von und für innovative nachhaltige oder eben smarte Lösungen, die es angesichts der eminenten Herausforderungen zwingend braucht.

Smarte Stadt muss komplexe Probleme lösen

Bevölkerungswachstum und gesellschaftlicher Strukturwandel erfordert jedoch auch eine smarte Gesellschaft, die fähig ist, alternative Denk-, Planungs- und Handlungsweisen zu entwickeln und umzusetzen – mit ganzheitlichen Lösungen, die bedeuten:

  • Gelegenheiten zu erkennen und die Konditionen und Rahmenbedingungen für eine zukunftsweisende dynamische Entwicklung zu schaffen, was heute wichtiger ist, als eine festgeschriebene unveränderliche Lösung bereit zu haben
  • das Quartier als Teil eines konkreten Entwicklungsprogrammes zu betrachten
  • dass der Planungsprozess als solcher den Rahmen bildet, um top down und bottom up in Initiativen zusammenzuführen
  • dass Raum- und Nutzungsstrukturen festgelegt werden, die von bisherigen und künftigen Nutzerinnen und Nutzern bespielt werden und diese zu den Produzentinnen und Produzenten des Raums machen
  • dass Raumplanung als Gesellschaftspolitik wahrgenommen wird, um neue unkonventionelle Planungsprozesse anzustossen und zu moderieren.

Smart City kann nicht dem Ziel dienen, gewachsene Infrastrukturen und Bestehendes über Bord zu werfen um ein paralleles System aufzubauen. Das Postulat liegt in der Gesamtverantwortung. Smart City ist nur bedingt verantwortbar. Die Bedingung ist einerseits Bestehendes einzubinden und andererseits den Menschen und das menschliche Mass, ganz besonders den Einbezug des Menschen nie aus den Augen zu verlieren. Erste Infrastruktur bleibt der Mensch. Durchaus manchmal smart – aber auch ein emotionales und soziales Wesen, das sich nicht einfach berechnen oder digitalisieren lässt.

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