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Digitale Gesundheit kommt im Schneckentempo voran

Der zweite Teil der diesjährigen Infosocietydays gehörte dem Swiss eHealth Forum. An einem Tag ging es um das Elektronische Patientendossier EPD, dessen politische Fragen und welche Probleme es immer noch ausbremsen. Der zweite Tag beleuchtete, vor welchen Herausforderungen die Spitäler mit ihren Informationssystemen stehen und warum die Branche sich so langsam wandelt.

Der erste Tag des Swiss eHealth Forum stand unter dem Oberthema «Digitale Transformation mit EPD, eHealth und mHealth», wobei das EPD klar die erste Geige spielte. Dabei standen sich zwei konträre Haltungen gegenüber. Die einen sehen das Problem darin, dass die PatientInnen den Nutzen einer digitalen Krankenakte erkennen sollten und dass das Eröffnen eines EPD leichtgemacht werden muss. Dies kam unter anderem im Votum von Michael Jordi, Zentralsekretär der Schweizerischen Gesundheitsdirektoren Konferenz GDK, zum Ausdruck, aber auch in Fragen aus dem Publikum. Die andere Sicht zeigt die ÄrztInnen im Zentrum. Keine Weisung hilft, so sagte Roland Naef, Bereichsleiter Medizinische Applikationen & Services am Universitätsspital Zürich, wenn für sie, beziehungsweise auch für die Gesundheitsversorgung an sich, ein substanzieller Nutzen entsteht. Zu dicht gedrängt ist das Arbeitsprogramm im Spital, als dass die Leistungsträger Zeit für etwas aufwenden würden, das für sie und ihre Arbeit keinen Nutzen bringt.

Daten oder Dokumente

Es ging aber nicht nur um die Frage Patient oder B2B, sondern auch um die Frage digitale Daten oder digitale Dokumente. Das EPD ist ein Dossier für Dokumente. Roland Naef kritisierte das, denn aus seiner Sicht kommt der eigentliche Nutzen erst mit den Daten. Diese Diskussion wird uns noch einige Jahre erhalten bleiben.

Geld, Sicherheit und IAM

Vieles dreht sich ums Geld, das wurde unter anderem im Vortrag von Richard Patt, Geschäftsführer Verein eHealth Südost, thematisiert. Die Kosten der EPD-Einführung sind leider beträchtlich. Im Mobile Health ist die fehlende Vertrauenswürdigkeit der Apps ein Problem, sowohl was die medizinische Richtigkeit als auch was den Datenschutz betrifft, das zeigte Urs-Vito Albrecht von der Medizinischen Hochschule Hannover auf. Und ein Hauptproblem im Spital ist das Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM = Identity and Access Management), das zeigte Roland Naef auf. PatientInnen kommen mit ihren Gesundheits-Apps ins Spital und täglich werden im Spital selber Apps eingeführt. Das führt dazu, dass für jede Patientin, jeden Patienten unterschiedliche elektronische Identitäten existieren und miteinander verknüpft werden müssen.

Im Westen nichts Neues

Apropos IAM: Die SwissID gab ebenso ein Gastspiel wie die Blockchain – erstere nach dem Brecht‘schen Motto „alle Fragen offen“, letztere mit der ungeklärten Frage, wer denn so vertrauenswürdig ist oder gar ganz böse aktiv etwas manipulieren möchte an den Patientendaten. Falls es noch eines Beweises bedurfte: Die Menschen hören es gern, dass alles gut wird mit SwissID und Blockchains.

Kunde oder Patient

So viel Glauben an ihre Zukunft würden sich andere wünschen. Der Vortrag von Fabian Vaucher, Geschäftsführender Präsident des Schweizerischen Apothekerverbands pharmaSuisse, drehte sich mehr oder weniger indirekt um die Existenzrechtfertigung der extramuralen Apotheker. Sie bieten einen niederschwelligen Zugang zur Gesundheitsversorgung, vergütet wird ihnen aber Angabe von Medikamenten, die es im Internet billiger gibt. Vaucher versuchte diese Situation positiv auszuleuchten, in dem er betonte, dass in der Apotheke der Patient vor allem Kunde sei und die Dienste auf Augenhöhe mit dem Kunden angeboten würden. Bei einigen der anwesenden ÄrztInnen kam das erwartungsgemäss ganz schlecht an, weil sie Patienten nicht als Kunden ansehen.

Testen, testen, testen

Die positivste Botschaft kam von Adrian Schmid, Leiter eHealth Schweiz: Es wird viel, ganz viel getestet und die technischen Spezifikationen werden erst danach erstellt werden. Das ist eine gute Nachricht – endlich wird es ernst mit dem Patientendossier.

Versicherer sollten in EPD investieren

Felix Schneuwly

Der zweite Tag des eHealth-Forums widmete sich der Zukunft des Klinikinformationssystems (KIS). Einige Referenten übten Kritik, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen viel zu langsam voranginge. Bisher würden vor allem Spitäler und niedergelassene ÄrztInnen in die Pflicht genommen, «doch eigentlich müssten die Versicherer Treiber sein und nicht nur Zahlstellen», sagte Felix Schneuwly, Head of Public Affairs bei Comparis. Die Krankenversicherer sollten sich wirklich überlegen, ob sie ins EPD investieren. «Auch wenn sie nicht direkt an die Daten der PatientInnen kommen, werden sie dennoch vom EPD profitieren», ist sich Schneuwly sicher. Und zum Abschluss seines Keynotes will Schneuwly zwar «kein Politikbashing» machen, aber er moniert: «die Politik könnte mehr tun».

Spitäler zu geizig bei Digitalisierung

Auch Jürg Blaser, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik und Professor am Universitätsspital Zürich kritisierte einerseits die Politik. Der Föderalismus trage eine Mitschuld am Schneckentempo. Andererseits nahm Blaser auch die Spitäler in die Pflicht: „Spitäler investieren nur etwa 2 Prozent ihres Budgets in die Digitalisierung ihrer Prozesse». Dies solle sich ändern, wenngleich er befürwortete, dass das Gesundheitswesen die Risiken der technischen Entwicklungen gründlich abwäge. Chancen sieht Blaser etwa in der Mustererkennung bei der medizinischen Bildgebung. Zudem solle die Hoheit bei den Daten bei den PatientInnen liegen.

KIS krankt an schlechter Usability

Martin Pfund

Eine der grössten Herausforderungen der Gesundheitsbranche sind die Klinikinformationssysteme (KIS) der Spitäler, mit deren Zustand die wenigsten Ärztinnen zufrieden sind. Zwei Referenten zeigten auf, woran es hapert und was verbessert werden müsste. «Das KIS ist zwar das wichtigste Instrument in Spitälern, hat aber zu viele Problemstellen, als dass es effizient nützt», sagte Martin Pfund, CIO vom Kantonsspital Graubünden, und benannte die oft schlechte Usability, fehlende Schnittstellen zu spitalinternen Partnersystemen und fehlende Funktionen.

Mehr Kreativität bei den Entwicklern

Pfund kritisierte die Spitäler, die zu wenig finanzielle und personelle Ressourcen für die Digitalisierung einsetzten, aber auch die IT-Hersteller, die mehr Kooperationen eingehen und schneller reagieren sollten. Die IT-Anbieter sollten kreativer werden, Modelle unter anderem für Managed Services entwickeln und bei allen neuen Entwicklungen endlich den Patienten ins Zentrum stellen, forderte Pfund. Die strategische Ausrichtung des KIS sei die zentrale Frage der nächsten Jahre. «Wir am Kantonsspital Graubünden setzen auf ein homogenes KIS, das alle Prozesse im Spital verbindet und auch kliniknahe Bereiche wie Labors und Radiologie anbindet», sagte Pfund.

KIS besser an externe Datenquellen anbinden

Herausforderungen beim KIS 4.0 sieht Michael Lehmann, Arzt und Professor für Medizininformatik am TI der Berner Fachhochschule, unter anderem bei der Systemarchitektur und der semantischen Interoperabilität. «Es braucht eine 360-Grad-Sicht der Patientendaten, einheitliche Stammdaten und Metadaten, die Kontext und Ort enthalten», sagte Lehmann. Profitieren würde das KIS auch durch die Einbindung von Daten, die die PatientInnen durch kontinuierliche Messungen via Apps und Wearables generierten. «Als Arzt sieht man PatientInnen nur fünf Minuten und macht eine einzelne Messung, um eine Diagnose zu stellen, dabei gibt es womöglich Daten über die restlichen Stunden.» Generell sprach sich Lehmann für sinnvolle Verknüpfungen mit spitalinternen und -externen Datenquellen aus, um ein möglichst vollständiges Bild der PatientInnen zu ermöglichen

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Patienten können ihre Daten smart nutzen

Das Gesundheitswesen der Zukunft wird digitaler und technischer. Für die Patientinnen und Patienten eröffnen sich dank einfachem Datentransfer auch neue Möglichkeiten. Über dieses Themengebiet hat unsere Autorin mit Prof. Dr. Elske Ammenwerth von der Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik in Hall (Tirol) unterhalten.

Sie haben diesen Herbst die Konferenz mit dem Motto „Wie viel Technik braucht die Pflege“ organisiert. Daher lautet meine erste Frage an Sie: wie viel Technik braucht das Gesundheitswesen und ganz speziell die Beziehung zwischen einer Gesundheitsfachperson und einem/einer Patient/in?

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist nicht mehr aufzuhalten – und das ist gut so! Intelligente IT-Lösungen können helfen, die Qualität und Effizienz im Gesundheitswesen zu verbessern. Das Gesundheitswesen hinkt im Vergleich zu vielen anderen Branchen hier hinterher, was die IT-Durchdringung angeht. Das muss sich ändern, und das wird sich ändern. In Österreich, der Schweiz und in Deutschland sind wir dabei auf einem guten Weg – aber viel bleibt noch zu tun.

Prof. Dr. Elske Ammenwerth

Durch die Digitalisierung wird sich dabei auch die Beziehung zwischen der Gesundheitsfachperson und dem Patienten ändern. Ein Beispiel: Liegen patientenbezogene Informationen z.B. in Form einer elektronischen Patientenakte digital vor, kann der Patient viel einfacher darauf zugreifen, Informationen überprüfen, bei Unklarheiten nachfragen, oder auch Informationen ergänzen. Das ist viel einfacher als früher im Papierzeitalter! So werden ja in vielen Ländern jetzt auch Patientenportale entwickelt, die dem Patienten ermöglichen, eigenständig auf Inhalte seiner elektronischen Patientenakte zuzugreifen. Dies wird die Rolle des Patienten stärken – das oft verwendete Stichwort hier ist „Patient Empowerment“.

Sie sagen das Konferenzmotto sei provokant. Was ist daran provokant?

Na ja, es ist provokant, weil da die Frage mitschwingt, ob es ein „zu viel“ an Technik, an Digitalisierung gibt. Denn auch wenn ich ein klarer Befürworter der Digitalisierung der Prozesse im Gesundheitswesen bin: Dies darf nie dazu führen, dass wir uns von der Technik abhängig machen und die Intuition und die persönliche Beziehung zwischen Menschen ersetzen. Ich fände es furchtbar, wenn ich als Patient in einem Krankenhaus nur noch Pflegepersonen und Ärzte treffe, die in ein Tablet schauen, statt mit mir zu reden. Oder wenn klinische Entscheidungen nur noch auf Grundlagen von Algorithmen oder aufgrund von statistischen Modellen getroffen werden. Hier müssen wir als Medizinische Informatikerinnen und Informatiker immer aufmerksam sein – ein gutes Gesundheitswesen muss beides sein: modern und menschlich. Die Technik ist ohne den Menschen nicht viel wert.

Ein viel diskutiertes Thema der ENI 2017 war die sekundäre Datennutzung von Patientendaten, oder auch als Big Data gehandelt. Ass.-Prof. Dr. Werner Hackl, UMIT Hall, verwendete für die klinische Realität von Big Data das Zitat von Dan Ariely, Prof. für Psychologie und Verhaltensökonomik an der Duke University, USA: „Mit Big Data ist es wie mit Sex im Teenager-Alter: Jeder spricht darüber. Keiner weiss wirklich, wie es geht. Alle denken, dass die anderen es tun, also behauptet jeder, dass er es auch tut.“ Was läuft falsch und was sollte bei der Nutzung sekundärer Daten im klinischen Alltag geändert werden?

Wie so oft ist auch bei „Big Data“ zu beobachten, dass durch geschicktes Marketing und einen prägnanten Slogan ein Hype erzeugt wird, welcher aus meiner Sicht zu hohe Erwartungen schürt. Wie Werner Hackl gesagt hat: Jeder meint, er muss dabei sein. Das gilt für die Industrie, die Gesundheitseinrichtungen, aber auch die Forschung.

Die sekundäre Datennutzung kann nur funktionieren, wenn viele Voraussetzungen erfüllt sind, die wie Bausteine ineinandergreifen. So müssen wir zunächst qualitativ hochwertige und möglichst standardisierte Primärdaten zur Verfügung haben. Dies ist doch oft gar nicht gegeben! Große Teile der Dokumentation erfolgen immer noch auf Papier und sind daher gar nicht auswertbar. Und die elektronische Dokumentation ist oft lückenhaft, wenig aussagekräftig da zu stark standardisiert (oder zu wenig standardisiert) und daher von geringer Qualität.

Für die sekundäre Datennutzung brauchen wir also ein klares Bild der Qualität und Quantität der vorhandenen Daten in unseren Informationssystemen – und das ist schon schwierig. Welches Krankenhaus kann ad hoc sagen, welche Daten und Datentypen es in seinen oft über 100 Anwendungen einsetzt? Wenn man also Primärdaten als Datenschatz versteht, muss man wohl – um im Bild zu bleiben – sich vorstellen, dass dieser Schatz noch in der Erde steckt – und zwar nicht in einer Kiste, sondern als einzelne Edelsteinbrocken in der Erde verteilt. Das macht deutlich, wie schwierig das „Heben“ dieses Schatzes ist.

Ein anderer Aspekt ist, dass Einrichtungen oft ja gar nicht wissen, was sie eigentlich mit ihren Primärdaten machen wollen. Wenn man z.B. eine Pflegedirektorin fragt, was sie denn jetzt genau wissen möchte, kommt ein Achselzucken. Sekundäre Datennutzung funktioniert aber nur, wenn ich eine einigermaßen klare Vorstellung davon besitze, was ich denn überhaupt an Fragestellungen habe – Fragen aus der Sicht des Managements, der Qualitätssicherung, der Patientensicherheit, der Forschung? Das sollte ich mir vorher überlegen, bevor ich zu „graben“ anfange – sonst weiss ich ja nicht, wonach ich buddeln soll.

Was sind Schlüsselmerkmale einer erfolgreichen sekundären Datennutzung? Wer profitiert davon?

Werner Hackl hat gerade in seinem lesenswerten Artikel „PRECISE DATA STATT BIG DATA“ für die eHealth.com diese Schlüsselmerkmale für erfolgreiche sekundäre Datennutzung skizziert: Hierzu gehört, zunächst einmal eine klare Fragestellung zu definieren, die ich beantwortet haben möchte. Dann wähle ich die Datenquellen aus meinen Informationssystemen aus, die meine Fragen am besten beantworten. Aus dieser Datenquelle extrahiere ich dann einen zunächst möglichst minimalen Kerndatensatz, der meine Frage beantworten kann. Wenn später neue Fragestellungen hinzukommen, kann ich diesen Kerndatensatz entsprechend erweitern.

Entscheidend ist bei der Datenextraktion die Berücksichtigung des Kontexts der Daten – wo kommen meine Primärdaten her? In welchem Kontext (Anamnese? Befundung? Abrechnung? Qualitätssicherung?) wurden die Primärdaten dokumentiert? Was bedeutet dies für die Aussagekraft der Primärdaten für meine Fragestellung? Abrechnungsdaten spiegeln zum Beispiel nicht immer die klinische Realität wieder! Die Qualität der Analyseergebnisse hängt also direkt von der Qualität der Primärdaten ab. Also: Erfolgreiche sekundäre Datennutzung erfolgt gut geplant – und berücksichtigt die Kontextabhängigkeit der Primärdaten.

Können Sie uns ein konkretes Beispiel geben, das aufzeigt, wie sekundäre Daten optimal in der medizinischen und pflegerischen Patientenversorgung genutzt werden können?

In unserem Forschungsprojekt PATIS – A Patient Safety Intelligence System and Framework, welches vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF gefördert wird, beschäftigen wird uns mit der Frage, wie wir Daten aus der klinischen Routinedokumentation für Aussagen zur Patientensicherheit verwenden können.

Hierfür entwickeln wir derzeit Indikatoren, mit denen wir Patientensicherheit messbar machen können. Dies ist also unsere Fragestellung. Wir versuchen dann, in der umfangreichen ärztlichen bzw. pflegerischen Routinedokumentation die Daten zu finden, die uns helfen, uns Indikatoren messbar zu machen – also eine typische sekundäre Datennutzung. Wir kooperieren hier mit den Tirol Kliniken sowie mit Firmenpartnern. Aus dem Projekt heraus soll ein Patient Safety Minimum Dataset entstehen, welches dann auch von anderen Kliniken übernommen werden kann.

Nun andersherum gefragt: Wie realistisch ist aus Ihrer Sicht die optimale sekundäre Datennutzung oder unterliegen wir hier einer gigantischen Illusion? Denn, inwiefern können Daten überhaupt die menschliche Realität abbilden?

Wie schon andiskutiert sind Daten immer kontextabhängig – erst wenn ich weiss, in welchem Kontext Daten entstanden sind, entsteht Information, mit dem ich dann weiter arbeiten kann. So sind z.B. medizinische Diagnosen unterschiedlich zu interpretieren, je nachdem ob sie als Teil der Abrechnung dokumentiert (und für die Abrechnung optimiert) wurden) oder ob sie als Basis für eine Therapieplanung dokumentiert wurden. Wenn uns diese Kontextabhängigkeit klar ist, wir also Daten nicht blind vertrauen, und wenn wir die sekundäre Datennutzung gezielt planen, also an Fragestellungen ausrichten, dann werden hier einen enormen Nutzen erhalten. Von einem blinden „Schürfen“ nach neuen Erkenntnissen in einem riesigen Datenberg halte ich, wie hoffentlich deutlich wurde, recht wenig.

Wo und wie könnte die sekundäre Datennutzung eine Gefahr für die Patientenversorgung darstellen?

Eine Gefahr sehe ich dann, wenn ich Primärdaten ohne Betrachtung von Kontext und Aussagekraft so lange statistisch auswerte, bis ich irgendeinen Zusammenhang erkenne, und diesen dann unvalidiert in die klinische Entscheidungsfindung einfließen lasse.

Was sind Pflichten und Aufgaben von Gesellschaft, Politik, Bildung, Informatik, Managern im Gesundheitswesen, Gesundheitsfachpersonen und Patient/innen damit eine mit Mehrwehrt einhergehende sekundäre Datennutzung im Alltag gelingt?

Wir alle dürfen Daten und darauf aufsetzenden Auswertungen und Erkenntnissen nicht nur deswegen glauben, weil „Big Data“ gerade hip ist. Wir müssen vielmehr immer hinterfragen: Woher kamen die Daten? In welchem Kontext wurden sie generiert? Wie glaubwürdig sind sie? Und was war die Fragestellung der Auswertung? Außerdem müssen wir uns als Gesellschaft bemühen, dass die Anwender, also die Gesundheitsfachpersonen, ausreichend digitale Kompetenz haben, um Big Data-Anwendungen im Speziellen und Gesundheits-IT-Anwendungen im Allgemeinen kritisch mit zu begleiten und anzuwenden. Leider ist IT-Kompetenz oft kein Kern in der Ausbildung von Gesundheitsfachberufen. Ich halte es daher für eine wichtige Aufgabe, entsprechende berufsbegleitende Weiterbildungsangebot zu entwickeln.

Ich darf in diesem Zusammenhang erwähnen, dass wir uns an der UMIT schon seit ca. 2010 diesem Thema annehmen. Seit dieser Zeit bieten wir regelmäßig Intensivkurse zum Thema Informationsmanagement und eHealth für Pflegeberufe an. Ganz spannend ist jetzt unser neuer berufsbegleitender Universitätslehrgang „Health Information Management“, welcher sich gezielt an Gesundheitsfachberufe, aber auch an technische Berufe, wendet. Dieser Universitätslehrgang vermittelt in drei bzw. fünf Semestern fundierte Kompetenzen in Gestaltung, Auswahl, Einführung und Betrieb von IT-Systemen im Gesundheitswesen. Ein Schwerpunkt ist dabei auch die Sekundärnutzung von Routinedaten. Die nächste Gruppe startet im Herbst 2018.

Und für die vorletzte Frage springen wir in das Jahr 2037: Wie verändern bis dahin die Informationstechnologien das Berufsbild der Gesundheitsfachpersonen, und im Besonderen das der Pflegefachpersonen? An welchen Merkmalen sind diese Veränderungen erkennbar? (z.B. Bereiche der zwischenmenschlichen Kommunikation, Beratung und Befähigung der Patient/innen im Kontext des Selbstmanagements)

Eine schwierige Frage – Vorhersagen für die Zukunft liegen ja notorisch daneben! Aber gut, versuchen wir es: Im Jahre 2037 wird das Gesundheitswesen umfassend digitalisiert sein. Elektronische Patientenakten werden innerhalb der Einrichtungen Standard sein, und nationale eHealth-Infrastrukturen sorgen dafür, dass auch bei einem Einrichtungswechsel alle patientenbezogenen Informationen reibungslos übermittelt werden. Mobile Geräte sind allgegenwärtig, unflexible Standcomputer werden kaum noch benötigt.

Die derzeit teilweise überbordende Dokumentation ist zurückgeführt auf das wirklich Wichtige, der Fokus liegt auf der Unterstützung der unmittelbaren Patientenversorgung durch eine adäquate Dokumentation. Weiterführende sekundäre Auswertungen (z.B. für die Abrechnung oder das Qualitätsmanagement) erfolgen gut geplant im Hintergrund. Die Datenqualität wird dabei durch spezialisierte Informationsmanager laufend überprüft. Dies alles entlastet klinisch tätiges Personal von unnötigen Dokumentationsaufwänden und gibt mehr Zeit für die Patientenversorgung.

Der Patient wird eine viel aktivere Rolle als heute einnehmen und über Patientenportale auf die Informationen zugreifen, selber Informationen (z.B. Diabetes-Tagebücher, Sport-Apps etc.) einstellen, sich mit anderen Betroffenen vernetzen und mit Gesundheitsfachpersonen elektronisch kommunizieren können. Videosprechstunden und Heim-Monitoring werden zum Alltag gehören ebenso wie sensorgesteuerte Fernüberwachung von Patienten. Ein Krankenhausaufenthalt kann dadurch oft vermieden werden.

Intelligente Anwendungen helfen bei der klinischen Entscheidungsfindung, dienen aber nur als Unterstützung, nicht als Ersatz für eine gemeinsame Diskussion im multiprofessionellen Behandlungsteam. Digitale Grundkompetenzen werden in allen klinischen Ausbildungs- und Studiengängen integriert sein. Es wird spezialisierte Berufsbilder wie eine „Telemonitoring Nurse“ oder einen „Facharzt für Health Information Management“ geben, und diese werden attraktive Karrieremöglichkeiten bieten.

Gesundheitseinrichtungen werden einen Chief Information Office besitzen, welcher als Teil der Geschäftsführung über strategische Weiterentwicklungen im Bereich der Digitalisierung federführend mitentscheidet. Ob uns das gelingt, hängt von folgenden Fragen ab: Wieviel sind wir bereit, für ein modernes Gesundheitswesen zu investieren? In wieweit verstehen wir, dass klinische tätige Personen auch immer Informationsmanager sind und entsprechend Aus- bzw. Weiterbildungen und Karrierewege benötigen? Und wie schaffen wir es, auch die Bevölkerungsschichten in diese Vision einzubeziehen, die nur geringe oder keine IT-Kompetenz haben (Stichwort: Digital Divide)? Wir haben also noch viel zu tun in den nächsten Jahren.

Und die letzte Frage: Was ist kurz beschrieben Ihr Forschungsgebiet und welche Motivation treibt Sie in Ihrer Forschung an?

Ich beschäftige mich seit 15 Jahren mit dem Management von Informationssystemen im Gesundheitswesen. Ich möchte durch meine Arbeit dazu beitragen, die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Konkrete Forschungsthemen sind dabei unter anderem der Einsatz von IT-Lösungen zur Verbesserung der Medikationssicherheit, die Evaluierung des Nutzens von IT-Systemen im Gesundheitswesen, die Benutzerfreundlichkeit von IT-Lösungen, die Einbindung von Patienten über Patientenportale oder auch aktuell die Frage nach der Vermittlung notwendiger Kompetenzen an Gesundheitsfachberufe.

 

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E-Health lehren – aber wie?

Der Einsatz elektronischer Informations- und Kommunikationstechnologien prägt unseren Alltag in allen Lebensbereichen. So ist es nicht verwunderlich, dass ihm gerade im Gesundheitswesen eine zentrale und wachsende Bedeutung zukommt. Dass die zukünftigen Gesundheitsfachpersonen den neuen, sich in stetem Wandel befindenden Anforderungen gewachsen sein müssen, wird kaum mehr in Frage gestellt. In diesem Zusammenhang wächst die Erkenntnis, dass die Konzeption und Umsetzung neuer Lehrangebote zu dieser anspruchsvollen Thematik interprofessionell angegangen werden sollte.

Herausforderungen im Gesundheitswesen
Verbesserte Lebensbedingungen ermöglichen es, dass Menschen älter werden. Gleichzeitig ist eine stetige Zunahme vor allem chronischer Krankheitsbilder zu verzeichnen. Mit dem wissenschaftlichen Fortschritt eröffnen sich neue therapeutische Möglichkeiten. Die Ansprüche an die Gesundheitsfachpersonen wachsen. Ökonomische Zwänge erfordern, dass in kurzer Zeit optimale Ergebnisse erzielt werden. Neue digitale Möglichkeiten verändern den Praxisalltag sowie das Verhalten und die Erwartungen aller Beteiligten: Patientinnen und Patienten, bzw. Klientinnen und Klienten informieren und vernetzen sich und sind somit anspruchsvollere Partner im Prozess der Gesundheitsversorgung. Mit zunehmendem Alter öffnet sich jedoch die Schere in Bezug auf den sozioökonomischen Status. Viele Menschen sind von der Digitalisierung überfordert. Die Alltagspraxis wird hektischer, intensiver, komplexer und der Umgang mit Schnittstellen zwischen den verschiedenen Berufen wird zunehmend erfolgskritisch. Die Notwendigkeit eines gut funktionierenden interprofessionellen Zusammenspiels wird zum unabdingbaren Erfordernis. Interprofessionelle Kompetenzen sind eine Summe verschiedener Fähigkeiten, Wissen und Fertigkeiten. Dazu gehört auch ein reflektierter und gleichzeitig selbstverständlicher Umgang mit digitalen Medien und Hilfsmitteln. Eine systematische Herangehensweise in einem interprofessionellen Rahmen ist die beste Voraussetzung, damit die Studierenden im späteren Berufsleben in komplexen Situationen gemeinsam zur besten Lösung derer Bewältigung finden.

Kompetenzen zur sinnvollen Nutzung digitaler Möglichkeiten, fit für E-Health
Die Relevanz der Thematik E-Health hat im schweizerischen Gesundheitswesen in den letzten Jahren beständig zugenommen und wird in Zukunft voraussichtlich weiter wachsen. Elektronische Informations- und Kommunikationsmittel haben in der interprofessionellen Zusammenarbeit eine hohe Bedeutung und können mithelfen, die Versorgungsqualität zu verbessern. Eine zeitnahe Weiterleitung relevanter Informationen, eine Aktualisierung des Patientendossiers im interprofessionellen Team, eine vollständige, klare und systematische Dokumentation dank programmierten Kriterien sind Voraussetzungen dazu, die mit modernen Technologien besser gewährleistet werden können.

Im Zusammenhang mit dem Projekt «Aktualisierung der Abschlusskompetenzen» für die entsprechende Verordnung des Gesundheitsberufegesetzes» (Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit an die Berufskonferenzen FH), haben die Verhandlungen zum Umgang mit der Digitalisierung im weitesten Sinn in den zuständigen Gremien einen prominenten Stellenwert. Die Gesundheitsfachpersonen aus allen Professionen müssen in der Lage sein, diese technischen Hilfsmittel effizient und effektiv zu nutzen. Sie sollten sich mit den aktuellen Entwicklungen in der Thematik E-Health auseinandersetzen und Schlussfolgerungen ziehen auf ihre eigene Berufspraxis, auf die Zusammenarbeit mit den Patientinnen und Patienten und auf diejenige mit anderen Gesundheitsfachpersonen. Digitale Daten und Informationen müssen sie in Bezug auf deren Qualität beurteilen und im interprofessionellen Setting zur Unterstützung von Transparenz, Versorgungsqualität und Effizienz gezielt einsetzen. Ebenso müssen sie die rechtlichen und ethischen Grundsätze zu Datenschutz und Datensicherheit kennen.

Aber wie? Konsequenzen für die Lehre
Kaum ein Thema eignet sich zur Planung und Umsetzung einer Lehrveranstaltung im E-Learning-Format so gut, wie die Vermittlung digitaler Kompetenzen. Dies, weil Digitalisierung als inhaltlicher Schwerpunkt mit digitalen Methoden vermittelt werden kann. E-Learning Strategien vieler Hochschulen fordern in verschiedenen relevanten Dimensionen explizit eine weitere Ausbreitung, bessere Vernetzung und nachhaltige Förderung von E-Learning, vermehrt auch Digital-Learning genannt,. Erfahrungen mit virtuellen Lehrangeboten werden überall dort gesammelt, wo didaktisch ein Mehrwert entsteht (BFH Strategie E-Learning, 2014). Ein solcher wird beispielsweise generiert durch den Einsatz eines virtuellen elektronischen Patientendossiers (EPD) im Unterricht praktischer Fertigkeiten, auch Skills-Training genannt. In einem solchen Setting können Patientenbeispiele mit unterschiedlichen Komplexitätsgraden jeweils entsprechend den Anforderungen des Studienjahrs entworfen werden (Rapphold & Kraft, 2017). Der Ansatz, dem die Verwendung des EPD in der Lehre folgt nennt sich Simulation. Durch Simulation kann eine Situation in ihrer Umgebung realitätsnah imitiert werden.

Grundsätzlich orientiert sich die Wahl der didaktischen Methode an den jeweiligen Zielsetzungen einer Lehreinheit. «Digital natives» sind nicht automatisch «Digital cracks». So kann es mitunter sinnvoll sein Bausteine und grundlegende Zusammenhänge mit traditionellen Lehr- und Lernformen aufzuzeigen. Das gesamte Spektrum pädagogisch didaktischer Möglichkeiten steht zur Verfügung. Dozierende wägen ab, was für die jeweilige Zielerreichung sinnvoll ist. Ein stimmiger Einsatz von Skype, Apps, Moocs in Webinars, virtuellen Kursräumen oder in Präsenzveranstaltungen erfordert eine kontinuierliche Weiterbildung auch für den Lehrkörper ist jedoch geeignet für die interprofessionelle Vermittlung digitaler Kompetenzen. Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Berufsangehörigen ist oft dadurch erschwert, dass jede Profession ihre eigene Sprache spricht und gleiche oder ähnliche Begrifflichkeiten eine unterschiedliche Bedeutung haben. Digitale Kommunikationstechnologien können dazu beitragen eine gemeinsame Sprache zu finden.

Angesichts der Tatsache, dass alle Gesundheitsfachpersonen in allen Arbeitsfeldern von der zunehmenden Digitalisierung genuin betroffen sind, ist es naheliegend, die erforderlichen Kompetenzen gemeinsam und interprofessionell zu erwerben. Die spezifischen pädagogisch didaktischen Hilfsmittel sind vor allem im E-Learning Bereich angesiedelt. Um diese Methodenvielfalt sinnvoll anwenden zu können, wird auch den Verantwortlichen der Lehre eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit und Weiterbildung in der Thematik empfohlen.


Literatur

Suisse (2017, 20. September). Glossar. Abgerufen von http://www.e-health-suisse.ch/header/glossar.html

Fachhochschulleitung BFH (2014, 17. Dezember). E-learning Strategie 2015-2018 [Strategie]. Abgerufen von https://www.bfh.ch/fileadmin/user_upload/BFH_ELStrategie_2015-2018.pdf

Rapphold, B.D., & Kraft, E. (2017). Fit werden für das elektronische Patientendossier mit Familie Aebersold. Frequenz, 01, 20-21. Abgerufen von https://www.gesundheit.bfh.ch/uploads/tx_frppublikationen/BFH_Frequenz_Juni-2017.pdf

Schweizerisches Gesundheitsobservatorium (2015). Gesundheit in der Schweiz – Fokus chronische Erkrankungen. Nationaler Gesundheitsbericht 2015. Bern: Obsan.
Abrufbar unter http://www.obsan.admin.ch/de/publikationen/gesundheit-der-schweiz-fokus-chronische-erkrankungen

Bundesamt für Statistik (2016). ValeurS Gesundheit – Ein Informationsmagazin des Bundesamtes für Statistik – Ausgabe 1/2016. Abgerufen unter https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kataloge-datenbanken/publikationen/magazin-valeurs.assetdetail.350225.html

Bundesamt für Gesundheit (2013). Die gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrates. Bern: BAG. Abgerufen unter https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/strategien-politik/gesundheit-2020/eine-umfassende-strategie-fuer-das-gesundheitswesen.html

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Paro, die Babyrobbe

Paro ist ein emotional sozialinteraktiver Roboter in Gestalt einer Babyrobbe. In Zukunft soll er in der Kinder- und Jugendpsychiatrie vermehrt mitwirken.

Wer an Roboter denkt, denkt in unserer westlichen Gesellschaft meist an dem Menschen nachempfundene Maschinen, die mit eckigen und kantigen Bewegungen im Alltag helfen bzw. Tätigkeiten übernehmen. Häufig werden sie auch mit Unfreundlichkeit in Verbindung gesetzt, wie es z.B. in Filmen dargestellt wird. Wenn man von Pflegerobotik spricht, werden immer wieder Beispiele in der Altenpflege aufgeführt. Roboter übernehmen hier bereits heute Tätigkeiten, bis hin zur Körperhygiene.

Der Therapieroboter PARO wurde während 6 Monaten im Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie der Clienia Littenheid AG, Schweiz, getestet. In der Vergangenheit wurde PARO meist in der Alterspflege eingesetzt. Ursprünglich entwickelte ihn das National Institute of Advanced Industrial Science an Technology (AIST) in Japan für den Einsatz bei Demenzerkrankungen. Über Einsätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie liegen keine näheren Ausführungen vor. PARO ist ein sozialinteraktiver Roboter, der einer Babyrobbe nachempfunden ist. Die Idee geht grundsätzlich von dem Einsatz von Tieren in der tiergestützten Therapie aus und er soll beim Menschen unter anderem Emotionen wie Freude und Wohlbefinden erzeugen. Ein sozial-interaktiver Roboter dient auch als Gefährte und eine Beziehung zwischen Mensch und Roboter steht im Vordergrund. Daher wurde in einer Pilotstudie untersucht, wie hoch die Akzeptanz bei Settingeinsätzen der Kinder und Jugendlichen sowie dem therapeutischen Personal ist und ob sich PARO bei unterschiedlichen Störungsbildern einsetzen lässt.

Methode

In einer Pilotstudie (Juni – Dezember 2016) wurde PARO bei 44 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 8 und 17 Jahren eingesetzt. Der Einsatz erfolgte während eines stationären Aufenthaltes in dem Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie der Clienia Littenheid AG. Der Einsatz fand sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting statt. PARO wurde nur unter Aufsicht von Mitarbeitenden (Pflegefachperson, Psychologin/Psychologe, Ärztin/Arzt oder Sozialpädagoge) eingesetzt und anschliessend wurden die Beobachtungen und Wahrnehmungen des therapeutischen Personals schriftlich in kurzen Fallbeschreibungen festgehalten.

Fallbeispiele

Fall 1: Einsatz in einer Gruppentherapie auf einer Psychotherapiestation für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren

PARO wurde in einer Gruppensitzung mit Jugendlichen auf Initiative einer Patientin herumgereicht. Die anwesenden Patienten reagierten sehr unterschiedlich. Die Reaktionen gingen von sehr achtsam, kindlich spielerisch und distanziert bis leicht ablehnend. Von den Patienten wurden Themen angestossen, wo und wie PARO eingesetzt werden könnte. PARO hat durch die blosse Anwesenheit erheblich zur Diskussion und zu einer produktiven Auseinandersetzung in der Gruppe beigetragen und Interaktion fand statt. Beispielsweise hatte eine anwesende Patientin während der Diskussion die Gruppe ermahnt, etwas leiser zu sein, da PARO unruhig reagierte und laute Töne gemacht hat, die darauf schliessen liessen, dass er sich in dem Setting unwohl fühlt.

Fall 2: Einsatz bei einem 11-jährigen Kind mit hyperkinetischer Störung des Sozialverhaltens und Enuresis

Der 11-jährige Junge mit stark ausgeprägter hyperkinetischer Störung des Sozialverhaltens hatte trotz Anwendung von verhaltenstherapeutischen, sowie sozialpädagogischen Massnahmen und Einsatz von Medikamenten deutliche Schwierigkeiten, sich abends zu beruhigen. Er war grenzüberschreitend in seinem Verhalten und konnte nur schwer einschlafen. Die Abendsituation wurde auch durch den Einsatz von Reservemedikamenten nicht deutlich verbessert. Durch den Einsatz von PARO am Abend im Patientenzimmer wurde die Situation aber deutlich ruhiger und dadurch konnte der Einsatz von Medikamenten reduziert werden. Der Junge hatte eine deutlich verkürzte Einschlafdauer. PARO war ihm in diesen Momenten ein Ansprechpartner. Mit ihm kuschelte er und erzählte ihm das Erlebte vom Tag. Die Möglichkeit der interaktiven Reaktion der Roboter-Robbe gab dem Kind eine positive Rückmeldung und das Gefühl, dass es seine Sache gut macht. PARO reagiert mit Schnurren, beruhigenden Tönen und Lauten. Die Vibrationen simulieren „Vitalzeichen“ und gaben dem Kind zusätzlich eine wohltuende und „menschliche“ bzw. „tierische“ Rückmeldung.

Fall 3: Depressive Episode und Suizidalität einer 17-jährigen Jugendlichen

Eine 17-jährige Jugendliche war in ein stark belastetes Familiensystem eingebunden. Insbesondere die Beziehung zwischen Mutter und Tochter war sehr problematisch. Die Kommunikation der beiden drehte sich meistens um „nüchterne“ Sachthemen. Bei persönlichen Themen kam es häufig umgehend zu Konflikten. Die Patientin hatte starke Stimmungsschwankungen und war teilweise zu Tode betrübt. Sie war niedergeschlagen, verzweifelt und hatte immer wieder den Wunsch, nicht mehr zu Leben. Auf Wunsch der Patienten wurde PARO zu einem anstehenden Familiengespräch mitgenommen. Bereits durch die Aussicht, dass PARO am Gespräch anwesend sein konnte, beruhigte sich die Situation vor dem Gespräch und die Ängste der Patienten wurden erheblich vermindert. Während des Gespräches hat die Patientin die Aufmerksamkeit deutlich auf PARO gerichtet. Sie hielt ihn im Arm und hat ihn gestreichelt. Sie konnte dadurch die gesamte Gesprächszeit aushalten und musste nicht, wie in Situationen zuvor, das Gespräch vorzeitig verlassen. Die Anspannung war bei ihr deutlich vermindert und laut Aussage der Patientin war dies das beste Familiengespräch aller Zeiten.

Daten zur Pilotstudie


Es ist zu vermuten, dass PARO bei allen vorkommenden Störungsbildern einsetzbar ist. Der Einsatz war grundsätzlich im Vorfeld nicht abhängig von der Diagnose, sondern von der Bereitwilligkeit der Patienten und Patientinnen. Gewisse Störungsbilder kommen vermehrt in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie vor.


34 Einsätze (94 %) wurden von den Patienten als positiv bewertet und hatten eine hohe Akzeptanz. 3 Einsätze wurden negativ bewertet und 2 Patienten machten keine Angaben zu Akzeptanz.


Fazit

PARO wurde von den Kindern- und Jugendlichen in der Therapie akzeptiert und konnte auch als Initiationsobjekt für schwierige Gesprächssituationen eingesetzt werden. Es zeigte sich auch, dass Patientinnen und Patienten schneller für sie problematische Themen angehen konnten. Zudem wurde die Kommunikation unter den Jugendlichen gesteigert, indem sie über diverse Einsatzmöglichkeiten von PARO diskutierten.
Um den Einsatz und die Wirkung von PARO bei Kinder- und Jugendlichen besser zu verstehen, wird aktuell im Rahmen einer Masterthesis eine Studie am Fachbereich Gesundheit, angewandte Forschung und Entwicklung / Dienstleistung Pflege durchgeführt.


Literatur

Bemelmans, R., Gelderblom, G. J., Jonker, P. & Witte, L. de. (2015). Effectiveness of Robot Paro in Intramural Psychogeriatric Care. A Multicenter Quasi-Experimental Study. Journal of the American Medical Directors Association, 16 (11), 946–950. https://doi.org/10.1016/j.jamda.2015.05.007
Lane, G. W., Noronha, D., Rivera, A., Craig, K., Yee, C., Mills, B. et al. (2016). Effectiveness of a social robot, «Paro,» in a VA long-term care setting. Psychological services, 13 (3), 292–299. https://doi.org/10.1037/ser0000080

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Meine Gesundheit – meine Verantwortung?

Im Zeitalter von Self-Tracking, Self-Monitoring, Quantified Self und Self-Managment unter anderem wird Gesundheit immer mehr zum Gegenstand der Selbstverantwortung für den Einzelnen. Digitalisierung verbessert die Gesundheitssituation und leistet einen Beitrag zur Reduktion der hohen Gesundheitskosten. Entsprechen diese Erwartungen auch den vorhandenen Möglichkeiten?

Gesundheitspolitische Forderung und Förderung
Die demographische Entwicklung, die hohe Prävalenzzahlen an nichtübertragbaren Krankheiten und damit einhergehende Krankheits- und Pflegekosten in der Schweiz spiegeln sich unter anderem in der alljährlichen Erhöhung der Krankenkassenprämien wider. Das Ziel des Bundes  – „Das Schweizer Gesundheitssystem soll qualitativ hochstehend, finanzierbar und zugänglich bleiben“ – sollte im Interesse aller Beteiligten stehen. Entsprechende Massnahmen zur Kostenreduktion bei gleichbleibender Qualität müssen daher auch von allen getragen werden. Diskussionen darüber werden von den Interessensgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen geführt. Die von verschiedenen Seiten geforderte und zum Teil auch geförderte Eigenverantwortung des Einzelnen stellt dabei ein wichtiges Puzzleteil dar (siehe auch Tab. 1).

Im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention offenbaren sich aufgrund technologischer Entwicklungen neue vielversprechende Ansätze, die ebenfalls in den gesundheitspolitischen Diskurs rund um die Eigenverantwortung miteinfliessen. Es stellt sich die Frage worin diese Verantwortung genau liegt und inwieweit M-Health² in diesem Zusammenhang tatsächlich einen Mehrwert für das Individuum, für die Gesellschaft bringt und letztendlich zur gewünschten Kostenreduktion im Gesundheitswesen beitragen kann?

Verantwortung – ein weit gefasster Begriff 
In diesem Kontext muss zuerst der Begriff Eigenverantwortung etwas genauer analysiert werden. Was steckt konkret dahinter? In der Literatur werden vor allem zwei Konstrukte beschrieben, die Gesundheitskompetenz und das Selbstmanagement. Der Begriff Gesundheitskompetenz wird in einem Dokument der WHO sehr umfassend dargestellt und beinhaltet „das Wissen, die Motivation und die Kompetenzen von Menschen in Bezug darauf, relevante Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag in den Bereichen der Krankheitsbewältigung, der Krankheitsprävention und der Gesundheitsförderung Urteile fallen und Entscheidungen treffen zu können, welche die Lebensqualität im gesamten Lebensverlauf erhalten oder verbessern“(WHO Regional Office for Europe, 2013). Der Begriff Selbstmanagement (in Kontext von chronischen Erkrankungen) schliesst eine Vielzahl von Charakteristika ein, wie z.B.

  • Wissen über die Krankheit und ihre Behandlung haben,
  • aktive Beteiligung an der Kontrolle und dem Management der Krankheit,
  • Identifikation von Faktoren, die zu einer Verschlechterung der Krankheit führen können,
  • das Ergreifen von geeigneten Massnahmen, um Symptome in verschiedenen Situationen zu verhindern und zu behandeln etc.¹

Beide Begriffe umfassen ähnliche Inhalte und sind generell sehr weit gefasst. Es ist offensichtlich, dass elektronische Hilfsmittel hier unterstützend sein können (Informationsaustausch, Wissensmanagement, externes Feedback, Selbstüberwachung, Selbstbeurteilung der eigenen Gesundheitsdaten). Andererseits kann diese Eigenverantwortung auch gewisse „Nebenwirkungen“ mit sich bringen. Es wird dem Einzelnen mit der geforderten Eigenverantwortung auch eine gewisse Last aufgebürdet, die vermutlich nicht von allen gleich getragen werden kann (s. nächstes Kapitel). Zudem wird es zunehmend schwieriger eine Grenze zwischen Eigenverantwortung und Verantwortung der Gesundheitsfachpersonen zu ziehen. Dies könnte im Falle von Behandlungsfehler bei chronisch Kranken schwerwiegendere Konsequenzen mit sich tragen.

Wissenschaftliche Voraussetzungen
Die wissenschaftliche Literatur untermauert das Potenzial von M-Health-Lösungen, wenn es um die Verantwortung im Umgang mit der eigenen Gesundheit geht. Patienten mit chronischen Erkrankungen nehmen ihren Gesundheitszustand besser wahr, sie sind in der Lage Entscheidungen im Behandlungsprozess zu treffen und sind angespornt ihre Gesundheitsdaten durch Verhaltensänderungen zu optimieren. Durch zusätzliche Rückmeldungen des Gesundheitspersonals fühlen sich die Patienten besser betreut und sind auch entsprechend motiviert (Morton et al., 2017; Whitehead & Seaton, 2016). Allerdings darf dabei nicht ausser Acht gelassen werden, dass die Teilnehmenden dieser Studien bereits im Vorfeld positiv eingestellt sind, wenn es um die Anwendung digitaler Hilfsmittel und die Eigenverantwortung geht. Zudem zeigen Ergebnisse, dass die Hauptnutzerinnen und -nutzer dieser Hilfsmittel jüngere Personen mit höherem sozioökonomischen Status und besserem Gesundheitszustand sind (Carroll et al., 2017; Ernsting et al., 2017).

Ähnliche Faktoren beeinflussen auch die Gesundheitskompetenz. Geringe Gesundheitskompetenzen gehen einher mit einem niedrigen sozioökonomischen Status, gesundheitsabträglichen Verhaltensweisen, sowie erhöhter Morbidität und Mortalität. Zusätzlich scheint es für diese Personengruppe schwieriger zu sein, digitale Lösungen effektiv zu nutzen (Jensen, King, Davis, & Guntzviller, 2010; Kim & Xie, 2017). Diese digitale und gesundheitliche Ungleichheit muss bei der Forderung zu mehr Eigenverantwortung  unbedingt berücksichtigt werden, wie auch der Umstand, dass über die Wirksamkeit digitaler Interventionen noch wenig verallgemeinerbare Aussagen zulässig sind. Dies schliesst auch Kosten-Nutzen-Rechnung mit ein.

Was muss getan werden?
Auch wenn der Forschungsbedarf noch gross ist, so zeigt sich, dass in Zukunft digitale Hilfsmittel den Einzelnen unterstützen können, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Das Potenzial scheint enorm. Die ersten Ansätze solche Massnahmen umzusetzen sind generell positiv zu bewerten. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Für eine Umsetzung in der Schweizer Bevölkerung müssen wichtige Voraussetzungen geschaffen werden. Einerseits muss ein breiter Konsens geschaffen werden, was Eigenverantwortung umfasst und andererseits muss die Unterstützung für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Hinblick auf digitale Kompetenzen und Gesundheitskompetenzen gewährleistet sein. Wird diesem Aspekt zu wenig Beachtung geschenkt, so werden die Möglichkeiten jenen vorbehalten bleiben, die schon jetzt von den Angeboten der Prävention und Gesundheitsförderung am meisten profitieren. Die „digitale Kluft“ würde die gesundheitliche Ungleichheit noch verstärken. Damit würde vermutlich auch eine grosse Chance verloren gehen, die Gesundheitssituation in der Schweiz zu verbessern bzw. die Gesundheitskosten langfristig zu reduzieren.

Tabelle 1: Verankerung des Themas Eigenverantwortung und Gesundheit


Fussnote:

  1. Eine umfangreiche Darstellung ist unter Whitehead and Seaton (2016) zu finden.
  2. Der Begriff Mobile Health (mHealth) beschreibt medizinische Verfahren sowie Massnahmen der privaten und öffentlichen Gesundheitsfürsorge, die durch Mobilgeräte wie Mobiltelefone, Patientenüberwachungsgeräte, persönliche digitale Assistenten (PDA) und andere drahtlos angebundene Geräte unterstützt werden
    (Quelle: https://www.e-health-suisse.ch/header/glossar.html#M)

References

WHO Regional Office for Europe. (2013). Health literacy: The solid facts (Healthy cities 21st century). Copenhagen. Retrieved from World Health Organization website: http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0008/190655/e96854.pdf?ua=1

Whitehead, L., & Seaton, P. (2016). The Effectiveness of Self-Management Mobile Phone and Tablet Apps in Long-term Condition Management: A Systematic Review. Journal of medical Internet research, 18(5), e97. doi:10.2196/jmir.4883

Morton, K., Dennison, L., May, C., Murray, E., Little, P., McManus, R. J., & Yardley, L. (2017). Using digital interventions for self-management of chronic physical health conditions: A meta-ethnography review of published studies. Patient education and counseling, 100(4), 616–635. doi:10.1016/j.pec.2016.10.019

Ernsting, C., Dombrowski, S. U., Oedekoven, M., O Sullivan, J. L., Kanzler, M., Kuhlmey, A., & Gellert, P. (2017). Using Smartphones and Health Apps to Change and Manage Health Behaviors: A Population-Based Survey. Journal of medical Internet research, 19(4), e101. doi:10.2196/jmir.6838

Carroll, J. K., Moorhead, A., Bond, R., LeBlanc, W. G., Petrella, R. J., & Fiscella, K. (2017). Who Uses Mobile Phone Health Apps and Does Use Matter? A Secondary Data Analytics Approach. Journal of medical Internet research, 19(4), e125. doi:10.2196/jmir.5604

Kim, H., & Xie, B. (2017). Health literacy in the eHealth era: A systematic review of the literature. Patient education and counseling, 100(6), 1073–1082. doi:10.1016/j.pec.2017.01.015

Jensen, J. D., King, A. J., Davis, L. A., & Guntzviller, L. M. (2010). Utilization of internet technology by low-income adults: the role of health literacy, health numeracy, and computer assistance. Journal of aging and health, 22(6), 804–826. doi:10.1177/0898264310366161

Bundesamt für Gesundheit (BAG) (Ed.). (2013). Gesundheit2020: Die gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrates. Retrieved from https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/strategien-politik/gesundheit-2020/eine-umfassende-strategie-fuer-das-gesundheitswesen.html

Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) (Ed.). (2016). National Strategie Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD-Strategie) 2017-2024. Retrieved from https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/strategien-politik/nationale-gesundheitsstrategien/strategie-nicht-uebertragbare-krankheiten.html

Economiesuisse. (2016). Leitlinie der Wirtschaft – für eine neue Schweizer Gesundheitspolitik. Retrieved from http://www.economiesuisse.ch/sites/default/files/publications/Gesundheitsleitlinien_Teil1_DE.pdf

 

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SATW Project «Public Value of Personal Health Data»

Personal health data are urgently needed for medical research and medical care. They provide the foundations for personalized medicine, but in Europe they are hardly accessible for researcher and medical doctors. This project analyzes how this unfortunate situation could be changed.

In a 22-months research project the Swiss Academy of Engineering Science (SATW) will analyze the potential public value of personal health data collections and how it can materialized and leveraged. So far, there are lots of personal health data around in Switzerland, but they are hardly if at all accessible for research and medical care.

In a first step, the project will identify the value provided by personal health data. Based on the public value theory by Mark Moore a stakeholder-value matrix will be developed, which differentiates among different stakeholders and different types of public value. Thereby, expected values will be complemented with perceived risks. In order to obtain reliable results, analyses will first be carried out for scenarios that differ with respect to types of data, roles of users accessing the data, and types of usage. Only then results will be merged into a big picture.

In a second step, the project will identify and analyze different governance options, that is it will study how different forms of governance impact the stakeholder-value matrix and what this means for public and political acceptance of a personal health data platform ruled by a specific governance concept. Thereby governance for the whole public health data ecosystem will be taken into consideration. Among others this will allow us to consider both mandatory and self-determined providing of own health data to a platform.

In a third step, communication concepts will be developed that support an open and constructive political dialogue about which actions should be taken by government. Possible actions include regulatory acts, infrastructure investments, and teaching and training. The goal is to escape the current trap in the political dialogue which stems from the fact that personal health data are usually discussed in toto and lots of different aspects are thereby combined which can be handled separately.

Apart from SATW, Bern University of Applied Sciences, ETH, and Golliez Data Consulting are involved in the project. The project will build on previous experience of the BFH-Center Digital Society with public value studies in the context of digital transformation.

Current status

A workshop has been carried out with more than 30 experts from a diverse that of disciplines involved with the use of personal health data. The results of the workshop are under review by its participants and will be published in the beginning of 2018. They will be further validated in expert interviews in the coming months.

Contact data

Please address any requests to: Reinhard.riedl@bfh.ch

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