Wie Verkehrsmessungen eine smarte Strassenbeleuchtung ermöglichen

Nur so viel Licht, wie wirklich gebraucht wird – eine intelligente Beleuchtung im öffentlichen Raum gehört inziwschen zu den Merkmalen einer Smart City. Solche Anwendungen entwickeln Schweizer KMU, wie die ELEKTRON AG, die im Bereich Strassenbeleuchtung marktführend ist – im Gespräch mit ihrem CEO Enrico Baumann.

Was bedeutet Smart City für Sie?

Das Ziel einer Smart City ist es, Ressourcen zu schonen und die Lebensqualität zu steigern. Der Begriff reicht aber viel weiter: Denn letztendlich steht in der Smart-City-Diskussion der sinnvolle Einsatz der neuen Technologien im Vordergrund. Das bedeutet, bereit zu sein für die zukünftigen Herausforderungen, speziell im Kontext des Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Verstädterung.

Was heisst das konkret für die Schweiz, wo stehen wir?

Die Schweiz ist im internationalen Vergleich ein kleines Land. Richtig grosse Städte findet man bei uns keine. Dadurch haben wir auch weniger Dichtestress. Wir sind eigentlich richtig verwöhnt, denn bei uns ist die ganze Infrastruktur gut in Schuss.

Das bedeutet aber nicht, dass wir uns ausruhen können: Auch die Schweiz wächst und steuert unweigerlich auf 10 Mio. Einwohner zu. Verschärft wird die Thematik zusätzlich durch die steigende Verstädterung und das damit einhergehende Verwaisen von abgelegenen Randregionen. Die gezielte Förderung von Themen wie Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft ist deshalb für kommende Generationen so fundamental wichtig. Die neuen Technologien bieten viele Möglichkeiten, Ressourcen zu schonen und Verschwendung zu vermeiden. Wenn wir heute keine Massnahmen ergreifen, wird diese Entwicklung nicht nur der Umwelt, sondern auch der Volkswirtschaft schaden.

Was braucht die Schweiz, um das Potenzial von Smart City auszuschöpfen?

In der Schweiz haben wir optimale Voraussetzungen: sehr gute KMUs, eine grosse Startup-Szene und Hochschulen mit grossartigem Ruf. Sowohl die Unis und die ETH wie auch die Fachhochschulen forschen intensiv an Lösungen für die Zukunft.

Wichtig ist, dass das Thema «nachhaltiges Entwickeln und Unterhalten der Städte und Gemeinden» auch politisch fest verankert wird. Entsprechende Legislaturziele und griffige Gesetze müssen verabschiedet werden, die sicherstellen, dass die nötigen Massennahmen konsequent umgesetzt und durchgesetzt werden. Der Bundesrat ging voran, nun muss auch das Parlament noch mitziehen. Eine Haltung einzunehmen wie «wir sind ja eh zu klein im globalen Kontext, um irgendwie etwas zu bewegen», ist schlicht keine Option und verhindert, dass sich in der Schweiz ein neuer, starker Wirtschaftszweig entwickelt. Ziele bedeuten, wir müssen etwas machen.

Es ist unabdingbar, dass wir uns von kleinen, regionalen «proof of concept»-Projekten hin zu grösseren Rollouts bewegen. Die Technik funktioniert, und es braucht nun Mut, die Lösungen schweizweit einzusetzen. Das lässt neue Industriebereiche und Wertangebote entstehen, die das Potential haben, im Ausland erfolgreich zu werden. Letztendlich wird damit der Standort und Werkplatz Schweiz gestärkt.

Welche Rolle nimmt die ELEKTRON dabei ein?

Lichtmast Wolf Areal

Installation einer intelligenten Strassenbeleuchtung auf dem Wolf-Areal

Wir entwickeln intelligente Lösungen für effiziente Systeme – im Grundsatz schonen wir also immer in irgendeiner Form Ressourcen. Unser ausgewogenes Portfolio an Produkten, Dienstleistungen und Services hat zum Ziel, die Infrastruktur, allen voran die Strassenbeleuchtung, intelligent zu machen. Wir verstehen uns deshalb auch als Smart-City-Systemintegratoren, da wir dies immer in Zusammenarbeit mit starken Partnern tun. Damit nutzen wir Synergien und schaffen echte Mehrwerte für unsere Kunden – das ist für uns intelligent und effizient.

Sind solche Projekte in Kooperation bereits entstanden?

Wir haben verschiedene Systemlösungen entwickelt und realisiert, wie beispielsweise eine Verkehrsmessung, die Daten für eine intelligente Lichtsteuerung liefert. So werden die Strassen nur noch so hell beleuchtet, wie es für den effektiven Verkehr notwendig ist – ohne unnötige Lichtverschmutzung. Oder wir vereinfachen die Bezahlung von geteilten Infrastrukturen wie Gemeinschaftswaschküchen und E-Ladestationen durch die Integration in ein zentrales Abrechnungs- und Verwaltungssystem. Dabei arbeiten wir eng mit unterschiedlichen Hardware- und Software-Anbietern im Bereich IoT zusammen. Wirklich wichtig ist uns dabei auch, dass nicht nur der Besitzer, sondern auch der Nutzer der Infrastruktur einen Vorteil hat – Technologie soll immer nutzbringend angewendet werden und keine Spielerei sein.

An der diesjährigen Smart Suisse im März in Basel hat ELEKTRON auf die Smart City Alliance angestossen. Was steckt dahinter?

Entstanden ist die Alliance aus dem Gedanken, dass eine Smart City nie einer alleine baut. Wenn man das Smart City Wheel[1] betrachtet, fällt sofort die Vielzahl einzelner Spezialgebiete auf. Für jedes Thema gibt es ein grosses Potenzial an einzelnen Anbietern, die in ihrem Fachgebiet Weltspitze sind. Allein können sie sich jedoch kein Gehör verschaffen, weil sie nur ein kleines Zahnrad in einem System sind. Die Alliance bietet genau diesen Unternehmen die Chance, in einer grösseren Organisation aufzutreten und damit als ein Teil eines Ökosystems wahrgenommen zu werden.

Zum Abschluss ein kleiner Ausblick: Wohin führt die Smart City-Reise?

Wir kommen in der Schweiz langsam aus der Phase heraus, wo man sagt «Mir lueget mal öb’s funktioniert» und dann entscheiden, was wir machen. Das es funktioniert, ist weitestgehend bewiesen und die Bevölkerung versteht mittlerweile, dass neue Technologien auch wirklich etwas bringen. Heute beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema Standardisierung, um den Betreibern auch den nötigen Investitionsschutz zu gewährleisten. Mit der Kooperation, auch mit der Alliance, versuchen wir Standards im IoT-Bereich für Infrastrukturen und Smart City-Anbieter zu schaffen. Mit dem Gütesiegel eines Standards ist man auch als Liegenschaftsbesitzer oder Verwaltung einer ganzen Stadt, also als Investor, auf der sicheren Seite. So gibt es keinen Grund mehr gibt, smarte Projekte nicht zu umzusetzen.


Zur Person

Als engagierter Visionär führt Enrico Baumann seit 2011 die Weiterentwicklung der ELEKTRON AG an. Mit dem Aufbau des firmeneigenen Ideenlabors schaffte er Voraussetzungen, um zusammen mit Technologiepartnern und Hochschulen Raum für Innovation entstehen zu lassen. Der sinnvolle, bedürfnisorientierte Einsatz modernster Technologien ist fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie. Als Marktführer in der Strassenbeleuchtung verpflichtet sich ELEKTRON, intelligente Lösungen für effiziente Systeme zu entwickeln, die sowohl der Bevölkerung als auch der Umwelt dienen.


Referenz

[1] Anmerkung: Smart City Wheel von Boyd Cohen

Creative Commons Licence

AUTHOR: Anne-Careen Stoltze

Anne-Careen Stoltze ist Redaktorin des Wissenschaftsmagazins SocietyByte und Host des Podcasts "Let's Talk Business". Sie arbeitet in der Kommunikation der BFH Wirtschaft, sie ist Journalistin und Geologin.

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