Wie sich die Digitalisierung auf lokale Taxi-Unternehmen auswirkt

Das Taxigewerbe kommt den digitalen Wandel in den letzten Jahren besonders zu spüren. Während man sich bis anhin auf Strassenrändern nach freien Taxis umsehen oder eines per Telefon bestellen musste, brachte die Digitalisierung eine bahnbrechende Veränderung in die Art und Weise, wie Taxis ausgesucht und bestellt werden können: via Handy-App.

Mit der Einführung von Taxi-Apps hat die Digitalisierung die Mobilitätsbranche auf ein neues Level gebracht. Taxi-Apps ermöglichen es den Kund*innen bequem mit einem Klick auf dem Smartphone ein Taxi auszusuchen und zu bestellen. Nebst Bequemlichkeit bietet diese digitalisierte Version auch Effizienz, da die Fahrgäste die nächsten verfügbaren Taxi-Chauffeur*innen angeboten bekommen und ihren Weg zeitgleich auf einer Karte verfolgen können, was die Wahrnehmung der Wartezeit erheblich reduziert. Auch die Bezahlung eines vor der Fahrt definierten Preises wird via App vorgenommen,  was Unsicherheit reduziert und ein mühsames Aushandeln des Preises unnötig macht. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Apps in der eigenen Sprache verfügbar sind was für Touristen bedeutet, sich nicht in einer ihnen wenig oder nicht geläufigen Sprache über Fahrtziel, Preis und Wartezeiten austauschen zu müssen.

Diese Entwicklung hat das Taxigewerbe grundlegend Verändert und dabei für Taxi-Fahrer*innen und Fahrgäste viele Vorteile geschaffen. Für Fahrer*innen, welche mit Apps arbeiten, bedeutet es eine bessere Auslastung und Wahlfreiheit eine Anfrage anzunehmen oder abzulehnen. Gleichzeitig profitieren Fahrgäste von reduzierten Wartezeiten und einer besseren Nutzererfahrung, da das Bestellen eines Taxis überall und immer möglich ist. Doch während die Digitalisierung das Taxigewerbe zweifellos revolutioniert hat, bringt sie auch neue Herausforderungen und Schwierigkeiten für herkömmliche Taxi-Unternehmen und selbständige Taxi-Fahrer*innen.

Digitalisierung als Konkurrenz und gesetzliche Hürden

Durch die Einführung der Digitalisierung und der damit einhergehenden oben beschriebenen Vorteilen wird es für lokale Taxi-Unternehmen immer schwieriger, Taxi-Chauffeure zu finden. Ein weiterer Grund für den Personalmangel ist die wirtschaftlich schwierige Lage, in welcher sich die Taxibranche befindet seit der Pandemie. Der Tourismus und das Nachtleben kamen zum Stillstand, womit auch die Kund*innen ausblieben und die Nachfrage steigt seither nur langsam. Eine zusätzliche Konkurrenz des Taxigewerbes sind die Nacht-Angebote des öffentlichen Verkehrs, wie etwa der Moonliner.

Zusätzlich zu den schwierigen Umständen, in welchen sich der Taxiberuf befindet, sind die hohen gesetzlichen Anforderungen an Taxifahrer*innen eine Hürde, um schnell neues Personal einzusetzen. Bevor der Taxiberuf ausgeübt werden kann, muss eine Eignungsprüfung abgelegt werden, welche die Sprach- und Ortskenntnisse sowie Kenntnisse der Bestimmungen im Taxiwesen prüfen. Ein guter Leumund ist ein weiteres Kriterium für die Erteilung einer Führerbewilligung. Die Anforderungen und die Eignungsprüfung werden als sehr streng wahrgenommen und die Vorbereitung ist zeitaufwendig, was als Grund für den Fachkräftemangel auch in dieser Branche betrachtet wird. Um Taxi-Unternehmen bei ihren Rekrutierungsschwierigkeiten zu unterstützen hat der Regierungsrat per 1.April 2023 eine zweijährige Versuchsverordnung erlassen. Diese sieht vor, neuen Taxifahrer*innen für 6 Monate eine provisorische Taxiführerbewilligung auszustellen, welche es ihnen erlaubt, Passagiere zu befördern bevor sie die entsprechenden Prüfungen bestanden haben. So wird der Berufseinstieg erleichtert und die Rekrutierung für Unternehmen soll einfacher werden.

Während die Taxiversuchsverordnung die schwierige wirtschaftliche Lage der Taxibranche nicht verschwinden lassen kann, stellt sie eine Hilfestellung für die lokalen Taxi-Unternehmen in Bern dar. Ob die Verordnung die versprochenen Erfolge erzielt, was sie für selbständige Taxi-Chauffeurinnen bedeutet und ob sich diese auf die Nutzung von Fahrdiensten auswirken könnte, wird zurzeit im Projekt «Evaluation Taxiversuchsverordnung» von der BFH Wirtschaft untersucht.


Aufruf: Jetzt an Taxi-Studie teilnehmen!

Wie zufrieden sind Sie als Kund*innen mit den Stadtberner Taxis? Im Auftrag der Sicherheitsdirektion des Kantons Bern führen die Forschenden der BFH eine Umfrage durch. Sie möchten herausfinden, wie zufrieden Taxi-Kund*innen sind und welche Erwartungen sie an das Taxigewerbe der Stadt Bern stellen. Die Ergebnisse sind für die Studienautor*innen sehr wichtig. Teilen Sie ihnen Ihre Meinung mit und klicken Sie sich durch  die Umfrage. Es dauert höchstens 6 Minuten und die Forschenden bedanken sich im Voraus.

Über das Projekt

Das Projekt zur Evaluation der Taxiversuchsverordnung wurde vom Kanton Bern dem Institut New Work an der BFH in Auftrag gegeben, um herauszufinden inwiefern sich die Einführung einer provisorischen Führerbewilligung auf die Kundenzufriedenheit auswirkt. Im Zuge dieses Projektes, soll auch eruiert werden, ob die Anforderungen bezüglich dem Sprachniveau, den Ortskenntnissen, Kenntnisse zu Bestimmungen und des guten Leumunds an die Taxi-Chauffeur*innen noch zeitgemäss sind. Oder könnte man sich diesbezüglich vorstellen, lediglich Übersetzungsapps und Navigationssysteme zu verwenden, ganz im Sinne der Digitalisierung?

Creative Commons Licence

AUTHOR: Andreas Sonderegger

Andreas Sonderegger ist Professor an der Berner Fachhochschule Wirtschaft und Lektor an der Universität Fribourg. Er forscht und lehrt in den Bereichen Kognitive Ergonomie, Human-Computer Interaction sowie Arbeits- und Organisationspsychologie. Er ist Gründer und Inhaber von Youser GmbH, einer auf UX-Evaluation und -Konzeption spezialisierten Agentur. Vor seinem Wechsel an die BFH hat Andreas an der Universität Fribourg promoviert, in verschiedenen Stellen im Bereich Human Ressources gearbeitet und war ‘Head of UX Research’ am EPFL+ECAL Lab.

AUTHOR: Renée Favre

Renée Favre hat ihren Master in Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Fribourg gemacht und ist Projektmitarbeiterin am Institut New Work der BFH Wirtschaft.

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