Kompetenzaufbau für eine verantwortungsvolle digitale Zukunft: Das DIRECT-Projekt
Mit dem rasanten Fortschritt der Digitalisierung wandeln unsere Arbeits-, Lern- und Kommunikationsweisen. Gleichzeitig wird dadurch ebenso unsere Beziehung zur Gesellschaft sowie zur Umwelt beeinflusst. Da wir uns vor allem auf die Chancen und positiven Aspekte der zunehmenden Digitalisierung konzentrieren, übersehen wir oft die ethischen Dilemmata, die damit unweigerlich einhergehen. Es stellen sich beispielsweise folgende Fragen: Wie sollten personenbezogene Daten verantwortungsvoll verwaltet werden? Wo ziehen wir die Grenze zwischen Automatisierung und menschlicher Verantwortung? Und wie können digitale Technologien so gestaltet werden, dass sie den Menschen dienen, anstatt sie zu kontrollieren?
Am Institut Digital Technology Management (IDTM) der BFH Wirtschaft haben wir ein neues Forschungsprojekt gestartet, das darauf abzielt, genau diese Dilemmata durch Bildung anzugehen.
Das Projekt „Digital Responsibility Education and Training“ (DIRECT) ist ein europäisches Forschungsprojekt, das im Frühjahr 2025 gestartet wurde und im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ kofinanziert wird. DIRECT bringt acht Institutionen aus sieben Ländern zusammen und hat zum Ziel, Kompetenzen im Bereich der digitalen Verantwortung in der allgemeinen Bildung, der beruflichen Bildung und im lebenslangen Lernen zu institutionalisieren.

Abbildung 2: Das transnationale Konsortium von DIRECT, das Institutionen aus sieben europäischen Ländern umfasst
Digitale Verantwortung als Kompetenz
Eines der Hauptziele von DIRECT ist die Entwicklung eines Kompetenzrahmens für digitale Verantwortung, der auf realen ethischen Dilemmata beispielsweise im Zusammenhang mit Datennutzung, Verhaltensmanipulation und algorithmischer Entscheidungsfindung basiert. Dieser Rahmen wird durch eine konzeptionelle Analyse der Grundsätze und Praktiken der digitalen Verantwortung ergänzt.
Auf dieser Grundlage wird das Projektteam innovative Lernpfade und Lehrpläne entwickeln, die als offene, mehrsprachige Module strukturiert sind. Diese Module werden Lehrenden und Lernenden evidenzbasierte Ressourcen zur Verfügung stellen. Eine Skills Analytics Engine ergänzt diese Ressourcen, indem sie mithilfe statistischer Methoden individuelle Kompetenzlücken identifiziert und massgeschneiderte Lernaktivitäten empfiehlt.
Mit diesem integrierten Ansatz möchte DIRECT einen Beitrag zum EU-Aktionsplan für digitale Bildung, zur europäischen Kompetenzagenda und zur umfassenderen Twin Transition (digital und nachhaltig) leisten.

Abbildung 3: Das übergeordnete Ziel und die spezifischen Ziele von DIRECT
Rahmenkonzept und Kompetenzzuordnung
Als Teil des Konsortiums leiten die Forschenden des IDTM die Arbeit in zwei Schlüsselbereichen.
- Konzeption des Rahmens für digitale Verantwortung: Die Expert*innen des IDTM identifizieren und kategorisieren ethische Dilemmata, die sich aus der Nutzung digitaler Technologien ergeben. Diese Dilemmata werden systematisch mit der vorhandenen Literatur und Praxis verknüpft. Das Ergebnis ist eine detaillierte Analyse der Grundsätze der digitalen Verantwortung, in der zu einen aufgezeigt wird, warum die derzeitigen Praktiken oft unzureichend sind, und zum anderen Leitlinien für eine verbesserte Umsetzung der digitalen Verantwortung in allen Sektoren bereitgestellt werden.
- Verbindung von erlernten Fähigkeiten und den Dimensionen der digitalen Verantwortung: Auf Grundlage des Rahmens für digitale Verantwortung erfolgt eine Zuordnung von Fähigkeiten und Kompetenzen. Dabei werden die technischen, organisatorischen und sozialen sowie weitere relevante Kompetenzen ermittelt, die für die Umsetzung digitaler Verantwortung erforderlich sind. Dazu gehören sowohl digitale Hard Skills (z. B. Datenanalyse, algorithmische Transparenz) als auch Soft Skills (z. B. Teamarbeit, ethische Reflexion, Kommunikation). Zur Entwicklung eines robusten Kompetenzschemas für digitale Verantwortung werden bestehende Taxonomien einbezogen und Konsultationen mit relevanten Interessengruppen durchgeführt.
Die im Rahmen des Projekts gewonnenen Ergebnisse fungieren einerseits als Basis für die Entwicklung künftiger Lernpfade und andererseits als Referenz zur Überprüfung der wirksamen Umsetzung digitaler Verantwortung in Organisationen.
Forschung trifft Lehre
Die Arbeit unseres Digital Responsibility Lab am Institut Digital Technology Management findet nicht nur in der Forschung Anwendung, sondern auch in mehreren Studiengängen der BFH.
- In der Weiterbildung: CAS Digital Responsibility and Risk
- Im Masterstudium: Modul „Digitale Verantwortung in Unternehmen“ (MSc Digital Business Administration) und ein interdisziplinäres Wahlfach, das in allen MSc-Studiengängen angeboten wird.
- Im Bachelorstudium: Modul „Digitale Verantwortung und Nachhaltigkeit“ (BSc Digital Business & AI)
Verstärkung im Team

Henriette Blom (PHD Student)
Im August 2025 kam Henriette Blom als Doktorandin zu DIRECT an die BFH. Mit ihrem Hintergrund in den Bereichen Gesundheit und Digitalisierung bringt sie eine interdisziplinäre Perspektive mit, die den Schwerpunkt des Projekts auf digitale Verantwortung in der Bildung auf einzigartige Weise bereichert. Ihre Arbeit wird sich darauf konzentrieren, wie Kompetenzen für digitale Verantwortung in verschiedenen Bildungs- und Organisationskontexten gefördert und bewertet werden können.
Machen Sie mit!
Mit DIRECT fördert die BFH nicht nur Forschung und Bildung, sondern möchte auch den Dialog mit Unternehmen, Lehrenden, politischen Entscheidungstragenden und der Gesellschaft insgesamt fördern.
👉 Wir laden Fachleute, Studierende und Interessengruppen aus allen Bereichen ein, ihre Erkenntnisse und Erfahrungen zum Thema digitale Verantwortung – insbesondere in Bezug auf Kompetenzen und Bildung – auszutauschen. Bitte kontaktieren Sie uns direkt mit Inputs, Gedanken oder Ideen. Oder besuchen Sie die Projektwebseite https://directproject.eu und abonnieren Sie den offiziellen Newsletter, um über den Fortschritt des Projekts auf dem Laufenden zu bleiben.

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