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Wie Verkehrsmessungen eine smarte Strassenbeleuchtung ermöglichen

Nur so viel Licht, wie wirklich gebraucht wird – eine intelligente Beleuchtung im öffentlichen Raum gehört inziwschen zu den Merkmalen einer Smart City. Solche Anwendungen entwickeln Schweizer KMU, wie die ELEKTRON AG, die im Bereich Strassenbeleuchtung marktführend ist – im Gespräch mit ihrem CEO Enrico Baumann.

Was bedeutet Smart City für Sie?

Das Ziel einer Smart City ist es, Ressourcen zu schonen und die Lebensqualität zu steigern. Der Begriff reicht aber viel weiter: Denn letztendlich steht in der Smart-City-Diskussion der sinnvolle Einsatz der neuen Technologien im Vordergrund. Das bedeutet, bereit zu sein für die zukünftigen Herausforderungen, speziell im Kontext des Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Verstädterung.

Was heisst das konkret für die Schweiz, wo stehen wir?

Die Schweiz ist im internationalen Vergleich ein kleines Land. Richtig grosse Städte findet man bei uns keine. Dadurch haben wir auch weniger Dichtestress. Wir sind eigentlich richtig verwöhnt, denn bei uns ist die ganze Infrastruktur gut in Schuss.

Das bedeutet aber nicht, dass wir uns ausruhen können: Auch die Schweiz wächst und steuert unweigerlich auf 10 Mio. Einwohner zu. Verschärft wird die Thematik zusätzlich durch die steigende Verstädterung und das damit einhergehende Verwaisen von abgelegenen Randregionen. Die gezielte Förderung von Themen wie Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft ist deshalb für kommende Generationen so fundamental wichtig. Die neuen Technologien bieten viele Möglichkeiten, Ressourcen zu schonen und Verschwendung zu vermeiden. Wenn wir heute keine Massnahmen ergreifen, wird diese Entwicklung nicht nur der Umwelt, sondern auch der Volkswirtschaft schaden.

Was braucht die Schweiz, um das Potenzial von Smart City auszuschöpfen?

In der Schweiz haben wir optimale Voraussetzungen: sehr gute KMUs, eine grosse Startup-Szene und Hochschulen mit grossartigem Ruf. Sowohl die Unis und die ETH wie auch die Fachhochschulen forschen intensiv an Lösungen für die Zukunft.

Wichtig ist, dass das Thema «nachhaltiges Entwickeln und Unterhalten der Städte und Gemeinden» auch politisch fest verankert wird. Entsprechende Legislaturziele und griffige Gesetze müssen verabschiedet werden, die sicherstellen, dass die nötigen Massennahmen konsequent umgesetzt und durchgesetzt werden. Der Bundesrat ging voran, nun muss auch das Parlament noch mitziehen. Eine Haltung einzunehmen wie «wir sind ja eh zu klein im globalen Kontext, um irgendwie etwas zu bewegen», ist schlicht keine Option und verhindert, dass sich in der Schweiz ein neuer, starker Wirtschaftszweig entwickelt. Ziele bedeuten, wir müssen etwas machen.

Es ist unabdingbar, dass wir uns von kleinen, regionalen «proof of concept»-Projekten hin zu grösseren Rollouts bewegen. Die Technik funktioniert, und es braucht nun Mut, die Lösungen schweizweit einzusetzen. Das lässt neue Industriebereiche und Wertangebote entstehen, die das Potential haben, im Ausland erfolgreich zu werden. Letztendlich wird damit der Standort und Werkplatz Schweiz gestärkt.

Welche Rolle nimmt die ELEKTRON dabei ein?

Lichtmast Wolf Areal

Installation einer intelligenten Strassenbeleuchtung auf dem Wolf-Areal

Wir entwickeln intelligente Lösungen für effiziente Systeme – im Grundsatz schonen wir also immer in irgendeiner Form Ressourcen. Unser ausgewogenes Portfolio an Produkten, Dienstleistungen und Services hat zum Ziel, die Infrastruktur, allen voran die Strassenbeleuchtung, intelligent zu machen. Wir verstehen uns deshalb auch als Smart-City-Systemintegratoren, da wir dies immer in Zusammenarbeit mit starken Partnern tun. Damit nutzen wir Synergien und schaffen echte Mehrwerte für unsere Kunden – das ist für uns intelligent und effizient.

Sind solche Projekte in Kooperation bereits entstanden?

Wir haben verschiedene Systemlösungen entwickelt und realisiert, wie beispielsweise eine Verkehrsmessung, die Daten für eine intelligente Lichtsteuerung liefert. So werden die Strassen nur noch so hell beleuchtet, wie es für den effektiven Verkehr notwendig ist – ohne unnötige Lichtverschmutzung. Oder wir vereinfachen die Bezahlung von geteilten Infrastrukturen wie Gemeinschaftswaschküchen und E-Ladestationen durch die Integration in ein zentrales Abrechnungs- und Verwaltungssystem. Dabei arbeiten wir eng mit unterschiedlichen Hardware- und Software-Anbietern im Bereich IoT zusammen. Wirklich wichtig ist uns dabei auch, dass nicht nur der Besitzer, sondern auch der Nutzer der Infrastruktur einen Vorteil hat – Technologie soll immer nutzbringend angewendet werden und keine Spielerei sein.

An der diesjährigen Smart Suisse im März in Basel hat ELEKTRON auf die Smart City Alliance angestossen. Was steckt dahinter?

Entstanden ist die Alliance aus dem Gedanken, dass eine Smart City nie einer alleine baut. Wenn man das Smart City Wheel[1] betrachtet, fällt sofort die Vielzahl einzelner Spezialgebiete auf. Für jedes Thema gibt es ein grosses Potenzial an einzelnen Anbietern, die in ihrem Fachgebiet Weltspitze sind. Allein können sie sich jedoch kein Gehör verschaffen, weil sie nur ein kleines Zahnrad in einem System sind. Die Alliance bietet genau diesen Unternehmen die Chance, in einer grösseren Organisation aufzutreten und damit als ein Teil eines Ökosystems wahrgenommen zu werden.

Zum Abschluss ein kleiner Ausblick: Wohin führt die Smart City-Reise?

Wir kommen in der Schweiz langsam aus der Phase heraus, wo man sagt «Mir lueget mal öb’s funktioniert» und dann entscheiden, was wir machen. Das es funktioniert, ist weitestgehend bewiesen und die Bevölkerung versteht mittlerweile, dass neue Technologien auch wirklich etwas bringen. Heute beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema Standardisierung, um den Betreibern auch den nötigen Investitionsschutz zu gewährleisten. Mit der Kooperation, auch mit der Alliance, versuchen wir Standards im IoT-Bereich für Infrastrukturen und Smart City-Anbieter zu schaffen. Mit dem Gütesiegel eines Standards ist man auch als Liegenschaftsbesitzer oder Verwaltung einer ganzen Stadt, also als Investor, auf der sicheren Seite. So gibt es keinen Grund mehr gibt, smarte Projekte nicht zu umzusetzen.


Zur Person

Als engagierter Visionär führt Enrico Baumann seit 2011 die Weiterentwicklung der ELEKTRON AG an. Mit dem Aufbau des firmeneigenen Ideenlabors schaffte er Voraussetzungen, um zusammen mit Technologiepartnern und Hochschulen Raum für Innovation entstehen zu lassen. Der sinnvolle, bedürfnisorientierte Einsatz modernster Technologien ist fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie. Als Marktführer in der Strassenbeleuchtung verpflichtet sich ELEKTRON, intelligente Lösungen für effiziente Systeme zu entwickeln, die sowohl der Bevölkerung als auch der Umwelt dienen.


Referenz

[1] Anmerkung: Smart City Wheel von Boyd Cohen

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Tokio als Treffpunkt der Smartcity-Forschenden

Das EU-Japan Horizon 2020 Projekt CPaaS.io organisierte im Rahmen des TRON Symposiums im Dezember in Tokio einen Workshop mit Städtevertretern aus Amsterdam, Murcia, Sapporo, Tokio, Yokosuka und Zürich. Sie verglichen die Strategien und Aktivitäten der verschiedenen Städte. Dabei stellte sich heraus, dass für alle Städte offene Daten, Plattformen und Bürgerpartizipation wichtige Elemente darstellen.

Das City Stakeholder Board des CPaaS.io Projekts wurde gegründet, um Rückmeldungen und Validierungen der Ergebnisse des Projekts aus Städten in Japan und Europa zu erhalten, sowie um den Erfahrungsaustausch zu fördern und so die reale Wirkung des Projekts zu maximieren. Dieser City Stakeholder Workshop war der dritte solche Workshops innerhalb von zwei Jahren. Im Fokus stand dabei, wie die vergangenen Jahre die Strategien der Städte beeinflusst haben, und wie die Strategien heute aussehen, insbesondere wenn es darum geht, einen Mehrwert für die Öffentlichkeit (public value) zu erzeugen.

Yuriko Koike, Gouverneurin Tokio

Smart City ist ein wichtiges Thema für alle Stakeholder-Städte von CPaaS.io. Dies wurde durch die Tatsache veranschaulicht, dass einige politisch hochrangige Personen an der Veranstaltung teilnahmen, darunter die Gouverneurin von Tokio, Yuriko Koike, und der Bürgermeister von Murcia, José Ballesta Germán. Austragungsort des City Stakeholder Workshops war erneut das TRON Symposium in Tokio, Japan. Darüber hinaus haben wir die Arbeit mit der Open and Agile Smart Cities Initative (OASC) fortgesetzt, welche letztes Jahr während der IoT Week in Bilbao, Spanien, ihren Anfang genommen hatte.

Format des Workshops

José Ballesta Germán, Bürgermeister Murcia, Spanien

Die Session am Morgen war komplett für die Gastgeberstadt Tokio reserviert, mit Referaten von Yuriko Koike, der Gouverneurin von Tokio, als Leading-ICT-City im Hinblick auf die kommenden Olympischen und Paralympischen Spiele 2020, Takahiro Matsushita (Deputy Director General, Office of the Governor for Policy Planning) über die Förderungsaktivitäten des Tokio Metropolitan Governments für selbstfahrende Fahrzeuge und Kyoko Kubara (Deputy Director General for ICT Strategy, Bureau of General Affairs) zu E-Government und Open Data. Unter anderem wurde dabei auch die Wichtigkeit eines One-Stop-Shops für alle Verfahren der Verwaltung betont, ein Thema, welches auch in Europa wichtig ist (vgl. Once-Only Prinzip in der Tallinn Deklaration oder das TOOP-Projekt, an welchem auch die BFH beteiligt ist).

Podiumsdiskussion, von links nach rechts: Martin Brynskov (OASC), Antonio Skarmeta (Murcia), Hiroyuki Yamaguchi (Yokosuka), Motoi Ichihashi (Sapporo), Benno Seiler (Zürich), Joshua Serrão (Amsterdam), Stephan Haller (BFH), Ken Sakamura (INIAD)

Am Nachmittag folgten dann nach einer Einführung durch die CpaaS.io Koordinatoren Ken Sakamura (INIAD, Toyo Universität) und Stephan Haller (BFH) die Referate der anderen Städtevertreter sowie von Martin Brynskov, dem Leiter von OASC.

Abgeschlossen wurde der Event mit einer offenen Podiumsdiskussion. Die Folien der meisten Referate sind über die Projektwebseite abrufbar.

Ergebnisse und Ausblick

Die wichtigsten Ergebnisse sind hier zusammengefasst:

Prozess- und Governance-Aspekte

  1. Ko-Kreation: Die Einbeziehung der Bewohnerinnen und Bewohner in die Entwicklung der Städte ist wichtig für die Akzeptanz und die Suche nach guten Lösungen. Offene Datenportale, Hackathons, Bürgergespräche sind mögliche und gute Wege, um die Ko-Kreation anzustossen. Im Gegensatz zu offiziellen Stadtdiensten, von denen die Bürger von Anfang an eine perfekte Dienstleistung erwarten, ist eine solche Perfektion anfänglich nicht zwingend notwendig
  2. Regulierung und Ausschreibungen: Verordnungen und der Zwang zu öffentlichen Ausschreibungsverfahren erschweren oft die Umsetzung von innovativen neuen Lösungsansätzen. Innovative Städte müssen Wege finden, um den Innovationsprozess zu deregulieren, damit der Fortschritt bei der digitalen Transformation durch traditionelle Verwaltungsprozesse nicht verhindert wird.

Technische Aspekte

  1. Identitätsmanagement & personenbezogene Daten: Voraussetzung für Smart Cities, wie es z.B. Zürich mit «Mein Konto» eingeführt hat. Personenbezogene Datenräume sind interessant, um Innovationen in den Städten zu fördern.
  2. Open Data: Open Government und Linked Open Data sind ein Muss für Smart Cities. Das Kontextinformationsmanagement fügt Echtzeit-Informationen und graph-basiertes Wissen hinzu.
  3. Datenaustausch (Data Sharing): Sicherheit im Datenaustausch ist ein wichtiger Aspekt. Bei der Datenübertragung muss das Problem des Datenbesitzes, der Datenverwaltung und der Datensicherheit angegangen werden.
  4. IoT-Geräte & Netzwerke: IoT ist oft das Herzstück einer Smart-City-Plattform. Die Stadt kann Innovationen fördern, indem sie eigene IoT-Geräte und eigene IoT-Netzwerke zur Verfügung stellt (z.B. LoRa)
  5. Wiederverwendung von APIs: Öffentliche APIs und deren Nutzung durch Entwickler sind ein wichtiger Aspekt der digitalen Transformation. Zunehmend hört man die Forderung nach standardisierten Lösungen. Diesbezüglich wichtig ist in Europa der Context Broker, einer der sogenannten Building Blocks der Connecting Europe Facility (CEF), mit der FIWARE-Kontext-API (NGSI-9/10) und der Weiterentwicklung hin zu NGSI-LD (als Teil von ETSI ISG CIM). Dies ist ein wichtiger Schritt für gemeinsame Dienste und Datenmodelle in Europa. Für Japan und den asiatisch-pazifischen Raum sollten ähnliche Standards genutzt werden.

Ausserdem sind in einem von Joshua Serrão (Amsterdam) produzierten Video die Eindrücke von Stephan Haller (BFH), Antonio Skarmeta (Universität Murcia) und Martin Brynskov festgehalten:

Auch wenn das CPaaS.io-Projekt mit diesem Workshop seinen Abschluss gefunden hat, werden die Resultate des Projektes weiter die Entwicklung von Smart Cities unterstützen. Mit dem Hauptziel begonnen, eine Cloud-basierte, IoT- und Open-Data-Plattform zur Förderung von Smart City-Innovationen zu liefern, hat das Projekt eine Vielzahl von Ergebnissen gebracht: Eine gemeinsame funktionale Architektur mit einem Werkzeugkasten aus Implementierungs¬komponenten, die in einer Vielzahl von Städten zum Einsatz kommen werden (basierend auf verbreiteten Frameworks wie FIWARE), Mechanismen für die Föderierung von Plattforminstanzen sowie für den rechtskonformen Umgang mit Personendaten (Stichwort Personal Data Stores), und unterstützende Werkzeuge für die Erstellung, den Transfer und die Adaptierung von Smart City-Anwendungen und für die Analyse und Entwicklung von Smart-City-Strategien.


Danksagung

Das Projekt CPaaS.io wird finanziert durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union (Grant Agreement n° 723076) sowie durch das NICT in Japan (Management Number 18302).

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Dateninfrastruktur macht Städte erst smart

Erst der clevere Umgang mit den Daten, die in einer Stadt analog wie digital entstehen, legt den Grundstein für eine intelligente Metropole. Wie sehen zukunftsweisende Beispiele aus, welche Städte gehen voran und wo steht die Schweiz? Eine internationele Bestandsaufnahme der smarten Datenpolitik.

Daten sind die zentrale Ressource einer digitalen Wirtschaft und Gesellschaft. Sie bieten grosse Chancen für Innovation, Forschung und wirtschaftliches Wachstum (Swiss Data Alliance 2017). Der Bundesrat will kohärente Rechtsgrundlagen für die Schweiz schaffen, welche den Umgang mit Daten regeln, und sich als attraktiven Standort für eine datenbasierte Wertschöpfung positionieren. Dazu gehört, dass Datenbestände als Rohstoff für die digitale Gesellschaft bereitgestellt werden, dass auch in der Verwaltungsarbeit vermehrt Datenanalysen eingesetzt werden und dass im politischen Entscheidungsfindungsprozess und in der administrativen Leistungserbringung die breite Öffentlichkeit verstärkt einbezogen wird. Diese Praktiken sind in Smart Cities wie Wien, Barcelona oder Amsterdam heute bereits Realität (OECD 2015+2018, EU-Kommission 2017a+b, Open Data Institute 2018, KPMG 2016, Deloitte 2015).

Vor diesem Hintergrund drängt es sich auch für die Schweizer Städte und Agglomerationen auf, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen und Leitlinien für eine zeitgemässe Datenpolitik zu erlassen. Ziel sollte es sein, sich als Stadt im nationalen Diskurs zum Thema Datenpolitik aktiv einzubringen und sicherzustellen, dass sich Stadt und Agglomeration im Sinne der Standortförderung gegenüber anderen Regionen auch in Zukunft behaupten können.

Im Rahmen der internationalen Datenpolitik (z.B. OECD 2015+2018, EU-Kommission 2017a+b) und der angewandten Datenwissenschaft lassen sich verschiedene Trends ausmachen, die es bei der Erarbeitung einer Datenpolitik auf lokaler Ebene zu berücksichtigen gilt. Je nach Ausgangslage und Zielsetzungen können im Rahmen der mittelfristigen Planung unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden.

Open, Shared und Linked Data liefern die Grundlage

Daten sind ein wichtiger Innovationstreiber. Dabei ist die Verfügbarkeit von Daten für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung ebenso wichtig wie die Bereitstellung von Infrastrukturen zu deren Speicherung und Übertragung (OECD 2015). In den letzten Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Daten, welche in erster Linie von der öffentlichen Hand finanziert werden, am besten als «Open Data» bereitgestellt werden, um deren Sekundärnutzung innerhalb und ausserhalb der öffentlichen Verwaltung zu fördern. Auch sensible oder urheberrechtlich geschützte Daten können oftmals im Rahmen eines klar definierten Nutzerkreises gemeinsam bewirtschaftet werden. Um den Datenaustausch über Organisationsgrenzen hinweg zu erleichtern, werden Datenbestände zudem mittels Linked-Data-Technologie semantisch beschrieben und untereinander vernetzt. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Bereitstellung von Basisregistern.

Es gibt einige Beispiele für gelungenen Datentransfer in Städten. Für rund 30 deutsche Städte steht mit «ally» eine kostenlose App für den städtischen Nahverkehr zur Verfügung. Die Anwendung zeigt Live-Daten für die optimale Fortbewegung in der Stadt. Integriert sind neben den Daten des öffentlichen Nahverkehrs auch neue Mobilitäts-Services wie Carsharing und Bike-Sharing-Dienste. Zusätzlich sorgen von den Nutzern bereitgestellte Live-Informationen für genaueste Echtzeit-Informationen der verfügbaren Routen. Auch die «Bike Citizens» App nutzt offenes Kartenmaterial der öffentlichen Hand sowie von den Nutzern gesammelte Daten, um Radfahrern die beste Route durch den Stadtverkehr anzuzeigen. Zudem bietet der Plattform-Betreiber Partnerschaften mit Städten und die Aufbereitung der Daten für die Verkehrsplanung an.

Im Bereich der Finanzplanung findet Open Government Data ebenfalls Verwendung. Hier erlaubt es beispielsweise die «Open Spending»-Plattform, Daten aus dem öffentlichen Finanzhaushalt zu visualisieren und zu analysieren und ermöglicht so neue Sichten auf die öffentlichen Finanzen.

Bürgerinnen und Bürger mit einbeziehen

Viele Städte haben erkannt, dass durch den Einbezug der Bevölkerung, innovativer Kreise und Start-ups sowohl die Lebensqualität wie auch die Standortattraktivität gesteigert werden können. Mit einer gut gebildeten und engagierten Bevölkerung sind Crowdsourcing und Co-Kreation oft genutzte und erfolgreiche Ansätze, um neue Ideen zu generieren und diese erfolgreich umzusetzen. Der Nutzen solcher Ansätze geht über die Ideengenerierung hinaus; sie führen im Vergleich zu Lösungen, die «von oben herab» ausgerollt werden, auch zu einer besseren Akzeptanz von Innovationen.

Beispielsweise nutzt die Stadt Wien solche Ansätze zur Verbesserung der Lebensqualität unter dem Begriff «g’meinsam g’scheiter» , Amsterdam betreibt unter dem Namen «Amsterdam Smart City«” eine Plattform, um potentielle Partner und Interessenten für Innovationsprojekte zusammenzubringen , und in Grossbritannien wird die Online-Plattform “Predictiv” für Verhaltensexperimente genutzt . Letztere ermöglicht es Regierungen, randomisierte kontrollierte Studien mit einer Online-Population von Teilnehmenden durchzuführen und so zu testen, wie gut neue Strategien und Interventionen funktionieren, bevor sie in der Praxis eingesetzt werden.

Big Data für service public nutzen

Infolge von verbesserten technischen Möglichkeiten können immer grössere Datenmengen verarbeitet werden. Diese technologische Entwicklung wird von neuen Daten-Analyse-Methoden begleitet. Dank Big Data können auch im öffentlichen Sektor Effektivitäts- und Effizienzsteigerungen erzielt werden. Beispiele hierfür sind Verbesserungen im Bereich der Logistik und bei der Instandhaltung von Stadtwerken, Gebäuden und Verkehrsinfrastruktur, welche dank Analysen und Prognosen und mittels geeigneter Algorithmen für Planung und Steuerung realisiert werden (KPMG 2016). Neben der nötigen Infrastruktur für die ganze Wertschöpfungskette bedarf es auf dem Weg zur Nutzengenerierung zudem einschlägiger methodologischer Kompetenzen sowie der Bereitschaft, mit Partnern aus Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenzuarbeiten.

Um die Wirksamkeit der kommunalen Verwaltung zu erhöhen, sammelt und analysiert Barcelona Daten aus den eigenen Systemen und offenen Quellen (z.B. Social Media Daten, Software Log Files und GPS Signale). Dank visueller Analytik werden z.B. Wohnungen ohne Touristenlizenz identifiziert oder Betrugsfälle in der U-Bahn verhindert.

Nudging dank Internet der Dinge

Das Internet der Dinge (engl. Internet of Things, IoT) ermöglicht die Vernetzung von physischen Objekten und Kleinstgeräten, insbesondere Sensoren. Dadurch lässt sich z.B. genauer und zeitnaher messen, was in einer Stadt oder einer Agglomeration geschieht. Und nur was man messen kann, kann man auch steuern – seien dies Energieverbrauch, Mobilitätsströme oder Schadstoffausstoss. Zusammen mit Ko-Kreation, Big und Open Data bildet das Internet der Dinge eine wichtige Grundlage für eine effizientere und ressourcenschonendere Stadt, für die “Smart City”.

So kann zum Beispiel mit einer intelligenten Strassenbeleuchtung nicht nur Energie gespart werden; sie kann auch wie in Amsterdam dazu genutzt werden, Gegenden sicherer zu machen und Besucher via «Nudging» zu beeinflussen. Eine solche Infrastruktur kann wie in einem Pilotprojekt in Wädenswil ZH auch als Grundlage für weitere Nutzungen wie öffentliches WLAN oder die Bereitstellung von Elektrotankstellen genutzt werden. In vielen Städten werden mithilfe von IoT auch intelligente Parksysteme umgesetzt (z.B. in Barcelona, Heidelberg oder Murcia).

MyData

Angesichts der zunehmenden Verfügbarkeit von Daten und der immer mächtigeren Methoden für die Datenanalyse rückt auch der Datenschutz wieder stärker in den Fokus. So gilt beispielsweise ab 2018 auf dem Gebiet der Europäischen Union neu das Prinzip des Datenschutzes by design and by default. Zudem können NutzerInnen gemäss dem Grundsatz der Datenportabilität sich ihre Daten von Dienstleistern aushändigen lassen. Das Ziel der “Demokratisierung” personenbezogener Daten wird auch von sogenannten «MyData»-Initiativen verfolgt, welche Plattformen bereitstellen, die es dem Einzelnen ermöglichen, seine Daten zu verwalten und selektiv zu teilen. Dabei spielt einerseits die Forderung nach informationeller Selbstbestimmung eine wichtige Rolle; andererseits zeigen die «MyData»-Initiativen den Weg auf, wie auch hochsensible Daten, bspw. aus dem Gesundheitsbereich, für gemeinnützige Zwecke gepoolt werden können, ohne dass dem Einzelnen die Kontrolle darüber entzogen wird.

Beispiele: Unter den Namen “Blue Button” (Gesundheitsdaten) und “Green Button” (Daten zum Energieverbrauch) bestehen in den USA Programme, die es den BürgerInnen erlauben, personen- bzw. haushaltsbezogene Daten von verschiedenen Dienstleistern in einem standardisierten Format zu beziehen, auf einer geschützten Plattform zwischenzuspeichern und nach eigenem Gutdünken mit Dritten zu teilen. Ein ähnliches Ziel wird in der Schweiz mit der Midata-Initiative verfolgt. Erste Pilotprojekte im medizinischen Bereich wurden an den Universtitätsspitälern Bern und Zürich durchgeführt.

City Platform as a Service – Integrated and OpenCity Platform as a Service – Integrated and Open

Das E-Government-Institut der BFH koordiniert das Horizon 2020 EU-Japan Forschungsprojekt im Bereich Smart Cities. Die im Projekt entwickelte CPaaS.io Plattform verknüpft Technologien des Internets der Dinge, Big Data und Cloud Computing mit offenen Behördendaten (OGD) und Linked Open Data, um neue Anwendungen zu ermöglichen. So können Dienstleistungen der Stadt oder auch von Dritten der Öffentlichkeit oder Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Die praktische Relevanz dieser Plattform wird in Zusammenarbeit mit mehreren Städten überprüft, welche bereits über einschlägige Erfahrungen in den Bereichen Open Data und Smart City verfügen.


Möchten Sie im Bereich Dateninfrastruktur, Datenpolitik etwas bewegen? Das E-Government-Institut der Berner Fachhochschule unterstützt Sie mit Tools und Methoden in der Konzeption, Implementierung und Evaluation datenbasierten Innovationsvorhaben und in der Formulierung strategischer Stossrichtungen. Unsere Erfahrung basiert auf internationalen Forschungs- und Entwicklungsprojekten und Dienstleistungen auf lokaler Ebene innerhalb der Schweiz.


Referenzen

Bundesrat (2017): Auf dem Weg zu einer Datenpolitik des Bundes. Medienmitteilung des Bundesrates vom 22.03.2017
Deloitte (2015): Smart Cities. How rapid advances in technology are reshaping our economy and society, Version 1.0
EU-Kommission (2017a): eGovernment Benchmark 2017. Taking stock of user-centric design and delivery of digital public services in Europe
EU-Kommission (2017b): Digitaler Binnenmarkt. Hindernisse beseitigen – Online-Potenzial ausschöpfen
EU-Kommission (2018): «Data Protection», Website der Europäischen Kommission
KPMG (2016): Der öffentliche Sektor auf dem Weg zu Big Data? Mit Daten Werte schaffen, Sonderausgabe für die öffentliche Verwaltung
OECD (2015): Data-driven innovation for growth and well-being
OECD (2018): Embracing Innovation in Government. Global Trends 2018
Open Data Institute (2018): Using open data to deliver public services
Swiss Data Alliance (2017): Swiss Data Alliance. Für eine zukunftsorientierte Datenpolitik in der Schweiz

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