Daten sind schon als das “Öl des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet worden. Daten werden aber auch die Grundlage bilden für viele Prozesse in der intelligenten Stadt der Zukunft – der Smart City. Dazu wir eine Plattform notwendig sein, in der Daten von unterschiedlichsten Quellen – Sensoren und dem Internet der Dinge, offenen Daten, Behördendaten, Daten aus sozialen Medien sowie von weiteren Drittanbietern – verarbeitet, verknüpft und analysiert werden können, um wertvolle Informationen zu extrahieren und als Linked Open Data verfügbar zu machen. Darauf aufbauend können sowohl Städte wie auch private Anbieter neuwertige Anwendungen und Dienstleistungen anbieten; die Plattform wird dadurch zu einem Standortfaktor und zu einem Innovationstreiber.
Mit der zunehmenden Digitalisierung kommen neue Herausforderungen auf die Gesellschaft zu. Gleichzeitig findet eine verstärkte Urbanisierung statt. Die gesellschaftlichen Herausforderungen manifestieren sich so in der Stadt am deutlichsten: Verdichtung, öffentlicher Verkehr, effizienter Umgang mit Ressourcen wie Energie und Wasser, Sicherheit, und – zentral für den Stadtbewohner – Verbesserung der Lebensqualität. Deshalb ist es lohnenswert, die gesellschaftlichen Herausforderungen zuerst im urbanen Umfeld anzugehen; auch eine neuere OECD-Studie (OECD, 2015) bezeichnet „Städte als Hub für datengetriebene Innovation“.
Im Juli 2016 ist dazu ein von der BFH koordiniertes Forschungsprojekt mit dem Namen „City Platform as a Service – Integrated and Open“, oder kurz CPaaS.io, gestartet. Das Projekt ist ein Kollaborationsprojekt zwischen Partnern aus Europa und Japan und wird unter Horizon 2020 sowie von der japanischen NICT gefördert. Es hat zum Ziel, eine Cloud-basierte Plattform für Städte und urbane Regionen zu bauen, die die Basis für eine urbane Dateninfrastruktur und für Innovation in der Stadt darstellt. Die Notwendigkeit einer solchen Plattform wird z.B. durch eine Studie (Vega-Gorgojo et al., 2015) gestützt: In der Studie wird betont, dass „die Stadt Plattformen benötigen wird, welche die Digitalisierung sowie die Nutzung von Daten, kulminierend in Big Data, unterstützt“, und dass „die Smart City mit Plattformen arbeiten muss, auf welchen Daten analysiert und mit anderen Quellen geteilt werden können.“
Das Ziel einer Innovationsplattform ist hoch gesteckt. Es geht nicht nur um die Realisierung einer technischen Plattform, oder um die Verbindung von komplementären Technologien wie das Internet der Dinge, Big Data und Cloud. Das machen andere Projekte auch. Smart City Innovation bedeutet, dass mit der Plattform bzw. mit neuartigen Anwendungen und Dienstleistungen, welche auf der Plattform aufsetzen, ein echter Mehrwert für die Gesellschaft und für die Akteure in der Stadt – Einwohner, Besucher, Privatunternehmen sowie die öffentliche Verwaltung – erbracht wird.
Um dies zu erreichen, muss die Plattform offen sein, sowohl was die Einbindung von weiteren Datenquellen betrifft, als auch den Zugang von Dritten zu den Daten (Stichwort Open Data), natürlich unter Wahrung des Datenschutzes. Im städtischen Umfeld ist hier insbesondere die Einbindung von offenen Behördendaten von Interesse. Dem Projekt kommt hierbei zu Gute, dass immer mehr Behörden diesem Trend folgen und ihre Daten auf Open Data Portalen publizieren – in der Schweiz z.B. auf opendata.swiss, aber auch die Stadt Zürich ist einer der Pioniere auf diesem Gebiet. CPaaS.io wird hier noch einen Schritt weitergehen und die relevanten Daten auch als Linked Data zur Verfügung stellen. Damit sind die Daten semantisch annotiert und auch mit Metadaten versehen, z.B. zur Provenienz und der Qualität der Daten. Dies erst ermöglicht eine vereinfachte maschinelle Einbindung und Nutzung der Daten in weiteren Anwendungen. Davon kann beispielsweise während Grossveranstaltungen profitiert werden: In welche Richtung bewegen sich Besucherströmen? Wie wurde der öffentliche Verkehr auf die aktuelle Situation angepasst? Wie wird auf Gefahrensituationen, Unfälle, Wettersituationen etc. reagiert?
Um für die Gesellschaft nutzbringende Anwendungen zu identifizieren, im Projekt zu implementieren, und damit auch den Nutzen der Plattform validieren zu können, ist die Einbindung von Städten von zentraler Bedeutung. Das Projekt hat dazu Kooperationen mit mehreren Städten aufgleisen können, welche bereits über Erfahrungen in den Bereichen Open Data oder Smart City verfügen. In Europa sind das Amsterdam, Murcia und Zürich, und in Japan Sapporo, Yokosuka und Tokyo. In mehreren von diesen Städten sind Feldversuche geplant.
Wir sind davon überzeugt, dass je länger je mehr Daten eine wichtige Grundlage bilden, um die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen meistern zu können. Basierend auf Dateninfrastrukturen, wie sie CPaaS.io liefern werden, werden neue Anwendungen und Dienstleistungen angeboten, und die Transparenz wird erhöht. Und für Städte wird dies zu einem wichtigen Standortfaktor, denn innovative Unternehmen werden sich bevorzugt dort ansiedeln, wo solche Plattformen vorhanden sind, die sie für die Erbringung ihrer Dienstleistungen nutzen können.
Projektdetails
Laufzeit: 30 Monate. Partner: Berner Fachhochschule, AGT, NEC, Odin Solutions, The Things Network, Universität Surrey, YRP Ubiquitous Networking Laboratory, ACCESS Co., Microsoft Japan, Ubiquitous Computing Technology Corporation, Universität Tokyo.
Danksagung
Das Projekt wird finanziert durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union (Grant Agreement n° 723076) sowie der NICT in Japan (Management Number 18302).
Quellen
- OECD (2015). Data-Driven Innovation: Big Data for Growth and Well-Being. Paris: OECD Publishing, S. 379ff.
- Vega-Gorgojo, G., et al. (2015). Case study reports on positive and negative externalities. EU FP7 Project BYTE, S. 141 & 138.