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Von E-Voting bis Behördenbot – Tagungsbericht vom Swiss E-Government Forum

Wie die Verwaltung  digital wird, haben ReferentInnen am Swiss E-Government Forum in Bern gezeigt. So hilft in St. Gallen etwa ein Chatbot beim Umzug. Mehr solcher E-Services und auch E-Voting wünscht sich die Schweiz, zeigt die Nationale E-Government-Studie, die E-Government-Schweiz-Geschäftsleiter Cedric Roy vorstellte. 

«Der Beamte ist ein Roboter» lautet der Titel des Referats, mit dem Labinot Demaj (im Titelbild) das Swiss E-Government Forum eröffnet. Er ist Mitbegründer der Beyerley AG Zürich und Associate Fellow Smart Government Lab an der Hochschule St. Gallen und hat im Auftrag der Stadtverwaltung St. Gallen einen digitalen Verwaltungsassistenten, den Chatbot «Gallus» entwickelt. «Gallus» hilft bei verschiedenen Behördengängen, wie etwa einem Umzug hilft. Der Verwaltungsassistent kann zudem verschiedene Probleme lösen auch Formulare ausfüllen. Für das Betreibungsregister haben beyerley und Abraxas den Bot entsprechend angepasst.

Wenn der Beamte ein Bot ist

Aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger wandele sich die klassische Schalteransicht zum Smart Government. „Je smarter der Service wird, umso weniger sichtbar wird die Verwaltung für die Bevölkerung noch sein“, erläutert Demaj. Die Schalterbeamten von früher würden nach und nach durch Bots abgelöst.

Der Bot greift bei seinen Antworten nicht nur auf Backend-Daten zu sondern auf alle Daten, die im Netz und in der Umgebung verfügbar sind. Auch Echtzeitdaten werden genutzt. Technisch gesehen braucht der Assistent eine Infrastruktur (App o.ä.), Module, eine Plattform und Schnittstellen zu wichtigen Programmen. „Aber bis der Bot ein Beamter wird, ist es noch ein langer Weg“, sagt Demaj. Die Herausforderungen liegen vor allem bei den Protokollen – also an der Stelle, wo sich entscheidet, ob ein Mensch oder ein Bot die Aufgabe lösen sollte. Der Bot muss eines Tages erkennen, wann er ein Problem an den Menschen delegiert muss. Zudem brauche es Verbesserungen bei den Backend-Daten, mehr Sign-in-Möglichkeiten und Schnittstellen sowie bessere Kommunikationsfähigkeiten der Bots, so dass dieser auch auf ein „Tschüss“ adäquat reagieren kann und nicht antwortet „Ich habe Sie nicht verstanden.“

Zürich plant bürgerzentrierte Verwaltung

Die nächste Referentin Dr. Kathrin Arioli, Staatsschreiberin der Staatskanzlei des des Kantons Zürich stellt die digitale Verwaltung von Zürich vor. Zu ihren strategischen Zielen zählen:

  • Vereinfachung und Ausbau der digitalen Leistungen
  • Verbesserungen der Rahmenbvedingungen
  • Nutzung von Behördendaten
  • Förderungen der digitalen Informationen
  • Etablierung des Kulturwandels
  • und die Einrichtung des digitalen Arbeitsplatzes für die Mitarbeitenden.

Die Teilprojekte für die Realisierung setzen Arioli und ihr Team mit einem Impulsprogramm entsprechend den strategischen Zielen um. Einzelne Projekte haben Innovationscharakter andere bieten „quick wins“.

Besondere Bedeutung habe der Kulturwandel, betont Arioli: „Wir müssen weg vom Silodenken.“ Das Projekt ZHweb2019 ist hierfür ein Schlüsselprojekt, bei dem Mitarbeitende aus allen Abteilungen mitwirken. Es entsteht die neue Webpräsenz, die sich über die Themen präsentiert und sich besonders eng an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger orientiert. Die Staatskanzlei ist vernetzt mit Partnerorganisationen in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Bundesverwaltung, Zürcher Gemeinden u.a..

SchweizerInnen wollen E-Voting für alle

Cedric Roy, Leiter E-Government Schweiz. Foto: Daniel Rihs / 13 Photo

Cédric Roy, Leiter der Geschäftsstelle E-Government Schweiz stellt die Nationale E-Government-Studie 2019 vor. Herausgeberinnen sind E-Government Schweiz und das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco. Eingeflossen sind qualitative Interviews mit 19 Privatpersonen und eine repräsentative Erhebung bei Unternehmen und Verwaltungen.

Diese haben ergeben, dass der Behördenkontakt heute zwar überwiegend persönlich ist, der Kontakt über digitale Wege aber zunimmt. Die Hauptgründe dafür sind Zeitersparnis und Flexibilität. Am meisten genutzt wird demnach die elektronische Steuererklärung, es werden aber deutlich mehr digitale Behördenleistungen gewünscht. Auffallend ist jedoch, so Roy, dass im Tessin E-Services deutlich weniger genutzt werden als in der Deutschschweiz. Die Ergebnisse geben keinen Aufschluss über dne Grund. Roy vermuttet, dass gesetzliche Grundlagen und finanzielle Ressourcen fehlten.

Auch zu einem politisch sehr heissen Eisen wurden Bevölkerung, Unternehmen und Verwaltung befragt: E-Voting. Die Mehrheit der Bevölkerung möchte demnach elektronisch abstimmen.  Fast 70%  der Befragten wollen E-Voting in der Schweiz und etwa die Häfte der Befragten würde dann sogar öfter wählen, wenn es elektronisch ginge. Nur 8% möchten E-Voting verbieten.

Zwei Drittel der Befragten nutzen jeden digitalen Behördendienst oder zumindest die Hälfte davon. 90 % haben die Dienste erfolgreich genutzt, trotzdem finden 23 % die Nutzung schwierig.

Bei den Unternehmen zeigt sich ein etwas anderes Bild, sagt Roy. 73 % der Unternehmen nutzen alle oder die Hälfte der digitalen Dienste und das zum grössten Teil ohne Probleme. Oft nutzen Unternehmen Telefon und Email, um mit den Behörden in Kontakt zu treten. Allerdings sind die digitalen Dienstleistungen für Unternehmen eher unbekannt wie etwa easygov.

Die befragten Verwaltungen können bislang nur wenige digitale Dienste anbieten, 86% der Angestellten wissen jedoch, dass das Angebot ausgebaut werden muss. Als Grund für das noch kleine Angebot sehen die Befragten bei den fehlenden finanziellen und personellen Ressourcen sowie teilweise fehlenden rechtlichen Grundlagen.

In seinem Fazit empfiehlt Roy unter anderem „digital first“ entsprechend dem „digital by default“-Prinzip der Tallinn-Deklaration.

In Österreich startet Digitales Amt

Dr. Gerhard Popp, Bundesministerium für Digitalisierung, Österreich. Foto: Daniel Rihs / 13 Photo

Wie sich das E-Government in Österreich entwickelt hat, schildert Dr. Gerhard Popp, Bundes-Chief Digital Officer des Bundesministeriums für Digitalisierung der Republik Österreich. Seit Januar 2018 gibt es ein eigenes Ministerium für die Digitalisierung.

„Wir müssen nicht E-Government machen sondern mobile Government“, betont Popp. Der Grund: immer weniger Leute haben einen PC daheim, aber fast alle haben ein Smartphone. Das ist für Popp einer der zentralen Punkte und seine Maxime heisst „mobile first“. Neu geschaffen wurde die Plattform oesterreich.gv.at für die Verwaltungen von Bund, Ländern und Gemeinden. Bürgerinnen und Bürger finden auf ihr konkrete digitale Amtswege zu Geburt, Umzug, Reisepass, Wahlkarte und andere. Besonders daran sei: „die Dienstleistungen werden im gleichen Medium erbracht“ und nicht am Schluss doch auf Papier zugeschickt. Zudem sehen weitere Services angegliedert wie FinanzOnline und ein Steuerrechner. Die Plattform geht am 15. März online.

Weiter arbeitet Österreich am «Digitalen Amt» der Verwirklichung des Only-Once-Prinzips und der Konsolidierung der IT-Infrastruktur. Dazu gehören auch der Ausbau von „shared services“ beim Bund.

Digitale Verwaltung braucht Durchhaltevermögen

„Stehen die Bürgerinnen und Bürger wirklich im Zentrum der Politik?“ – mit dieser Frage beschäftigt sich Anja Wyden Guelpa, Direktorin des civicLab. „Die digitale Verwaltung entwickelt sich schon weiter, aber es braucht sehr viel Energie, Geduld und Durchhaltevermögen“, resümiert sie. Leider seien die Verwaltungen zu vorsichtig und wollten nicht scheitern. Deshalb kämen einige digitale Projekte nicht voran. Letztlich braucht es einen Kulturwandel. Aus ihrer Sicht sollten diese Punkte umgesetzt werden, um die digitale Verwaltung zu beschleunigen:

  • In der Politik müsse der Mensch im Zentrum stehen. Klingt banal, aber so Wyden Guelpa: Nur wer ein Regierungsprogramm so schreibt, dass es auch Lernende verstehen, habe seine Aufgabe richtig gemacht.
  • Es braucht mehr Versuchslabore, in denen PolitikerInnen mit BürgerInnen, HackerInnen und Forschenden diskutierten und Ideen entwickeln – «eine Community aufbauen». Dies sei in der Privatwirtschaft gang und gäbe.
  • PolitikerInnen sollten talentierte Mitarbeitende engagieren, fördern und ihnen Verantwortung übertragen. Dies vermittle den eigentlichen Sinn für politisches Handeln.
  • Um eine mutige und innovative Kultur zu fördern, sollten die Führungspersönlichkeiten ihren Mitarbeitenden einen Safe Space geben, in dem sie Risiken eingehen dürften und wüssten, dass die Führung hinter ihnen stehe.

Das Swiss E-Government Forum ist Teil der Infosocietydays, zu denen auch das Swiss E-Health Forum gehört, das am 7. und 8. März stattfindet.

Wir haben am 5. März im Liveblog vom ersten Tag des Swiss E-Government Forums berichtet, diesen finden Sie hier unten.

Alle Refereate finden Sie hier.

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Digitale Gesundheit kommt im Schneckentempo voran

Der zweite Teil der diesjährigen Infosocietydays gehörte dem Swiss eHealth Forum. An einem Tag ging es um das Elektronische Patientendossier EPD, dessen politische Fragen und welche Probleme es immer noch ausbremsen. Der zweite Tag beleuchtete, vor welchen Herausforderungen die Spitäler mit ihren Informationssystemen stehen und warum die Branche sich so langsam wandelt.

Der erste Tag des Swiss eHealth Forum stand unter dem Oberthema «Digitale Transformation mit EPD, eHealth und mHealth», wobei das EPD klar die erste Geige spielte. Dabei standen sich zwei konträre Haltungen gegenüber. Die einen sehen das Problem darin, dass die PatientInnen den Nutzen einer digitalen Krankenakte erkennen sollten und dass das Eröffnen eines EPD leichtgemacht werden muss. Dies kam unter anderem im Votum von Michael Jordi, Zentralsekretär der Schweizerischen Gesundheitsdirektoren Konferenz GDK, zum Ausdruck, aber auch in Fragen aus dem Publikum. Die andere Sicht zeigt die ÄrztInnen im Zentrum. Keine Weisung hilft, so sagte Roland Naef, Bereichsleiter Medizinische Applikationen & Services am Universitätsspital Zürich, wenn für sie, beziehungsweise auch für die Gesundheitsversorgung an sich, ein substanzieller Nutzen entsteht. Zu dicht gedrängt ist das Arbeitsprogramm im Spital, als dass die Leistungsträger Zeit für etwas aufwenden würden, das für sie und ihre Arbeit keinen Nutzen bringt.

Daten oder Dokumente

Es ging aber nicht nur um die Frage Patient oder B2B, sondern auch um die Frage digitale Daten oder digitale Dokumente. Das EPD ist ein Dossier für Dokumente. Roland Naef kritisierte das, denn aus seiner Sicht kommt der eigentliche Nutzen erst mit den Daten. Diese Diskussion wird uns noch einige Jahre erhalten bleiben.

Geld, Sicherheit und IAM

Vieles dreht sich ums Geld, das wurde unter anderem im Vortrag von Richard Patt, Geschäftsführer Verein eHealth Südost, thematisiert. Die Kosten der EPD-Einführung sind leider beträchtlich. Im Mobile Health ist die fehlende Vertrauenswürdigkeit der Apps ein Problem, sowohl was die medizinische Richtigkeit als auch was den Datenschutz betrifft, das zeigte Urs-Vito Albrecht von der Medizinischen Hochschule Hannover auf. Und ein Hauptproblem im Spital ist das Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM = Identity and Access Management), das zeigte Roland Naef auf. PatientInnen kommen mit ihren Gesundheits-Apps ins Spital und täglich werden im Spital selber Apps eingeführt. Das führt dazu, dass für jede Patientin, jeden Patienten unterschiedliche elektronische Identitäten existieren und miteinander verknüpft werden müssen.

Im Westen nichts Neues

Apropos IAM: Die SwissID gab ebenso ein Gastspiel wie die Blockchain – erstere nach dem Brecht‘schen Motto „alle Fragen offen“, letztere mit der ungeklärten Frage, wer denn so vertrauenswürdig ist oder gar ganz böse aktiv etwas manipulieren möchte an den Patientendaten. Falls es noch eines Beweises bedurfte: Die Menschen hören es gern, dass alles gut wird mit SwissID und Blockchains.

Kunde oder Patient

So viel Glauben an ihre Zukunft würden sich andere wünschen. Der Vortrag von Fabian Vaucher, Geschäftsführender Präsident des Schweizerischen Apothekerverbands pharmaSuisse, drehte sich mehr oder weniger indirekt um die Existenzrechtfertigung der extramuralen Apotheker. Sie bieten einen niederschwelligen Zugang zur Gesundheitsversorgung, vergütet wird ihnen aber Angabe von Medikamenten, die es im Internet billiger gibt. Vaucher versuchte diese Situation positiv auszuleuchten, in dem er betonte, dass in der Apotheke der Patient vor allem Kunde sei und die Dienste auf Augenhöhe mit dem Kunden angeboten würden. Bei einigen der anwesenden ÄrztInnen kam das erwartungsgemäss ganz schlecht an, weil sie Patienten nicht als Kunden ansehen.

Testen, testen, testen

Die positivste Botschaft kam von Adrian Schmid, Leiter eHealth Schweiz: Es wird viel, ganz viel getestet und die technischen Spezifikationen werden erst danach erstellt werden. Das ist eine gute Nachricht – endlich wird es ernst mit dem Patientendossier.

Versicherer sollten in EPD investieren

Felix Schneuwly

Der zweite Tag des eHealth-Forums widmete sich der Zukunft des Klinikinformationssystems (KIS). Einige Referenten übten Kritik, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen viel zu langsam voranginge. Bisher würden vor allem Spitäler und niedergelassene ÄrztInnen in die Pflicht genommen, «doch eigentlich müssten die Versicherer Treiber sein und nicht nur Zahlstellen», sagte Felix Schneuwly, Head of Public Affairs bei Comparis. Die Krankenversicherer sollten sich wirklich überlegen, ob sie ins EPD investieren. «Auch wenn sie nicht direkt an die Daten der PatientInnen kommen, werden sie dennoch vom EPD profitieren», ist sich Schneuwly sicher. Und zum Abschluss seines Keynotes will Schneuwly zwar «kein Politikbashing» machen, aber er moniert: «die Politik könnte mehr tun».

Spitäler zu geizig bei Digitalisierung

Auch Jürg Blaser, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik und Professor am Universitätsspital Zürich kritisierte einerseits die Politik. Der Föderalismus trage eine Mitschuld am Schneckentempo. Andererseits nahm Blaser auch die Spitäler in die Pflicht: „Spitäler investieren nur etwa 2 Prozent ihres Budgets in die Digitalisierung ihrer Prozesse». Dies solle sich ändern, wenngleich er befürwortete, dass das Gesundheitswesen die Risiken der technischen Entwicklungen gründlich abwäge. Chancen sieht Blaser etwa in der Mustererkennung bei der medizinischen Bildgebung. Zudem solle die Hoheit bei den Daten bei den PatientInnen liegen.

KIS krankt an schlechter Usability

Martin Pfund

Eine der grössten Herausforderungen der Gesundheitsbranche sind die Klinikinformationssysteme (KIS) der Spitäler, mit deren Zustand die wenigsten Ärztinnen zufrieden sind. Zwei Referenten zeigten auf, woran es hapert und was verbessert werden müsste. «Das KIS ist zwar das wichtigste Instrument in Spitälern, hat aber zu viele Problemstellen, als dass es effizient nützt», sagte Martin Pfund, CIO vom Kantonsspital Graubünden, und benannte die oft schlechte Usability, fehlende Schnittstellen zu spitalinternen Partnersystemen und fehlende Funktionen.

Mehr Kreativität bei den Entwicklern

Pfund kritisierte die Spitäler, die zu wenig finanzielle und personelle Ressourcen für die Digitalisierung einsetzten, aber auch die IT-Hersteller, die mehr Kooperationen eingehen und schneller reagieren sollten. Die IT-Anbieter sollten kreativer werden, Modelle unter anderem für Managed Services entwickeln und bei allen neuen Entwicklungen endlich den Patienten ins Zentrum stellen, forderte Pfund. Die strategische Ausrichtung des KIS sei die zentrale Frage der nächsten Jahre. «Wir am Kantonsspital Graubünden setzen auf ein homogenes KIS, das alle Prozesse im Spital verbindet und auch kliniknahe Bereiche wie Labors und Radiologie anbindet», sagte Pfund.

KIS besser an externe Datenquellen anbinden

Herausforderungen beim KIS 4.0 sieht Michael Lehmann, Arzt und Professor für Medizininformatik am TI der Berner Fachhochschule, unter anderem bei der Systemarchitektur und der semantischen Interoperabilität. «Es braucht eine 360-Grad-Sicht der Patientendaten, einheitliche Stammdaten und Metadaten, die Kontext und Ort enthalten», sagte Lehmann. Profitieren würde das KIS auch durch die Einbindung von Daten, die die PatientInnen durch kontinuierliche Messungen via Apps und Wearables generierten. «Als Arzt sieht man PatientInnen nur fünf Minuten und macht eine einzelne Messung, um eine Diagnose zu stellen, dabei gibt es womöglich Daten über die restlichen Stunden.» Generell sprach sich Lehmann für sinnvolle Verknüpfungen mit spitalinternen und -externen Datenquellen aus, um ein möglichst vollständiges Bild der PatientInnen zu ermöglichen

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Smartcities sind Realität, die digitale Verwaltung manchmal auch

Am Swiss eGovernment Forum stellten die Referierenden nicht nur Visionen und Strategien für die digitale Transformation vor, sondern auch Projekte, bei denen sich die Verwaltung beispielhaft modernisiert.

Vom 6. bis 7. März fand das Swiss eGovernment Forum auf dem Gelände der Bernexpo statt. Die Veranstaltung ist Teil der Infosocietydays.

Am ersten Tag des Swiss eGovernment Forum beleuchteten die Referierenden die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung aus der Perspektive Vision und Strategie. Danny Bürkli, Programmdirektor am Centre for Public Impact, machte auf eine sprachliche Besonderheit aufmerksam, die gleichzeitig eine zentrale Frage des Tages beschreibt: Während im deutschen Sprachgebrauch von der Digitalisierung die Rede ist, spricht man im Englischen, ohne dasselbe Wort zu haben, von Innovation. Der Referent unterschied zwischen dem Digitalisieren von bestehenden Prozessen und der Nutzung von digitalen Technologien für tiefgreifende Veränderungen in der öffentlichen Verwaltung. Bürkli warf die Frage auf, wie die Beteiligten die Weichen für Innovation in der öffentlichen Verwaltung stellen und die Ressourcen nicht für die Digitalisierung von einzelnen Prozessen verwenden.

Peter Delfosse, der CEO der Axion Active Holding, bot Lessons Learned aus den Versuchen von grossen Dienstleistern, die digitale Transformation zu realisieren. Nicht die grossen Portale, sondern Assistenten, die situativ die Kunden begleiten und ein Denken in Ökosystemen, also dem gesamthaften Kontext sind gefragt. Damit könne die Wiederverwendung von Elementen und Automatisierung von Prozessen realisiert werden. Neben der Frage nach dem Wie beantwortete Delfoss auch die Frage nach den wichtigsten Treibern der Transformation: Verständnis und Unterstützung der Exekutive seien im E-Government demnach zentral für den Erfolg.

Diese Einschätzung komplettierte der Stadtpräsident von Winterthur, Michael Künzle, mit seinen Erfahrungen und seiner Analyse der Treiber und Hindernisse für die Umsetzung einer Smartcities-Strategie in Winterthur. Für die erfolgreiche Umsetzung von Projekten müsse eine verantwortliche Stelle als treibende Kraft mit den ausführenden Departementen gut zusammenspielen. Eine ähnliche Einschätzung trug auch Stephan Arnold vor, Leiter des Amtes für Informatik und Organisation des Kantons Zug, der die Neuausrichtung des E-Governments in seinem Kanton beschrieb, welche eine Stärkung des Top-Level Supports für E-Government-Aktivitäten bewirken konnte.

Referate zum Spannungsfeld für die Umsetzung von Digitalisierung für Gemeinden, zum Versuch einer neuen Perspektive auf das Konzept der vernetzten Verwaltung und zu einer Typologisierung der Förderer und Bremser von Big Data unter den Amtsleitern ergänzten die zahlreichen Perspektiven auf die strategischen Voraussetzungen, um die Transformation der Verwaltung über die simple Digitalisierung von bestehenden Prozessen hinaus zu erreichen.

Nach den strategischen und visionären Fragen des ersten Tages, fokussierten die Referierenden am zweiten Tag auf praktische Erfahrungen und erfolgreiche Anwendungen. Zudem zog sich das Thema Daten durch fast alle Beiträge. So stellt der Städteverband eine Datenaustauschplattform zur Verfügung, die heutige Städten und Gemeinden auf dem Weg hin zu einer Smartcity führen soll. Renate Amstutz, Präsidentin des Städteverbandes sagte, «die Digitalisierung ist längst Realität in den Smartcities von heute». Sie berichtete über das Beispiel der deutschen Kleinstadt Löwenstedt. Dort können die EinwohnerInnen die Strassenlaternen über eine App auf ihren Handys einschalten. In der Schweiz seien Zürich und St. Gallen Vorreiter bei den Smartcities, insgesamt aber könnten sich gemäss einer Studie des Städteverbandes rund 70 Prozent der Schweizer Städte als smart bezeichnen. Für Amstutz ist die Digitalisierung nicht nur ein technischer Prozess. Vielmehr ermöglichen Apps neue Möglichkeiten für Begegnungen, «denn trotz allem Wandel bleibt die Stadt ein Lebensraum für Menschen.»

Das Mittagessen als ideale Gelegenheit für Networking

Für Tom Kleiber, Digitalspezialist und früherer Microsoft-Manager, ist klar: «Digitalisierung muss Chefsache sein», damit die Digitalisierung in der Verwaltung und in Unternehmen vorankommt. Eine der zentralen Fähigkeiten in der mittleren bis oberen Führungsebene müsse das Verständnis von Datenwirtschaft sein. Auch andere ReferentInnen betonten, dass E-Government nur erfolgreich ist, wenn es zur Chefsache gemacht wird. Sie forderten ein klares Commitment der höchsten Führungsebene. Schade nur, dass unter den Teilnehmenden, aus dieser Zielgruppe kaum Vertreter anwesend waren.

Geradezu zum Hype geworden ist die Sicherheitstechnologie Blockchain, die sowohl in den Solution-Präsentationen besprochen als auch in Keynotes wie dem von Stefan Klauser präsentiert wurden. Damit die BürgerInnen politisch mitgestalten können, brauche es eine leicht bedienbare und sichere Plattform, sagt der Projektleiter Computational Social Science an der ETH Zürich. Für Klauser ist Blockchain das Instrument der Wahl, denn «das ist quasi eine Vertrauensmaschine», sagte er in Anlehnung an die Titelgeschichte des Economist. Blockchain biete gleichzeitig Transparenz und Privatsphäre und ermögliche damit erst die Möglichkeiten einer digitalen Demokratie. Die BürgerInnen können damit etwa auf elektronischem Weg sicher wählen und abstimmen. Über die Kryptowährungen Token und Coins biete man den Menschen zudem Anreize, sich vermehrt an eDemocracy-Plattformen zu beteiligen, glaubt Klauser.

Auch die digitale Identität wurde von einigen Referierenden aufgegriffen. So testet der Kanton Schaffhausen in einem Pilotversuch mit 250 Personen die eID+. Gerrit Goudsmit, Geschäftsführer des IT-Unternehmens KSD von Kanton und Stadt Schaffhausen, stellte die E-ID vor, bei der sich die NutzerInnen via App auf einer zentralen Serviceplattform registrieren und anschliessend verschiedene Behördengänge digital erledigen können, etwa einen Heimatschein bestellen. Offenbar schneidet die eID+ bei den Testpersonen positiv ab: die begleitende Studie der ZHAW belegt, dass rund 90 Prozent die E-ID gefällt. Nach der Pilotphase will Schaffhausen 40 weitere Dienstleistungen hinzufügen.

Auch der Kanton Uri hat bereits einige Dienstleistungen digitalisiert. Markus Frösch, Leiter eGovernment und Organisationsentwicklung berichtete welche Hürden er mit diesen zumeist komplexen Prozessen überwinden musste. Inzwischen werden Baubewilligungen und das Bussenwesen digital bearbeitet, was neben Papier auch Arbeitsschritte und Ressourcen einspart.

 

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