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Von Digital Natives und datenbasierten Dienstleistungen – BFH-Forschende an der Connecta 2019

Die Digitalkonferenz Connecta der Schweizerischen Post ist am Dienstag mit über 300 Teilnehmenden und über 90 Referierenden aus 12 Ländern erfolgreich über die Bühne gegangen. Die Connecta versammelt jährlich Expertinnen und Experten rund um die Digitalisierung zum Erfahrungsaustausch und Know-how-Transfer. Auch die Berner Fachhochschule war mit vier ExpertInnen der Departemente Wirtschaft sowie Technik und Informatik prominent vertreten.

Eines machte die diesjährige Connecta deutlich: Trotz Digitalisierung ist der persönliche Austausch offenbar immer noch sehr gefragt. Über 90 Referentinnen und Referenten präsentierten in gut besuchten Plenarveranstaltungen und Workshops Trends, Entwicklungen und Erfahrungen aus dem weiten Feld der Digitalisierung. Dabei ging es längst nicht mehr nur um den Onlinehandel – den die Schweizerische Post bei der Lancierung der Connecta vor drei Jahren ins Zentrum gerückt hatte. Fake Science, Cybersecurity oder Mensch-Maschine-Interaktionen sind nur einige der Themen, die an der Tagung in Bern aufgegriffen wurden.

Es muss nicht immer «big data» sein

Kim Tokarski, Leiter Weiterbildung an der BFH Wirtschaft, wandte sich zu Beginn seiner Session zum Thema «Datenbasierte Dienstleistungswirtschaft» mit einer Frage ans Publikum: «Wie entscheiden Sie? Nach welchen Vorgaben und Mustern?» Schnell wurde klar, dass viele Entscheidungen intuitiv fallen – nicht zuletzt aufgrund von Zeitmangel. Eine Grundlage für Entscheidungsfindung ist aber immer auch die Datenanalyse. «Hier herrscht oft die Meinung, dass diese Analyse teuer und zeitaufwändig ist», sagte Tokarski. «Das stimmt aber heute nicht mehr so absolut.» Anhand verschiedener Beispiele zeigte er auf, wie mit einfachen, zielgruppenspezifischen Applikationen Mehrwert geschaffen werden kann. So hat ein Mitarbeiter von Tokarski ein Dashboard für einen Studiengang gebaut, mittels dem Studierende sich ihren Wunschstudienplan zusammenstellen können und sofort sehen, ob es Zeitüberschneidungen zwischen einzelnen Veranstaltungen gibt. «Das zu bauen, hat eine Stunde gedauert», erklärte er. «Aber das Departement Wirtschaft hat drei Jahre darauf gewartet.» Sein Fazit: small is beautiful. «Manchmal reichen ganz simple Sachen, um was zu verbessern. Damit schafft man Kundenzufriedenheit.» Und er ermutigte sein Publikum auch, eine allfällige Scheu vor Datenlösungen abzulegen. «Wir hatten bei uns schon Leute, die noch nie was mit IT zu tun hatten. Nach zwei Tagen konnten sie ein einfaches Dashboard bauen.»

Schützenswerte Privatsphäre

Wenn es um Daten geht, ist die Frage nach der Sicherheit nicht weit weg. Dieser Frage widmete sich Eric Dubuis, Leiter der Abteilung Informatik und des Research Institute for Security in the Information Society (RISIS) an der BFH Technik und Informatik. «Die Privatsphäre ist Teil der IT-Sicherheit», betonte er. «Und wir dürfen diesbezüglich nicht kapitulieren.» Seine Botschaft: «Datensicherheit und Privatsphäre unter einen Hut zu bringen, ist zwar manchmal schwierig, aber machbar», sagte er. Wie das funktionieren könnte, zeigte er anhand des öffentlichen Verkehrs. Heute können alle noch selber entscheiden, ob sie ihr Ticket an einem Automaten anonym beziehen oder Applikationen wie fairtiq oder lezzgo nutzen und den jeweiligen Anbietern damit automatisch personalisierte Informationen zu ihrem jeweiligen Aufenthaltsort preisgeben. Künftig – so Dubuis Prognose – ist die Nutzung des öffentlichen Verkehrs vielleicht nur noch mit dem Smartphone möglich. «Wir haben deshalb nach Lösungen gesucht, die den Anbietern das personalisierte Tracking der Nutzerinnen und Nutzern nicht erlaubt.» Die BFH-Forschenden sind fündig geworden, und zwar mit der Kombination zweier Informatik-Bausteine, nämlich der Gruppensignatur und der homomorphen Verschlüsselung. Damit kann zwar ermittelt werden, welche Dienstleistungen ein Pendler bezogen hat, nicht aber zu welchem Zeitpunkt er sich wo aufgehalten hat. Das Tracking würde also entpersonalisiert. Sein Fazit: «Um die positiven Seiten der Digitalisierung ausnützen zu können, braucht es oft neue Lösungsansätze.»

Vernetzte Städte

Neue Lösungsansätze sind auch gefragt, wenn es um die Stadt der Zukunft geht. Wohin uns die digitale Transformation führt, zeigte Stephan Haller vom Institut Public Sector Transformation der BFH Wirtschaft in seinem Workshop «Auf dem Weg zur digitalen Stadt» auf. Haller hat unter anderem an einem europäisch-japanischen Forschungsprojekt zu «smart cities» mitgearbeitet. «Wenn von ,smart cities› die Rede ist, gibt es zwei Visionen», sagte er zu Beginn seiner Präsentation. «In der einen ist alles grün und friedlich, alle sind happy. Auf der anderen Seite steht die Totalüberwachung des Bürgers, ein Strafsystem für Fehlverhalten – da will ja niemand wirklich hin.» Es gehe vielmehr darum, die Lebensqualität zu erhöhen. «Deshalb ist es nicht nur ein Technologie-Thema», so Haller. «Die Technologie dient lediglich der Unterstützung.» Die digtale Transformation betreffe zwar die ganze Gesellschaft, aber gerade in den Städten mit ihrer zunehmenden Bevölkerung manifestierten sich viele Herausforderungen zuerst, so etwa die Umweltbelastung und der Ressourcenverbrauch. Deshalb richtet sich das Interesse der Forschung auch auf die Städte. In der Schweiz seien heute zwar viele Städte auf dem Weg zu einer «smart city», blieben aber oft in einzelnen Pilotprojekten hängen. «Wir müssen dahin kommen, dass wir voneinander lernen», sagte er. «Und zwar auch bezüglich technischer Lösungen. Damit werden die Kommunen weniger abhängig von Technologiegiganten.» Diesen Vernetzungsgedanken bilden verschiedene internationale und nationale Plattformen ab – in der Schweiz etwa der «smart city hub». Zu Hallers Bedauern sind in der letzteren bis jetzt nur Deutschschweizer Städte vertreten. Dafür laufen Bestrebungen, das Monitoring zu verbessern, also abzubilden, was in Bezug auf die «smart city» schon erreicht wurde. «Werkzeuge dafür sind in der Entwicklung», so Haller.

Wie Digital Natives arbeiten

Eine Bevölkerungsgruppe dürfte besonders involviert im Aufbau der «Stadt der Zukunft» sein: Die «Digital Natives». Sie standen im Zentrum von Katinka Weissenfelds Präsentation. Die BFH-Dozentin für Projektmanagement stellte die Frage ob die nach 1980 geborenen das Ende des Projektmanagements eingeläutet haben. Um das zu illustrieren, stellte sie in einem fiktiven Beispiel zwei Mitarbeitende eines Unternehmens nebeneinander, eine junge Frau und einen älteren Mann. In diesem Beispiel zeigte sich rasch, welche Probleme auftreten können, wenn die zwei Generationen aufeinandertreffen. «Digital Natives erwarten von der Arbeit, dass sie Spass macht und sinnstiftend ist. Sie arbeiten schnell, ortsunabhängig und kommunizieren direkt», so Weissenfeld. Multi-Tasking sei wichtig, ebenso ständige Erreichbarkeit feste Arbeitszeiten gibt es nicht. Viele Projekte hingegen seien durch starre Strukturen, klare Hierarchien, vorgegebene Prozesse und Budgetpläne sowie Methodenfetischismus geprägt. «Hier finden sich die Digital Natives nicht wieder», betonte Weissenfeld.

Digital Natives orientierten sich vielmehr an den Leitsätzen des «agilen Manifests» (das aus der Informatik stammt). Sie lauten:

  1. Das Individuum steht über Prozessen.
  2. Das System ist zentral.
  3. Das Kundenwohl steht über dem Vertragsabschluss, das heisst, die Arbeit kann auch schon anfangen, wenn ein Vertrag noch nicht abgeschlossen ist.
  4. Und schliesslich: Veränderung ist erwünscht.

Ist also das klassische Projektmanagement ein Relikt vergangener Zeiten? Weissenfeld beantwortete diese Frage diplomatisch: «Nein, Digital Natives stehen nicht für das Ende des Projektmanagements sondern für den Aufbruch in ein agiles Projektmanagement.»

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Hackathons als Hot Spot für Digital Skills

Wenn buntgemischte Teams stunden- oder tagelang tüfteln, bis sie aus Daten neue Anwendungen programmieren, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Hackathon. Diese unhierarchische Organisationsform gedeiht im digitalen Zeitalter bestens, schreibt unsere Autorin.

Ich interessiere mich für Hackathons: Data- und Codes-sharing Events an denen Programmierer, Designer, Projektmanager und andere Spezialisten und Interessierte für einen begrenzten Zeitraum von 24 bis 48 Stunden zusammen kommen und gemeinsam unter Einbezug von Daten und Code an so genannten Challenges arbeiten, Software optimieren oder Prototypen entwickeln. Jetzt bin ich jedoch keine Informatikerin, kein Data Scientist oder Mathematikerin – noch nicht mal Wirtschaftsinformatikerin. Ich interessiere mich weder für die technische Raffinesse der Lösungen, noch für die User-Freundlichkeit oder den Datenzugang. Nein, als Arbeits- und Organisationswissenschaftlerin stellt sich mir die Frage, inwieweit Hackathons eine neue Organisationsform darstellen und was während dieser Events – neben lines of codes und Prototypen – eigentlich alles produziert wird. Warum diese Frage?

Hackathons als Organisations- und Lernlaboratorium

Hackthons gelten in den Organisationswissenschaften als offene Organisationsform, in der nicht-hierarchische Strukturen dazu führen, dass sich alle Beteiligten unabhängig von Position und Status in Innovationsprozesse einbringen können. Sie gelten daher auch als besonders inklusiv und kollaborativ – zwei Aspekte die im Rahmen der Digitalisierung der Arbeitswelt immer wieder diskutiert werden. Universitäten wenden Hackathons an, um theoretisch vermitteltes Wissen praktisch anzuwenden und Studierenden ein Erfolgserlebnis in der Umsetzung von Lösungen zu geben und Resilienz zu fördern. Zudem hat sich gezeigt, dass an Hackathons neben dem individuellen auch Teamlernen stattfindet: man lernt mit und voneinander. «Etwas lernen» ist für die meisten Teilnehmende daher auch eine Hauptmotivation, sich freiwillig an einem Hackathon zu engagieren (Briscoe & Mulligan, 2014).

Was sind Digital Skills?

Was aber kann man an einem Hackathon konkret lernen? Eine neue Programmiersprache, eine Anwendung oder die sogenannten digital skills? Think Tanks und Beratungsfirmen haben in den letzten Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass die digitale Transformation es notwendig macht, dass wir mehr Menschen mit technologischen Kompetenzen benötigen. In einem Bericht von McKinsey & Company (2018) über die Zukunft der Arbeit in der Schweiz heisst es, dass der Bedarf an technologischen, sozialen und emotionalen Kompetenzen stark zunehmen wird, wohin gegen körperliche oder manuelle Fähigkeiten zurück gehen werden. Zu den technologischen skills zählen sie IT- und Programmierungs-Kenntnisse, Technology design und engineering, Datenanalysen und mathematische Fähigkeiten, sowie basic digital skills (S. 48). Unter die sozialen und emotionalen Skills fallen: Fähigkeit zur Selbstführung, Kommunikations- und Verhandlungsfähigkeit, Wissen an andere weitergeben, Initiative zeigen, Anpassungsfähigkeit und Empathie (S.48). Diese Aufteilung in technologische, soziale und emotionale skills klingt zunächst einleuchtend. Bei genauerer Betrachtung reproduziert sie jedoch das Silo-denken einer Arbeitswelt der letzten Jahrhunderte, in der Technik vornehmlich für Techniker und Soziales vornehmlich für Sozialwissenschaflter relevant war. In unserer heutigen digitalisierten – sprich stark vernetzt und interdisziplinären Arbeitswelt – macht es jedoch Sinn, diese herkömmliche Abgrenzung von Skills zu überdenken.

Digital skills am Hackathon

Kehren wir zurück zum Bärn-häckt-Hackathon. Was man hier während 48 Stunden beobachten konnte, sind augenscheinlich technologische Fähigkeiten: Man entwickelt und programmiert, analysiert Daten und schreibt Codes. Gleichzeitig fällt auf, dass diese technischen Skills unterschiedlich gut zum Einsatz kommen: Da gibt es einige Teilnehmende, die schon beim Auftreten von kleinen Problemen verzweifeln, wohin gegen andere auch beim Auftreten von grösseren Schwierigkeiten motiviert sind, einen neuen Lösungsweg zu suchen. Da gibt es ein Team mit einem Fachexperten, der sein Wissen weitergibt, wodurch das ganze Team zu einer besseren Lösung findet. Oder es gibt Teams, in denen die technische Expertise begrenzt ist, die aber durch ein besonders gutes Kommunikationskonzept und einen humorvollen Pitch am letzten Tag beim Publikum besonders gut ankommt. Emotionale Selbstregulation (in Anbetracht von Erschöpfung, Gereiztheit, Euphorie) ist genauso präsent wie intentionales Verhalten und beides steht in direktem Zusammenhang mit dem technischen Knowhow. Diese Beobachtungen legen nahe, dass das Konzept der digital skills keineswegs nur kognitivie/technische skills beinhalten sondern eng verbunden mit sozialen und emotionalen skills sind.

Einen Schritt weiter in der digitalen Transformation

Mit anderen Worten: Die Arbeitsweise der Hacker legt nahe, dass die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt nicht zu meistern sind, wenn technische skills ohne soziale Fähigkeit auftreten oder emotionale Stabilität ohne fachliche Expertise. Digitale Skills können daher am besten als ‘Bündel’ von sozialen, emotionalen und technischen Praktiken verstanden werden. Eine solcher Perspektivwechsel kann auch dazu beitragen, dass alte – aber immer noch weit verbreitete – Stereotype wie die sozial eher inkompetenten IngenieurInnen oder technikphoben SozialwissenschaftlerInnen überwunden werden und statt dessen digitale skills bei allen Berufsgruppen Voraussetzung werden, die es aufzubauen beziehungsweise weiterzuentwickeln gilt. Hackathons bieten dazu eine gute Gelegenheit. Sie sind eben nicht nur ein Tech-Event, sondern ein Prototyp der neuen Arbeitswelt und somit Lernlaboratorium für die digitale Transformation unserer Arbeitswelt.


48 Stunden hacken

Vom 23.-25. August 2019 fand zum dritten Mal der Bärn-häckt-Hackathon in den Räumlichkeiten der BFH Wirtschaft statt. Die BFH war als eine von zehn Challenge-Sponsoren aktiv an dem Event beteiligt. Unter dem Stichwort «Nachhaltigkeit» rief sie die Teilnehmenden dazu auf, eine Suffizienz-Plattform zu entwickeln. Andere Challenges adressierten Fragen der Navigation, der individualisierten Reiseführung oder die Zukunft des Banking. Nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die Arbeitsweisen der einzelnen Teams waren eindrücklich. Sie boten die Gelegenheit, um über das aktuelle Thema der Digital Skills nachzudenken. Eines der Gewinnerteams hat für die BFH eine Suffizienz-Plattform entwickelt. An dieser Stelle nochmals Gratulation an alle Teilnehmenden, die die 48 Stunden durchgehalten und damit ihre digital skills bewiesen haben. Alle Informationen und Impressionen zu «Bärn häckt 2019» finden Sie hier.


Referenzen

  1. Briscoe, G. & Mulligan, C. (2014). Digital innovation: The hackathon phenomenon.
  2. McKinsey & Company (2018). The future of work: Switzerland’s digital opportunity.
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Open-Data-Anwendungen nützen Reisenden und SBB

Die SBB arbeitet eng mit der Open-Data-Community zusammen. Seit knapp zwei Jahren stehen auf der Open-Data-Plattform öV Schweiz Fahrplan-Angaben und Echtzeit-Informationen zur Verfügung. Diese Daten nutzen die Kundinnen und Kunden via praktischen Apps etwa zu Verspätungen und Haltestellen, erläutert unsere Autorin und Verantwortliche bei der SBB Rahel Ryf.

Bereits nach kurzer Zeit hat das Open Data Engagement von SBB und BAV Früchte getragen. Die Daten können Kundinnen und Kunden in mehreren Anwendungen nutzen.

TrainDelayBot, EBP Schweiz

Nach der Eingabe eines Stationsnamens informiert der Bot über eventuelle Verzögerungen. Der Clou: Der Roboter wird die Station auch für die nächste Stunde überwachen und auf Verspätungen prüfen. Wenn sich etwas ändert, wird automatisch eine Benachrichtigung versendet.

Swiss Transit App, Vasile Coțovanu – erhältlich im iTunes Store

Swiss Transit App ist der perfekte Reisebegleiter für die Reise in die Schweiz. Sie umfasst mehr als 24’000 Bahnhöfe und mehr als eine Million Fahrzeuge: Züge, Strassenbahnen, Busse, Boote und sogar Gondeln und Seilbahnen. Besonders wichtig: Sämtliche Funktionen sind offline verfügbar. Auch ohne Internetverbindung kann nach Stationen oder Abfahrten gesucht werden.

Time for Coffee, Time for Coffee Team

Mit «Time for Coffee» lässt sich mit wenigen Klicks einen eigenen Abfahrtsmonitor für die Haltestelle nach Wahl erstellen.

puenktlichkeit.ch, Andreas Gutweniger

Pünktlichkeit gehört zu den Erfolgsfaktoren des öffentlichen Verkehrs. Und im besonders erfolgreichen Schweizer öV ist die Pünktlichkeit besonders hoch. Wie hoch sie tatsächlich ist und wo es vielleicht doch hin und wieder zu Verspätungen kommt, will puenktlichkeit.ch zeigen. Die Website ist im Rahmen des MAS-Studiengangs «Data Science» an der Berner Fachhochschule entstanden und wird privat betrieben.

Open Data Show Room, Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit

Der Open Data Show Room der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit präsentiert Applikationen zur interaktiven Datenvisualisierung. Studierende haben die meist D3.js-basierten Web-Anwendungen im Rahmen der Open Data Vorlesung entwickelt. Die Veranstaltung der Universität Bern findet am Institut für Wirtschaftsinformatik statt und hat seit 2014 Dutzende aussagekräftiger Open Data Visualisierungen hervorgebracht. Die Apps verschaffen durch kreative Darstellungsarten einen verständlichen und transparenten Zugang zu komplexen Daten.

Rome2rio

Rome2rio macht die Reiseplanung einfach. Es handelt sich um eine Reiseinformations- und Buchungsmaschine von Tür zu Tür, die hilft, von und zu jedem Ort der Welt zu gelangen. Nach Eingabe eines beliebigen Ortes zeigt Rome2rio alle Reise- und Buchungsmöglichkeiten sowie Informationen über Unterkunft und Aktivitäten an Ort an. Egal, ob Informationen zu Flug, Zug, Bus, Fähre, Mitfahrgelegenheit oder Mietwagen gewünscht werden, Rome2rio hat geschätzte Preise, Reisedauer und Buchungsdetails von über 5000 Unternehmen in mehr als 160 Ländern – das macht Rome2rio zu einem der führenden Online-Reisebüros weltweit.

FAIRTIQ, schucan management

FAIRTIQ ist eine Mobile Ticketing Applikation für den öffentlichen Verkehr und funktioniert nach dem CIACO-Prinzip (Check In – Assisted Check Out). Vor der Reise mit dem öV checkt der Kunde mit einem Klick ein und erhält dadurch ein gültiges Ticket für den gesamten Verbund. Nach der Reise checkt man mit einem weiteren Klick wieder aus. Das System erkennt dank Standortermittlung des Mobiltelefons die gefahrene Strecke und verrechnet im Anschluss das passende Ticket auf das hinterlegte Zahlungsmittel.

Chunder, Stephan Korner

Ein Tool für alle Benutzer des öffentlichen Verkehrsnetzes der Schweiz. Die App weiss, wann der gewünschte Bus, das Tram oder der Zug abfährt und zeigt den entsprechenden Countdown an. Es können Favoriten angelegt und Strecken überwacht werden.

ÖV AR, Lukas Gasser – erhältlich im iTunes Store

Mit ÖV AR sieht man die nächsten Haltestellen in der Umgebung durch die Linse der iPhone-Kamera. Es wird neben Name und Art der Haltestelle auch die Distanz zur Haltestelle angezeigt. Die gewünschte Haltestelle kann angetippt werden, um eine Übersicht mit den nächsten Abfahrten einzublenden. Auch die verfügbaren Bike-Sharing-Stationen in der Umgebung werden angezeigt

Viele weitere Apps sind unter https://opentransportdata.swiss/ in der Rubrik «Showcases» zu finden.

Urbane Herausforderungen werden zu Datenverfügbarkeitsproblemen

Multimodale Mobilitätsdienstleistungen sind die Zukunft. Durch die Digitalisierung können unterschiedliche Transportarten einfacher und gezielter kombiniert werden. Die Digitalisierung wird viel mehr Transparenz schaffen und Kaufentscheide werden immer öfter im digitalen Kanal getroffen. Die KundInnen entscheiden sich für die günstigste, bequemste, schnellste und vor allem die einfachste Art, um von A nach B zu reisen. Sie werden für sich selbst das beste persönliche Gesamtangebot finden.

Mit dem Wandel des Mobilitätsmarkts entstehen neue Angebote und neue Optionen für die Reisenden. Das öV Netz wird sich bezüglich der Möglichkeiten, um von A nach B zu reisen, vervielfachen und die Infrastruktur kann optimaler genutzt werden. Konsequenz ist eine grössere Wahl bei den Mobilitätsdienstleistungen. Die Einfachheit wird der Schlüsselfaktor sein. Urbane Herausforderungen werden zu Datenverfügbarkeitsproblemen und um diese Potentiale zu entfalten und die Risiken zu mildern, braucht es optimale Rahmenbedingungen. Im Zentrum steht der Zugang zu Mobilitäts- und Verkehrsdaten, wie es auf der Open-Data-Plattform öV Schweiz ermöglicht wird.

Als grosses Unternehmen, müssen die SBB für Innovation offen sein und sicherstellen, dass auch mal umgekehrt werden kann, um einer neuen Richtung zu folgen. Nur so, kann man einer Kraft, welche die Zukunft gestaltet, beitreten ohne dabei von der Zukunft überholt zu werden. Innovation und Transparenz sind heute so wichtig wie nie Wie die bereits entstandenen Showcases beweisen, ist Open Data ein Weg dies zu fördern.

Die Publikation von Echtzeitdaten mittels API war ein grosser und wichtiger Schritt. Es ist ein grosser Meilenstein für Open Data in der Schweiz aber auch darüber hinaus. Die Schweiz ist ein öV-Land, opentransportdata.swiss soll dazu beitragen, dass die SBB auch im digitalen Zeitalter Leader und Innovator sind.


Weitere Informationen

Fahrplan-Angaben und Echtzeit-Informationen zum öffentlichen Verkehr in der Schweiz sind seit Dezember 2016 auf einer Plattform verfügbar. Sie wurde von der SBB im Auftrag des Bundes erstellt. Die Daten ermöglichen es sowohl den Transportunternehmen als auch Unternehmen von ausserhalb der Transportbranche, neue Kundeninformationssysteme, neue Apps oder andere Anwendungen für die Information der Reisenden zu entwickeln.

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat die SBB als Systemführerin damit beauftragt, eine Open-Data-Plattform für den gesamten Schweizer öV aufzubauen und zu betreiben. Die Open-Data-Plattform öV Schweiz stellt alle von den beteiligten konzessionierten Transportunternehmen gelieferten Fahrplandaten sowie die aktuelle Verkehrslage des öffentlichen Verkehrs in Echtzeit zur Verfügung. Nutzer sind Unternehmen und Startups, welche die Daten aufbereiten und Kundeninformationen für Reisende zusammenstellen. Im Sinne der bundesrätlichen «Open-Data»-Strategie und als Beitrag bei der Umsetzung der Strategie «Digitale Schweiz» des UVEK, werden so Innovationen durch die Privatwirtschaft erleichtert und gefördert.

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Wie sich die Dienstleistungswirtschaft durch Daten wandelt

Datengetriebene Wertschöpfung: was gibt es zu tun? Welche neuen Ansätze zur Entwicklung von datenbasierten Dienstleistungen notwendig sind, stellen unsere Gastautoren vor.  

Mit der Verbreitung des Internets über die letzten 20 Jahre hat sich die Digitalisierung in weite Bereiche von Gesellschaft und Wirtschaft ausgedehnt. Administrative Prozesse sind schon überwiegend digitalisiert und effizient gestaltet. Die kundenzentrierte Entwicklung von Dienstleistungen, welche relevante Probleme im Alltag von Anwendern lösen, hat hingegen noch grosses Potential. Firmen stehen vor dem Entscheid, ihr Geschäft von einer Produkt- zu einer Service-Logik zu transformieren und damit den gewachsenen Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Mit der breiten Verfügbarkeit von Sensoren, Daten, Netzwerken und Cloud-Infrastrukturen steht für diesen Wandel heute eine Basis zur Verfügung, welche neue und skalierbare Möglichkeiten bietet. Vor dem Hintergrund dieser vielversprechenden technologischen Innovationen kommt der Fokus auf den betriebswirtschaftlichen Nutzen aber oft zu kurz. Dieser muss konsequent an den Anwendern und Kunden ausgerichtet sein und einen Mehrwert für deren Geschäftsprozesse generieren. Eine erfolgreiche Umsetzung digitaler Services muss ausgehend vom Geschäftsnutzen konzipiert sein und dabei gleichzeitig die Potentiale der neuen Technologien nutzen. Dafür werden neuartige methodische Ansätze benötigt.

Scheitern und daraus lernen

Mit der Theorie der Dienstleistungsentwicklung stehen uns seit einigen Jahren effektive und bewährte Instrumente zur Verfügung für das Design und Engineering von anwenderzentrierten Services. In der Praxis hat sich das Konzept des Value Proposition Designs bewährt für die Entwicklung von Services, die konsequent auf die Kunden ausgerichtet sind [1]. Die Situation der Kunden wird dabei in den Dimensionen Kundenaufgaben (Jobs), Kundenprobleme (Pains) und Kundengewinne (Gains) erfasst. Bei der Umsetzung von Service-Design-basierten Projekten ist eine iterative Vorgehensweise in enger Co-Creation mit den Kunden angebracht: mit schnellen Prototypen (rapid service prototyping) kann rasch und kostengünstig gelernt werden, ob man die Jobs, Pains und Gains der Kunden richtig verstanden hat. Scheitern und daraus lernen ist dabei fixer Bestandteil des Entwicklungsweges.

Der Kunde ist stets als Partner involviert und trägt zur Entwicklung bei. Daten und Analyse können diesen iterativen Suchprozess bei der Service-Entwicklung schneller auf eine Lösung konvergieren lassen, z.B. bei der Validierung neuer Service-Ideen in bestimmten Marktsegmenten (Simulation), bei der Auswahl von Service-Prototypen und deren Akzeptanz-Test in Feldversuchen, bei der Auswertung von Nutzungsdaten für die Optimierung bestehender Services oder auch bei Vermarktungsentscheiden.

Neue Modelle für Daten-basierte Value Propositions

In den herkömmlichen Produkt- und Service-Modellen wird den Kunden eine erbrachte Leistung versprochen, z.B. eine Anzahl aufgewendeter Arbeitsstunden oder eine Anzahl gelieferter Teile und nach kostenasierten Ansätzen verrechnet. Mit den neuen Modellen erfolgt der Übergang zu sogenannten outputasierten Services [2]. Den Kunden wird eine erzielte Leistung garantiert und verrechnet. Für die Anbieter entstehen dadurch interessante neue Möglichkeiten, durch kontinuierliche Service-Co-Creation mit den Kunden die Loyalität und die gegenseitige Bindung zu festigen und letztendlich die Wertschöpfung für alle Beteiligten zu optimieren.
Dabei kommt der Datenanalyse besondere Bedeutung zu. Wenn die Anbieter für die erzielten Ergebnisse statt für den erbrachten Aufwand vergütet werden, übernehmen sie einen wesentlichen Teil des operativen Risikos. Sie müssen genau berechnen können, zu welchem Preis sie die versprochenen Resultate kostendeckend oder mit Gewinnmarge erbringen können. Betriebs- und Nutzungsdaten müssen bei den Kunden erhoben und durch die Anbieter analysiert werden.

Von Wertschöpfungsketten zu neuen Service-Ecosystemen

Bei dieser Vorgehensweise zur Entwicklung von Services gelangt man typischerweise zum Punkt, dass man als einzelnes Unternehmen Partnerschaften eingehen muss, um die «Jobs», «Pains» und «Gains» der Anwender bzw. Kunden entlang der Customer Journey umfassend abdecken zu können. Dadurch werden lineare Wertschöpfungsketten aufgebrochen und es entstehen sogenannte Service-Ecosysteme, in denen die Akteure über Cloud-Verbindungen Service-Werte austauschen. Die Co-Creation zur Entwicklung von Services erfolgt dann gemeinsam durch mehrere Akteure eines solchen Ecosystems.

Unterstützung in der innovativen Community

Mit der Swiss Alliance for Data-Intensive Services (Data+Service Alliance) gibt es ein Technologie-Netzwerk in der Schweiz für innovative Unternehmen, akademische Institute und Einzelpersonen, welches den Fokus auf daten-basierte Wertschöpfung mit Dienstleistungen, aber auch Produkte und Geschäftsmodelle setzt. Es ist eine Community, die vor allem Unternehmen hilft, mit der Digitalisierung in diesem Bereich voranzukommen.

Die Zusammenarbeit in diesem interdisziplinären Netzwerk fördert Innovationsprojekte der Mitglieder, die wiederum das Wissen aus verschiedenen Bereichen zu marktfähigen Dienstleistungen bündeln. Gemeinsame Expertengruppen und Workshops helfen, das Potenzial der Community auszuschöpfen. Zur Förderung der Innovation wurde zudem durch die Alliance eine Innovations-Initiative «Von Ideen zu Projekten» und ein Stipendium für Start-Ups 2018/2019 ins Leben gerufen.

An der 5. Swiss Data Science Konferenz im Juni 2018 kamen 400 Forscher und Praxisvertreter zusammen, um Fragen der datenbasierten Wertschöpfung zu diskutieren: von der Datenerfassung und -verarbeitung über die Analytik bis hin zur Entwicklung neuer Dienste und deren Umsetzung; aber auch die gesellschaftlichen Auswirkungen, die mit datengetriebener Wertschöpfung zusammenhängen.


Referenzen

  1. Osterwalder, A., Pigneur, Y., Bernarda, G., Smith, A.: Value Proposition Design: How to Create Products and Services Customers Want. John Wiley & Sons, Hoboken, New Jersey (2014)
  2. Kowalkowski, C, Ulaga, W: Service Strategy in Action: A Practical Guide for Growing Your B2B Service and Solution Business, Service Strategy Press (2017).
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Tourismus und Ontologie – Wo ist denn der Zusammenhang?

Was ist Ontologie überhaupt?

Wer an Tourismus denkt, bildet an erster Stelle Assoziationen mit Ferien. Wanderungen im Sommer und Herbst, Skifahren im Winter, Sehenswürdigkeiten und kulturelle Anlässe während des ganzen Jahres … alles das hat sicher in der kollektiven Vorstellung mit Tourismus zu tun.

Wenn man aber schnell bei der allgegenwärtigen Wikipedia nachschlägt und sich über «Ontologie» erkundigt (https://de.wikipedia.org/wiki/Ontologie), landet man in eine auf den ersten Blick frem­de Welt.  Es ist die Rede von «Einteilung des Seienden» und «Grundstrukturen der Wirklichkeit und der Mög­lichkeit». Wir befinden uns – oh Schreck – in der theoretischen Philosophie, in der Metaphy­sik. Das allein wäre für die meisten Menschen Grund genug, um diese Webseite zu verlassen und die Leitfrage dieses Artikels mit «nein» zu beantworten.

Liest man aber weiter, kommt es zu einem für Viele möglicherweise erstaunliche Angabe: «In der Informatik werden seit den 1990er Jahren formale Repräsentationssysteme, angelehnt an den philosophischen Begriff, als ‹Ontologien› bezeichnet.» Weiter unten beim Abschnitt «Verbindung zu anderen Wissenschaften» kommt die endgültige Klärung, sowie der Hinweis, warum die Informatik von «Ontologien» in Plural spricht, die Philosophie dagegen «Ontologie» nur im Singular versteht. An dieser Stelle überlasse ich gern dem Leser die weitere Lektüre dieses Wikipedia-Beitrags und vielleicht auch der weiteren Quellen in der dort aufgeführten Literatur.

Ich komme zurück auf zwei wichtige Aussagen in diesem Text:

  • «Anspruch, ein allgemeingültiges Werkzeug bereitzustellen, um die Welt verstehen zu können.»
  • «[…] bezieht sich der Ontologiebegriff […] auf ein begrenztes Themengebiet […].»

Wenn wir diese Aussagen in unserer Rolle als Informatiker betrachten, finden wir uns wieder. Infor­ma­tik ist letzten Endes eben der Versuch, einen genau definierten Abschnitt der Welt zu verstehen, ihn mit formalen Mitteln zu modellieren und dieses Modell auf einer endlichen, realen Maschine mit begrenzten Ressourcen zum Laufen zu bringen. Dazu verwendet die Informatik Algorithmen und Datenstrukturen.

Strukturen in einer Ontologie

Wenn wir letztere als ein Begriffsnetz fassen, welches verschiedene Entitäten mit ihren Attributen und den Assoziationen untereinander darstellt, bauen wir ein semantisches Netz. Dieses beschreibt den Abschnitt der Welt, den wir technisch abbilden wollen. Fassen wir die Informationen in Form sprachlicher Aussagen mit der festen Struktur Subjekt-Verb-Objekt (SVO), sind wir daran, den aus­gewählten Weltabschnitt mithilfe von semantischen Tripeln zu beschreiben.

Sprachliche Strukturen dieser Art sind aus Sicht der Logik (genauer: der Aussagen- und Prädi­ka­ten­lo­gik erster Stufe) Aussagen, die nur einen von zwei Wahrheitswerten (tertium non datur) annehmen können. Dieser Schritt öffnet uns die Türe zur Welt der formalen Logik. Wir können die seman­ti­schen Tripeln als logische Aussagen (mit gebundenen Variablen) oder logische Prädikate (mit un­ge­bundenen Variablen) betrachten. Diese können mithilfe von Operatoren (Junktoren) verbunden werden und komplexe logische Ausdrücke bilden.

Eine Operation ist dabei von grosser Bedeutung für den Einsatz von Ontologien in der Informatik: das Ziehen von Schlussfolgerungen. Man verwendet dabei einen Mechanismus, welcher schon Aristoteles bekannt war, den Syllogismus (Deduktion). In der modernen forma­len Logik spricht man von der Implikation. Von Voraussetzungen (Prämissen) ausgehend, kommt man zu einer Schlussfolgerung (Konklusion).

Neben Fakten in Form semantischer Tripeln beinhaltet ein Ontologie-System eine Inferenz­kom­po­nente. Diese ist in der Lage, anhand der Fakten in der Wissensbasis Schlussfolgerungen nach den Re­geln der formalen Logik zu ziehen. Somit können aus bestehenden Fakten explizite Informationen abgeleitet werden. Bestehendes, im Informationssystem nur implizit vorhandenes Wissen wird dank der Inferenz sichtbar gemacht. Dieser Lösungsansatz hat aber auch Grenzen. Deklaratives Wissen lässt sich elegant mit se­mantischen Tripeln abbilden, prozedurales und episodisches Wissen dagegen eher über Umwege oder sogar erst mit anderen Mechanismen.

Technische Umsetzung

Technisch wird die Wissensbasis der Ontologie in einem Triple Store gespeichert. Mittels einer graph­ba­sierten Abfragesprache (SPARQL, als «sparkle» ausgesprochen, ein rekursives Akronym für «SPARQL Protocol and RDF Query Language») ist es möglich, Zugang zu dem in einem Triple Store gespeicherten deklarativen Wissen zu erlangen. Dank einer solchen Schnittstelle können Wissensbasen durch Maschinen verarbeitet werden.

Dieser Ansatz wird im semantischen Web verfolgt, dessen Grundlagen vor ungefähr zwanzig Jahren von Tim Berners-Lee beschrieben wurden. Sind die im Web gespeicherten Informationen nicht nur Menschen, sondern auch Maschinen zugänglich, kommen wir zu einem «Web of Data». Infor­ma­tio­nen können automatisch gesucht, aggregiert, angereichert, ausgewertet und mit ansprechenden Visualisierungen dargestellt werden.

Solche Lösungen verlangen wichtige Schritte, die zu OLD (Open and Linked Data) führen:

  • URI zur Veröffentlichung von Informationen, nicht ganze Dokumente in un­struk­turierter natürlicher Sprache
  • Maschinenlesbare Verbindungen zwischen Daten (Links)
  • Offene, standardisierte, maschinell lesbare Formate
  • Offene, standardisierte, maschinell lesbare Metadaten zur Interpretation, Cha­rak­terisierung und Klassifizierung der Daten und der Links.

Verbindet man diese Mechanismen mit dem allgemeinen Ansatz von Ontologien, kommt man zu föderierten Systemen, deren Inhaltsangebote durch Maschinen automatisch ausgewertet werden können.

Auf dieser Basis kann man Applikationen verschiedener Art entwickeln (Auskunftssysteme, Frage-Antwort-Systeme, Decision Support Systems DSS, aktive Empfehlungssysteme, Chatbots,…).

Ontologien im Tourismus

Wie können diese Technologien einen Beitrag zur Tourismuswirtschaft leisten?

Das Internet als globaler Marktplatz bietet ein stetig wachsendes Angebot an Lösungen für Tou­ris­ten. Die Spannweite reicht von einfachen Hotelbuchungen bis zu ganzheitlichen Angeboten für Pau­schalreisen. Dazu kommen Metasuchmaschinen, die das Angebot mehrerer Anbieter ag­gre­gie­ren und die verschiedenen Lösungen für Tourismuskunden vergleichbar machen.

Die bisher verfügbaren Informationen sind aber in unterschiedlichen, meist proprietären Systemen (Datensilos) gespeichert und nur in einigen Fällen allgemein zugänglich. Die we­ni­gen Standards und Schemata aus OLD auf diesem Fachgebiet werden zu wenig benutzt. Somit kann keine gesamt­haf­te Sicht einer Tourismusdestination entstehen. Der Tourist als Kunde ist nicht in der Lage, sich über eine oder wenige heterogene Quellen umfassend zu informieren.

Durch ein Informationsmodell auf der Basis semantischer Technologien, welches die Begriffe im Tou­rismusbereich sowie ihre Eigenschaften und Beziehungen untereinander formal als Ontologie be­schreibt, könnte eine gemeinsame Plattform aufgebaut werden. Diese kann die un­ter­schie­dli­chen Quellen zu einem föderierten System vereinen und ihre Inhalte in struk­tu­rierter Form zugänglich machen. Diese dient dann als virtueller Infor­ma­tionsmarkt im Tou­ris­musbereich. Touris­mus­ope­ra­to­ren bieten über diese Drehscheibe Informationen an, die der Tou­rist als Kunde nachfragen kann. Aufgrund solcher Informationen ist er dann in der Lage, qualifizierte Entscheidungen über seine Ferien zu treffen.

Schlussfolgerung

Der Einsatz von Ontologien im Tourismusbereich könnte neue Wege für die Tourismuswirtschaft eröffnen. Ein auf nationaler Ebene koordinierter Ansatz dieser Art ist die französische Plattform «DataTourisme» (http://www.datatourisme.fr).

Das Tourismusbüro der Zukunft könnte ein System sein, das den Touristen aktiv und dynamisch um­­­fas­­sende, spannende Gesamtangebote unterbreiten kann. Systeme auf der Basis von Ontolo­gien brin­gen uns einen Schritt weiter in diese Richtung.

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Call for Papers: Daten im E-Government

Die Ausgabe zum Themenschwerpunkt Big und Open Data beschäftigt sich im März 2018 mit dem Thema «Daten im E-Government».

Die grosse Frage lautet: Wie kann man die Zusammenarbeit in der Verwaltung zwischen autonomen Organisationen «minimal invasiv» gestalten? Anders gefragt: Wie kann man erfolgreich zusammenarbeiten, ohne dass sich die Beteiligten zu stark verändern müssen?

Eine These lautet: Für die organisationsübergreifende Zusammenarbeit genügt es, dass sich alle Beteiligten auf Standards für den Informationsaustausch einigen. Wir wollen in der Ausgabe «Daten im E-Government» diese These genauer untersuchen:

Welche Standards für den Informationsaustausch sind notwendig?

Was kann mit konkreten Standards erreicht werden?

Und wo liegen die Grenzen einer Standardisierung, die sich auf den Informationsaustausch beschränkt?

Wir laden Sie ein bis zum 5. Februar 2018 einen Abstract einzureichen.

Abstracts können an digitalsociety@bfh.ch gesendet werden.

Mögliche Themenfelder für Beiträge:

  1. Welche Datenstandards sind für die Förderung einer effektiven Behördenzusammenarbeit besonders wichtig?
  2. Welche Rolle spielen Registerharmonisierung und Registerintegration für die digitale Transformation des Staats?
  3. Welche Data Governance braucht es, um Prinzipien wie «Only Once» umzusetzen?
  4. Wie kann Datenschutz so implementiert werden, dass zwar der Schutz der Privatsphäre gewährleistet wird, die behördenübergreifende Zusammenarbeit aber nicht zu sehr beeinträchtigt wird?
  5. Wie schaut eine erfolgversprechende Datenstrategie für die Digitale Schweiz aus?
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