Therapie trifft Kennzahl: Wie KPIs den Erfolg in der Blended Psychotherapy sichtbar machen
In einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen dem Start-up YLAH, und den Departementen Technik und Informatik sowie Gesundheit der Berner Fachhochschule wurden KPI-basierte Metriken in der Blended Therapie untersucht.
Kontext
Blended Psychotherapy, also die Kombination aus digitalen und analogen Therapieelementen, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Doch wie kann der Erfolg solcher Behandlungen sinnvoll gemessen werden? Die Antwort liegt in durchdachten Kennzahlen -sogenannten Key Performance Indicators (KPIs).
Ein strategisches Themenfeld der Berner Fachhochschule [1] ist die humane digitale Transformation. Der Mensch soll bei allen Bestrebungen rund um die Entwicklung von neuen Technologien ins Zentrum gestellt werden, was zu einem verantwortungsvollen Einsatz und mehr Akzeptanz führt. Im Rahmen dieses Themenfeldes werden regelmässig auch Innovationsvoucher vergeben: Unternehmen können von der Expertise der BFH in diesem Themengebiet profitieren und sich für einen solchen Voucher bewerben. Mit Erfolg hat dies das Start-Up YLAH gemacht, und daher konnte das in diesem Artikel beschriebene interdisziplinäre Projekt durchgeführt werden.
Eine Einschätzung mit Quadruple Aims
Das Ziel von KPIs im Kontext der Blended Psychotherapie ist durch systematische Rückmeldungen Muster zu erkennen, Fortschritte sichtbar zu machen und die Therapie kontinuierlich zu verbessern. Verschiedene Perspektiven spielen dabei eine Rolle: Wie nimmt sich die Patientin wahr? Wie schätzt der Therapeut die Beziehung ein? Welche Erfahrungen wurden mit der digitalen Plattform gemacht? Aus diesen Puzzleteilen entsteht ein komplexes Bild, das weit mehr ist als die Summe seiner Einzelteile.
Im Rahmen des Projekts wurde untersucht, welche Instrumente sich für eine Messung der KPIs eignen. Dabei lag der Fokus auf den Quadruple Aims [2] , also den folgenden vier Bereichen: dem Therapieerfolg aus Sicht der Patient*innen (PROMs), ihren Erfahrungen mit der Therapie (PREMs), wirtschaftlichen Aspekten (Kosten) und Rückmeldungen des Fachpersonals (Staff Reported Outcomes).
Zu den wichtigsten Tools zählen der Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-9) zur Messung depressiver Symptome und der GAD-7 für Angstsymptome. Beide sind kompakt, validiert und bereits im Produkt integriert. Für das subjektive Erleben der Therapie bieten sich die Skalen WAI-SR-P und WAI-SR-T an, welche die therapeutische Allianz aus Sicht der Patientinnen und Therapeutinnen erfassen. Besonders spannend: Der Abgleich beider Perspektiven kann wertvolle Hinweise auf die Qualität der Beziehung geben, was ein zentraler Faktor für den Therapieerfolg ist. Auch wirtschaftliche Kennzahlen spielen eine Rolle, etwa über die Berechnung sogenannter QALYs („Quality Adjusted Life Years“), also der durch die Therapie gewonnenen gesunden Lebensjahre. Zudem kann das TIC-P-Instrument helfen, krankheitsbedingte Kosten zu erfassen. Wichtig ist: Nicht alle Daten lassen sich kontinuierlich erheben. Für eine sinnvolle KPI-Auswahl braucht es daher eine Balance zwischen Aufwand, Aussagekraft und Praxisrelevanz. Diese sollten idealerweise in übersichtlichen Dashboards visualisiert sein, in denen unterschiedliche Datenarten aufeinander abgestimmt sind.
Metriken ohne User-Interventionen
Daneben können auch noch technische Metriken erhoben werden, die indirekt, also ohne User-Interventionen, erhoben werden können. Nämlich anhand von «Proxys», die über das Nutzerverhalten in der Applikation Rückschlüsse auf die Akzeptanz, den gefühlten Nutzen und das Engagement von Benutzern liefern.
In der Literatur existieren etliche Metriken und Messverfahren, um das Engagement von Nutzern auf Web-Plattformen quantitativ zu messen [3] . Jedoch können die konkrete Anwendung und Interpretation je nach Art der Webseite und Aufgabe stark variieren. Folglich gibt es keine «one-fits-it-all-Metrik» für Engagement-Analysen [4] .
Als Teil dieses Projekts wurde daher entsprechend für den spezifischen Use Case von ylah® untersucht, wie solche Messungen mit den firmeneigenen Daten und lokal in einer geschützten Umgebung durchgeführt und ausgewertet werden können.
Referenzen
1 Strategisches Themenfeld Humane Digitale Transformation https://www.bfh.ch/de/strategische-themenfelder/digitalisierung/
2 Sikka R, Morath JM, Leape L The Quadruple Aim: care, health, cost and meaning in work BMJ Quality & Safety 2015;24:608-610. https://qualitysafety.bmj.com/content/24/10/608
3 Lalmas, Mounia & O’Brien, Heather & Yom-Tov, Elad. (2014). Measuring User Engagement. 10.2200/S00605ED1V01Y201410ICR038.
4 Lehmann, Janette & Lalmas, Mounia & Yom-Tov, Elad & Dupret, Georges. (2012). Model of User Engagement. 7379. 10.1007/978-3-642-31454-4_14.
ylah® ist ein zugelassenes Medizinprodukt und die erste Schweizer Plattform für Blended Psychotherapy. Unser Ziel ist es, psychotherapeutische Behandlungen effizienter und zugänglicher zu gestalten. ylah® verbindet persönliche Therapie mit digitalen Tools und ermöglicht eine nahtlose Integration von Therapie in den Alltag – innovativ, flexibel und evidenzbasiert. https://ylah.ch
BFH Healthcare and Personnel Development innovation field https://www.bfh.ch/de/forschung/forschungsbereiche/innovationsfeld-gesundheitsversorgung-personalentwicklung/
BFH Applied Machine Intelligence https://bfh.ch/ami
BFH Generative AI Lab https://www.bfh.ch/ti/de/aktuell/generative-ai-lab/

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