Resiliente Gemeinden dank Partizipation, Digitalisierung und nachhaltiger Strategie

Mit neuen, digitalen Werkzeugen und innovativen Ansätzen den Herausforderungen von morgen begegnen: Kleine und mittlere Gemeinden stehen heute inmitten von Transformationen – technologisch, gesellschaftlich und im Dialog mit ihren Bürger*innen. Doch wie lässt sich Innovation nachhaltig verankern und strategisch nutzen, um zukunftsfähig zu bleiben? BFH-Experte Urs Anderegg wirft einen Blick auf aktuelle Entwicklungen und die Bedeutung partizipativer Prozesse.

Stetiger technologischer und gesellschaftlicher Wandel sowie eine gesteigerte Erwartungshaltung der Be­völkerung stellen kleine und mittlere Gemeinden vor grosse Herausforderungen. Um diese neben dem Tagesgeschäft bewältigen zu können, ist eine zukunfts­orientierte Gemeindeführung nötig, die Innovationen in einer nachhaltigen Strategie verankert und damit den Gemeinden hilft, auch in zukünftigen Phasen des Umbruchs widerstandsfähig zu bleiben. Eine solche Resilienz könnte beinhalten, dass Innovationen wie z.B. neue digitale Technologien oder partizipative Ansätze helfen, Prozesse und Dienstleistungen zu optimieren. Eine nachhaltige Entwicklungsstrategie sollte sich an den UNO-­Zielen für nachhaltige Ent­wicklung (vgl. z. B. die Nachhaltigkeitsstrategie der Gemeinde Stäfa), am wertorientierten Ansatz der Gemeinwohlökonomie (Gemeinde Eschlikon) oder am Smart City Wheel orientieren.

Doch auch einzelne gesellschaftliche Herausforderungen wie z. B. die demographisch bedingte Abwan­derung aus Randgebieten bedürfen eines partizipativen und systematischen Vorgehens, das von einer Standortbestimmung (u. a. mittels Einwohner­befragungen) oder über eine Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT) zur Definition von strategischen Handlungsfeldern und damit hin zur Verbesserung der Standortattraktivität führt. Gemeinden wie z. B. Ochlenberg, Frutigen, Konolfingen und Worb sind neulich diesen Weg gegangen und haben erkannt, dass z. B. weniger der Steuerfuss als vielmehr die Identifikation mit der Gemeinde oder ein belebter Dorfkern wesentlich zur Attraktivität einer Gemeinde beitragen.

Innovation durch Partizipation

Tiefe Wahlbeteiligung und schlecht besuchte Gemeindeversammlungen bedeuten nicht per se, dass die Bevölkerung nicht mitbestimmen möchte. Neuere Formen der demokratischen Beteiligung können aus diesem Dilemma führen und das Vertrauen in die Behörden stärken. Sie gestalten die Politik zugänglicher und stützen Entscheide breiter ab, da sie der Bevölkerung mehr direkte Einflussnahme ermöglichen (z. B. über Bürgerräte oder partizipative Budgets). Auf diese Weise helfen partizipative Formen, Innovationen zu generieren. Dabei ist an Instrumente wie Zukunfts­werkstätten oder Hackathons zu denken, wo die Bevöl­kerung ko­kreative Lösungen für aktuelle kommunale Herausforderungen entwickelt. Digitale Beteiligungs­formen wie Motionen, Smart Ask oder Onlineabstimmungshilfen, entsprechen einer zunehmenden Erwartungshaltung der Einwohnenden. In kleinen und mittleren Gemeinden wie z. B. Büren an der Aare stossen die partizipativen Instrumente auf breite Akzeptanz.

Digital und zukunftsorientiert gestalten

Einzelne partizipativ entwickelte Ideen oder digitale Tools stellen noch keine Innovationen dar und bleiben ohne grosse Wirkung, wenn diese nicht in einer Stra­tegie verankert sind oder den Strategieprozess unter­ stützen. Ein «intelligentes» Strategiemonitoring bietet z.B. die «Smart­Government­Plattform», die im Rahmen eines Innosuisse­Projektes vom Institut Public Sector Transformation und der inova:solutions AG entwickelt wurde. Die Plattform unterstützt aktuell die Gemeinden Moosseedorf, Lyss, Wohlen bei Bern und Ittigen in ihrem Strategieprozess, von der Stand­ortbestimmung über die Modellierung und Umsetzung bis hin zur Überwachung.

Digitalisierung bedeutet für eine Gemeindeverwaltung primär einen Kulturwandel. Damit digitale Tools und die digitalen Skills der Mitarbeitenden ihre Wirkung entfalten, braucht es einen Wandel in der Verwaltungs­ zusammenarbeit. Die Bestimmung des digitalen Reifegrades einer Gemeindeverwaltung und der Digital Skills der Mitarbeitenden kann helfen, wichtige strategi­ sche Fragen zu beantworten, wie z. B. «Wo stehen wir?» und «Was sind die weiteren Schritte hin zur digitalen Transformation unserer Gemeinde?».


Empfehlungen des IPST

  1. Gemeindestrategie an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten: Bestehende Ansätze z. B. von der UNO ein­ betten, Ziele regelmässig überprüfen und Standortoptimierung im Auge behalten
  2. Partizipative Innovation: Innovations­ und Strategieprozesse werden besser, wenn Gemeinden die Bevölkerung miteinbeziehen.
  3. Digitalisierung als Kulturwandel verstehen: Führungspersonen sollten den digitalen Reifegrad der Verwaltung und der Mitarbeiten­den kennen und deren Fähigkeiten weiterent­wickeln

Mehr Informationen

Kontaktmöglichkeiten und weitere Informationen zu Innovation in Gemeinden finden Sie hier.

Creative Commons Licence

AUTHOR: Urs Anderegg

Prof. Dr. Urs Anderegg ist Dozent am Institut Public Sector Transformation. Er fokussiert in seiner Forschung auf Public Sector Innovation und Gemeinde-Management.

Create PDF

Ähnliche Beiträge

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert