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Reportage PRAEVENIRE 2018

Das PRAEVENIRE Gesundheitsforum Seitenstetten fand vom 18. bis 20. April 2018 zum dritten Mal statt. Mehr als 20 Experten aus dem Gesundheitswesen und über 200 Gäste leisteten in diesen Tagen ihren Beitrag zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung.

Hier finden Sie eine Reportage über das 3. PRAEVENIRE Gesundheitsforum Seitenstetten von vielgesundheit.at:

 


Weitere Beiträge zum Thema:

Radiobeitrag Ö1: Transparenz und Nutzen, Warum Schweizer BürgerInnen ihre Gesundheitsdaten hergeben. (Infos zum Beitrag)

 

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Neue App für Pollenallergiker

Pollensaison: Für die rund zwei Millionen Allergikerinnen und Allergiker in der Schweiz gibt es jetzt die neue kostenlose App «Ally Science». Diese lanciert am 24. April 2018 die Berner Fachhochschule (BFH) und das UniversitätsSpital Zürich (USZ). Mit der intuitiv bedienbaren, in allen vier Landessprachen sowie in Englisch verfügbaren App dokumentieren die Anwender ihre Beschwerden. Sie erhalten ausserdem Pollenprognosen sowie exklusiv eine Darstellung zur aktuellen Entwicklung der Allergiesymptome in den verschiedenen Regionen. Durch die Studienteilnahme tragen sie dazu bei, dass künftig Frühwarnsysteme und Therapien für Pollenallergiker verbessert werden können.

Rund zwei Millionen Menschen in der Schweiz leiden während der Pollenflugsaison unter körperlichen Beschwerden. Dazu gehören etwa brennende Augen, triefende Nase, juckende Haut, Halsschmerzen und Atemnot. Nicht bekannt ist bislang, in welchen Regionen (Kantone, städtische und ländliche Gebiete) die Symptome besonders häufig oder stark auftreten und durch welche Faktoren (Pollenart, Feinstaub, Wetter etc.) sie beeinflusst werden. Die Allergiestation der Dermatologischen Klinik des UniversitätsSpitals Zürich will diesen Fragen nun in einer wissenschaftlichen Studie in sämtlichen Regionen der Schweiz auf den Grund gehen.

Mehrwert für Pollenallergiker
Kernelement der Studie ist die App «Ally Science». Sie ist ab sofort in je einer deutschen, französischen, italienischen, rätoromanischen und englischen Version herunterladbar und ermöglicht es sämtlichen interessierten Pollenallergikern in der Schweiz, an der Studie teilzunehmen. Die Daten werden dazu anonymisiert. Durch jede zusätzliche Anwenderin und jeden zusätzlichen Anwender wird die wissenschaftliche Erhebung aussagekräftiger und der aus ihr resultierende Mehrwert für alle Pollenallergiker grösser. «Das Ziel ist es, dank der via Studie gewonnenen Erkenntnisse Pollenfrühwarnsysteme, Beratungen und Therapien zu verbessern», so Prof. Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der USZ-Allergiestation.

Konzipiert und entwickelt wurde die App an der Berner Fachhochschule in Zusammenarbeit mit der Firma ELCA Informatik AG. «Es war uns wichtig, dass die App grafisch attraktiv sowie intuitiv bedienbar ist und einen echten Mehrwert für die Benutzer bietet», sagt Prof. Serge Bignens, Leiter des Instituts für Medizininformatik. «Um die Symptome im persönlichen Allergietagebuch einzutragen, benötigt man weniger als 20 Sekunden.» Auf einer speziellen Karte sind ausserdem die Pollenflugprognosen von MeteoSchweiz aufbereitet. Indem die Anwender auf der App ein Tagebuch führen, wird darüber hinaus in Echtzeit ersichtlich, wie sich die Allergiesymptome in den verschiedenen Regionen entwickeln. Abgerufen werden kann ferner der Entwicklungsverlauf über die letzten 24 Stunden und die letzten Tage.

Kontrolle über die eigenen Gesundheitsdaten
Die mit der App erfassten Daten werden verschlüsselt auf der MIDATA-IT-Plattform gespeichert. Die Plattform wird betrieben von der gemeinnützigen MIDATA-Genossenschaft. MIDATA wurde mitbegründet von den ETH-Professoren Ernst Hafen und Donald Kossmann. MIDATA erlaubt es den Bürgerinnen und Bürgern, ihre Gesundheitsdaten sicher zu hinterlegen, die Kontrolle über deren Verwendung zu behalten und sie nach eigenen Interessen und Bedürfnissen für Forschungszwecke in anonymisierter Form freizugegeben. Der Erlös für das Zurverfügungstellen von Daten wird in die auf der MIDATA-IT-Plattform angebotenen Dienste sowie in weitere Forschungsprojekte reinvestiert. Er kommt somit nicht einer einzelnen Firma, sondern der gesamten Gesellschaft zugute.

Projektpartner

«Ally Science» zeichnet sich schliesslich auch durch das eingebrachte Know-how und das Engagement weiterer gewichtiger Partner aus. Es sind dies:

  • der Raumklima-Spezialist Dyson, Zürich, (Kompetenzpartner Industrie)
  • das aha! Allergiezentrum Schweiz, die unabhängige Stiftung für Menschen mit allergischen Erkrankungen, Bern
  • die Agentur für Digital-Design Superhuit, Lausanne

Infos und Download «Ally Science»-App: www.allyscience.ch

Infos MIDATA-IT-Plattform: www.midata.coop

 

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Rund zwei Millionen Menschen in der Schweiz leiden während der Pollenflugsaison unter körperlichen Beschwerden. Dazu gehören etwa brennende Augen, triefende Nase, juckende Haut, Halsschmerzen und Atemnot. Nicht bekannt ist bislang, in welchen Regionen (Kantone, städtische und ländliche Gebiete) die Symptome besonders häufig oder stark auftreten und durch welche Faktoren (Pollenart, Feinstaub, Wetter etc.) sie beeinflusst werden. Die Allergiestation der Dermatologischen Klinik des UniversitätsSpitals Zürich will diesen Fragen nun in einer wissenschaftlichen Studie in sämtlichen Regionen der Schweiz auf den Grund gehen.

Mehrwert für Pollenallergiker
Kernelement der Studie ist die App «Ally Science». Sie ist ab sofort in je einer deutschen, französischen, italienischen, rätoromanischen und englischen Version herunterladbar und ermöglicht es sämtlichen interessierten Pollenallergikern in der Schweiz, an der Studie teilzunehmen. Die Daten werden dazu anonymisiert. Durch jede zusätzliche Anwenderin und jeden zusätzlichen Anwender wird die wissenschaftliche Erhebung aussagekräftiger und der aus ihr resultierende Mehrwert für alle Pollenallergiker grösser. «Das Ziel ist es, dank der via Studie gewonnenen Erkenntnisse Pollenfrühwarnsysteme, Beratungen und Therapien zu verbessern», so Prof. Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der USZ-Allergiestation.

Konzipiert und entwickelt wurde die App an der Berner Fachhochschule in Zusammenarbeit mit der Firma ELCA Informatik AG. «Es war uns wichtig, dass die App grafisch attraktiv sowie intuitiv bedienbar ist und einen echten Mehrwert für die Benutzer bietet», sagt Prof. Serge Bignens, Leiter des Instituts für Medizininformatik. «Um die Symptome im persönlichen Allergietagebuch einzutragen, benötigt man weniger als 20 Sekunden.» Auf einer speziellen Karte sind ausserdem die Pollenflugprognosen von MeteoSchweiz aufbereitet. Indem die Anwender auf der App ein Tagebuch führen, wird darüber hinaus in Echtzeit ersichtlich, wie sich die Allergiesymptome in den verschiedenen Regionen entwickeln. Abgerufen werden kann ferner der Entwicklungsverlauf über die letzten 24 Stunden und die letzten Tage.

Kontrolle über die eigenen Gesundheitsdaten
Die mit der App erfassten Daten werden verschlüsselt auf der MIDATA-IT-Plattform gespeichert. Die Plattform wird betrieben von der gemeinnützigen MIDATA-Genossenschaft. MIDATA wurde mitbegründet von den ETH-Professoren Ernst Hafen und Donald Kossmann. MIDATA erlaubt es den Bürgerinnen und Bürgern, ihre Gesundheitsdaten sicher zu hinterlegen, die Kontrolle über deren Verwendung zu behalten und sie nach eigenen Interessen und Bedürfnissen für Forschungszwecke in anonymisierter Form freizugegeben. Der Erlös für das Zurverfügungstellen von Daten wird in die auf der MIDATA-IT-Plattform angebotenen Dienste sowie in weitere Forschungsprojekte reinvestiert. Er kommt somit nicht einer einzelnen Firma, sondern der gesamten Gesellschaft zugute.

Projektpartner

«Ally Science» zeichnet sich schliesslich auch durch das eingebrachte Know-how und das Engagement weiterer gewichtiger Partner aus. Es sind dies:

  • der Raumklima-Spezialist Dyson, Zürich, (Kompetenzpartner Industrie)
  • das aha! Allergiezentrum Schweiz, die unabhängige Stiftung für Menschen mit allergischen Erkrankungen, Bern
  • die Agentur für Digital-Design Superhuit, Lausanne

Infos und Download «Ally Science»-App: www.allyscience.ch

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Wie Technik dementen Menschen bei der Erinnerung hilft

Interaktive Medien sollen die Umsetzung der Biografiearbeit und Erinnerungspflege sowohl in stationären Pflegeeinrichtungen als auch im häuslichen Kontext erleichtern. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Interactive Memories – Technikgestützte Biografiearbeit und Erinnerungspflege“ (InterMem) liefert hierzu erste Erkenntnisse, die ein vielversprechendes Potenzial aufweisen, insbesondere bei der Benutzung einer „interaktiven Monitorwand“.

Hintergrund: Wozu braucht man Biografiearbeit und Erinnerungspflege?
Durch die immer älter werdende Gesellschaft und den Pflegefachkräftemangel [5] steigen die Herausforderungen an die Betreuung von Menschen mit Demenz (MmD): Es wird davon ausgegangen, dass sich die Anzahl von MmD in Deutschland bis 2060 auf ca. 3 Millionen Menschen verdoppelt (ausgehend vom geschätzten Stand 2014) [1]. Ein wichtiger Baustein in der Begleitung von MmD ist die Arbeit mit biografischem Wissen, um die Bedürfnisse der betroffenen Menschen besser zu verstehen, Zugänge zu ihnen zu finden und in letzter Instanz ihre Lebensqualität aufrechtzuerhalten. In der konventionellen Erinnerungspflege (im Englischen häufig synonym bezeichnet als „Reminiscence Therapy“) werden bisher „klassische“ Medien (z. B. Fotoalben) oder für den MmD potenziell relevante physische Objekte (z. B. alte Einrichtungs- bzw. Alltagsgegenstände) zur Auslösung von autobiografischen Erinnerungen eingesetzt – mit tendenziell positiven Ergebnissen [2, 3].

Wie kann Technikunterstützung dabei einen mehrwertbringenden Beitrag leisten? – das Projekt InterMem
Der Einsatz interaktiver multimedialer Erinnerungsinhalte bietet die Chance, positive Erinnerungen der MmD gleichzeitig auf mehreren Sinnesebenen zu „triggern“ und auf diese Weise vermehrt verbale bzw. emotionale Aktivierungsimpulse zur Verfügung zu stellen. Außerdem werden die Betreuenden dadurch entlastet, dass sie mittels Technikunterstützung einfacher an individuell bedeutsame Inhalte herankommen, diese jederzeit ohne größeren Aufwand miteinander kombinieren sowie mehrfach verwenden können und so flexibler auf die Reaktionen und Bedürfnisse der einzelnen MmD eingehen können.
Um die damit verbundenen Sachverhalte näher zu beleuchten, untersucht das Projekt InterMem (http://www.intermem.org) [4] die Potenziale der – um multimediale und interaktive Komponenten erweiterten – Biografiearbeit und Erinnerungspflege, so z. B. durch auf einer „interaktiven Monitorwand“ dargestellte Medien bzw. Aktivitäten. Hierzu wurden in den kooperierenden Pflegeheimen in Hüfingen (im Schwarzwald) und in Freiburg jeweils großflächige 4×55-Zoll-Bildschirmanordnungen installiert (siehe Abb. 1). Zum multidisziplinären Projektkonsortium gehören das Fürstlich Fürstenbergische Altenpflegeheim Hüfingen sowie das St. Marienhaus Freiburg (Diözesan-Caritasverband Freiburg) als Praxispartner, die Firmen Vertigo Systems GmbH und User Interface Design (UID) GmbH als Industriepartner sowie die Universität Würzburg, die Demenz Support Stuttgart gGmbH und die Hochschule Furtwangen als Wissenschaftspartner.

Neue Möglichkeiten durch die Verwendung einer interaktiven Monitorwand
Mit einer Kombination aus Bild und dazu passendem Ton lassen sich die Inhalte auf der interaktiven Monitorwand in zielgerichteten Einheiten der technikgestützten Biografiearbeit und Erinnerungspflege auf verschiedenen Sinneswegen erfahrbar machen. Durch die Größe und räumliche Lage der Monitorwand können die einzelnen Sitzungen durch die Betreuenden entweder in Einzel- oder in Gruppeninterventionen durchgeführt werden. Inhaltlich werden dabei sowohl verschiedenste eher allgemeine (z. B. Jahreszeiten, Musik, Aquarium) als auch eher individuelle Themen (z. B. Heimat, Leben auf dem Land) behandelt.
Durch die Berührungserkennung der Monitorwand wird es ermöglicht, zusätzlich zu den eher rezeptiven audiovisuellen Medieninhalten auch interaktive Spiele und Aktivitäten gemeinsam mit den MmD durchzuführen. Beispielaktivitäten, bei denen die MmD in die Lage versetzt werden sollen, sich als selbstwirksam zu erleben, sind das virtuelle Aquarium, Sprichworträtsel, Malen oder Memory.

Abb. 1: Überblick über die „interaktive Monitorwand“ mit thematisch unterschiedlichen multimedialen Erinnerungsinhalten – o. l.: Gesamtansicht mit interaktivem Aquarium; o. r.: Musikstück mit Abspielkontrolle und Liedtext; u. l.: Frühjahrssitzung mit auditiver Untermalung; u. r.: Musiksitzung mit visueller Untermalung

Methodische Vorgehensweise
Um herauszufinden, welche konkreten Chancen und Herausforderungen die Monitorwand mit sich bringt und welche Rahmenbedingungen beachtet werden sollten, wurden Evaluationen mittels i. d. R. teilnehmenden Beobachtungen und Interviews mit den Betreuenden durchgeführt und angelehnt an Mayring’s qualitative Datenanalysemethode [6] ausgewertet.
Hierfür wurden gemeinsam mit den MmD jeweils ca. 30-minütige Einheiten zu verschiedenen Themenbereichen der Biografiearbeit und Erinnerungspflege an der interaktiven Monitorwand durchgeführt. Die Versuchsleiter befanden sich entweder hinter oder neben den Probanden und beobachteten u. a. Aspekte bzgl. der Usability, Emotion, Kommunikation, Stimmung und Aufmerksamkeit. Die Interventionen wurden als Videos aufgezeichnet, um die schriftlichen Beobachtungsnotizen zu validieren und ggf. weitere Analysen zu ermöglichen. Direkt im Anschluss an die jeweiligen Beobachtungs-Sessions wurden leitfadengestützte Interviews mit den Betreuenden durchgeführt.

Abb. 2: Technikgestützte Biografiearbeit- und Erinnerungspflege-Sitzung an der Monitorwand im Fürstlich Fürstenbergischen Altenpflegeheim Hüfingen

Ergebnisse: Schöne Erinnerungsmomente durch multimedial-interaktive Inhalte
Insgesamt konnten vermehrt positive Effekte an der Monitorwand (Bezeichnung eines MmD: „Unsere Zauberwand“) beobachtet werden. Die gezeigten Bilder, Videosequenzen, Lieder und Spiele (siehe Abb. 2) konnten durch die großflächige Präsentation gut erkannt werden, regten in vielen Fällen zum Erzählen an und bereiteten den MmD sichtbar Freude: u. a. beschrieben die MmD die gesehenen Inhalte im Dialog mit den Betreuenden, lächelten und erinnerten sich dabei an positive Episoden ihrer eigenen Vergangenheit, so wird z. B. bei einem MmD in einer musikthematischen Sitzung die Erinnerung an Ausflüge geweckt: „Da wurde immer gesungen. Das war dann so schön! Da hat man immer gedacht ‚jetzt leb ich mal auf!‘“
Besonders Musiksequenzen mit Volksliedern, aber auch Lieder anderer Genres wie z. B. Rock ’n’ Roll wurden i. d. R. textsicher mitgesungen und regten – möglicherweise durch die multimodale Kombination aus Musik, Bild (z. B. Interpret) und Text (Liedtext) – zum Erzählen an. Auffällig war in diesen Fällen, dass die MmD die angezeigten Liedtitel bzw. Liedtexte ohne größere Probleme lesen und kommentieren (z. B. “Das hier ist wirklich zum Einschlafen“) konnten – dies lässt vermuten, dass die Lesefähigkeit eine Kompetenz darstellt, die selbst bei MmD in fortgeschrittenen Stadien noch lange erhalten bleibt.
In Kombination mit der Berührungs-Interaktion eröffnen sich neue Möglichkeiten, beispielsweise können die Sprichwörter als angefangene Sätze oder wahlweise als Bilderrätsel angezeigt werden. Auch hier liefern die Beobachtungen positive Tendenzen bezüglich der Eignung und Effektivität der multimedial-interaktiven Aktivitäten – allerdings geschieht die Interaktion i. d. R. durch den Betreuenden, nicht durch den MmD selbst (häufige Aussage nach Aufforderung zur Interaktion an der Monitorwand: „Ich sitze doch gut hier“).

Fazit und Ausblick
Um eine gewisse „Reminiszenzwirkung“ der Biografiearbeit und Erinnerungspflege an der Monitorwand zu erreichen, sollte man dennoch einige Rahmenbedingungen beachten: Allgemeine Einflussfaktoren wie Tageszeit (steht die Essens- oder Schlafenszeit kurz bevor?), Tagesform sowie Demenzgrad (bei hohem Demenzgrad sind i. d. R. kaum noch Reaktionen erkennbar) des MmD können teils unvorhersehbare Auswirkungen haben. Darüber hinaus konnten verschiedene qualitative Einflussfaktoren auf die Wirksamkeit der technikgestützten Biografiearbeit und Erinnerungspflege festgestellt werden: So spielt z. B. die Art der Moderation (eher aktiv, eher passiv, eher kognitiv fragend oder eher validierend?) seitens der Betreuenden eine entscheidende Rolle, aber auch der inhaltliche und zeitliche Aufbau der Sitzung und die Qualität der Erinnerungsinhalte (z. B. die thematische Passung bzw. die Abspieldauer bei Videos) sind wichtige Faktoren.
Im Großen und Ganzen kann bisher festgehalten werden, dass die interaktive Monitorwand sowohl von den MmD als auch von den Betreuenden als positiv wahrgenommen wird und als unterstützende Erweiterung der „klassischen“ Biografiearbeit und Erinnerungspflege effektiv und gewinnbringend zu sein scheint, wenn die Inhalte zu den Interessen der MmD passen. Die Lebensqualität der MmD konnte bei guter Passung – zumindest für den Moment – positiv beeinflusst werden. Nichtsdestotrotz sind weitere, längerfristige Evaluationen notwendig – bspw. unter Verwendung anderer Darstellungs- und Interaktionstechnologien –, um diesen komplexen Bereich besser zu verstehen und in Zukunft konkrete Handlungskonzepte zu entwickeln sowie in der Pflegepraxis zu implementieren.


Danksagung
Unser Dank gilt insbesondere den Versuchsteilnehmern, allen Projektpartnern und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (Projekt InterMem, 16SV7322).


Literatur

  1. Bickel, H. (2014). Häufigkeit von Demenzerkrankungen. Deutsche Alzheimer Gesellschaft (eV), Berlin, Germany.
  2. Bohlmeijer, E., Roemer, M., Cuijpers, P., & Smit, F. (2007). The effects of reminiscence on psychological well-being in older adults: A meta-analysis. Aging and Mental Health, 11(3), 291-300.
  3. Cotelli, M., Manenti, R., & Zanetti, O. (2012). Reminiscence therapy in dementia: A review. Maturitas, 72(3), 203-205.
  4. Klein, P., & Uhlig, M. (2016, June). Interactive Memories: technology-aided reminiscence therapy for people with dementia. In Proceedings of the 9th ACM International Conference on PErvasive Technologies Related to Assistive Environments (p. 84). ACM.
  5. Lindwedel-Reime, U. (2017). Weg vom Hilfsarbeiter-Image: Eine Einschätzung zum Pflegenotstand in Deutschland.
  6. Mayring, P. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse. In Handbuch qualitative Forschung in der Psychologie (pp. 601-613). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
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Interaktive Medien sollen die Umsetzung der Biografiearbeit und Erinnerungspflege sowohl in stationären Pflegeeinrichtungen als auch im häuslichen Kontext erleichtern. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Interactive Memories – Technikgestützte Biografiearbeit und Erinnerungspflege“ (InterMem) liefert hierzu erste Erkenntnisse, die ein vielversprechendes Potenzial aufweisen, insbesondere bei der Benutzung einer „interaktiven Monitorwand“.

Hintergrund: Wozu braucht man Biografiearbeit und Erinnerungspflege?
Durch die immer älter werdende Gesellschaft und den Pflegefachkräftemangel [5] steigen die Herausforderungen an die Betreuung von Menschen mit Demenz (MmD): Es wird davon ausgegangen, dass sich die Anzahl von MmD in Deutschland bis 2060 auf ca. 3 Millionen Menschen verdoppelt (ausgehend vom geschätzten Stand 2014) [1]. Ein wichtiger Baustein in der Begleitung von MmD ist die Arbeit mit biografischem Wissen, um die Bedürfnisse der betroffenen Menschen besser zu verstehen, Zugänge zu ihnen zu finden und in letzter Instanz ihre Lebensqualität aufrechtzuerhalten. In der konventionellen Erinnerungspflege (im Englischen häufig synonym bezeichnet als „Reminiscence Therapy“) werden bisher „klassische“ Medien (z. B. Fotoalben) oder für den MmD potenziell relevante physische Objekte (z. B. alte Einrichtungs- bzw. Alltagsgegenstände) zur Auslösung von autobiografischen Erinnerungen eingesetzt – mit tendenziell positiven Ergebnissen [2, 3].

Wie kann Technikunterstützung dabei einen mehrwertbringenden Beitrag leisten? – das Projekt InterMem
Der Einsatz interaktiver multimedialer Erinnerungsinhalte bietet die Chance, positive Erinnerungen der MmD gleichzeitig auf mehreren Sinnesebenen zu „triggern“ und auf diese Weise vermehrt verbale bzw. emotionale Aktivierungsimpulse zur Verfügung zu stellen. Außerdem werden die Betreuenden dadurch entlastet, dass sie mittels Technikunterstützung einfacher an individuell bedeutsame Inhalte herankommen, diese jederzeit ohne größeren Aufwand miteinander kombinieren sowie mehrfach verwenden können und so flexibler auf die Reaktionen und Bedürfnisse der einzelnen MmD eingehen können.
Um die damit verbundenen Sachverhalte näher zu beleuchten, untersucht das Projekt InterMem (http://www.intermem.org) [4] die Potenziale der – um multimediale und interaktive Komponenten erweiterten – Biografiearbeit und Erinnerungspflege, so z. B. durch auf einer „interaktiven Monitorwand“ dargestellte Medien bzw. Aktivitäten. Hierzu wurden in den kooperierenden Pflegeheimen in Hüfingen (im Schwarzwald) und in Freiburg jeweils großflächige 4×55-Zoll-Bildschirmanordnungen installiert (siehe Abb. 1). Zum multidisziplinären Projektkonsortium gehören das Fürstlich Fürstenbergische Altenpflegeheim Hüfingen sowie das St. Marienhaus Freiburg (Diözesan-Caritasverband Freiburg) als Praxispartner, die Firmen Vertigo Systems GmbH und User Interface Design (UID) GmbH als Industriepartner sowie die Universität Würzburg, die Demenz Support Stuttgart gGmbH und die Hochschule Furtwangen als Wissenschaftspartner.

Neue Möglichkeiten durch die Verwendung einer interaktiven Monitorwand
Mit einer Kombination aus Bild und dazu passendem Ton lassen sich die Inhalte auf der interaktiven Monitorwand in zielgerichteten Einheiten der technikgestützten Biografiearbeit und Erinnerungspflege auf verschiedenen Sinneswegen erfahrbar machen. Durch die Größe und räumliche Lage der Monitorwand können die einzelnen Sitzungen durch die Betreuenden entweder in Einzel- oder in Gruppeninterventionen durchgeführt werden. Inhaltlich werden dabei sowohl verschiedenste eher allgemeine (z. B. Jahreszeiten, Musik, Aquarium) als auch eher individuelle Themen (z. B. Heimat, Leben auf dem Land) behandelt.
Durch die Berührungserkennung der Monitorwand wird es ermöglicht, zusätzlich zu den eher rezeptiven audiovisuellen Medieninhalten auch interaktive Spiele und Aktivitäten gemeinsam mit den MmD durchzuführen. Beispielaktivitäten, bei denen die MmD in die Lage versetzt werden sollen, sich als selbstwirksam zu erleben, sind das virtuelle Aquarium, Sprichworträtsel, Malen oder Memory.

Abb. 1: Überblick über die „interaktive Monitorwand“ mit thematisch unterschiedlichen multimedialen Erinnerungsinhalten – o. l.: Gesamtansicht mit interaktivem Aquarium; o. r.: Musikstück mit Abspielkontrolle und Liedtext; u. l.: Frühjahrssitzung mit auditiver Untermalung; u. r.: Musiksitzung mit visueller Untermalung

Methodische Vorgehensweise
Um herauszufinden, welche konkreten Chancen und Herausforderungen die Monitorwand mit sich bringt und welche Rahmenbedingungen beachtet werden sollten, wurden Evaluationen mittels i. d. R. teilnehmenden Beobachtungen und Interviews mit den Betreuenden durchgeführt und angelehnt an Mayring’s qualitative Datenanalysemethode [6] ausgewertet.
Hierfür wurden gemeinsam mit den MmD jeweils ca. 30-minütige Einheiten zu verschiedenen Themenbereichen der Biografiearbeit und Erinnerungspflege an der interaktiven Monitorwand durchgeführt. Die Versuchsleiter befanden sich entweder hinter oder neben den Probanden und beobachteten u. a. Aspekte bzgl. der Usability, Emotion, Kommunikation, Stimmung und Aufmerksamkeit. Die Interventionen wurden als Videos aufgezeichnet, um die schriftlichen Beobachtungsnotizen zu validieren und ggf. weitere Analysen zu ermöglichen. Direkt im Anschluss an die jeweiligen Beobachtungs-Sessions wurden leitfadengestützte Interviews mit den Betreuenden durchgeführt.

Abb. 2: Technikgestützte Biografiearbeit- und Erinnerungspflege-Sitzung an der Monitorwand im Fürstlich Fürstenbergischen Altenpflegeheim Hüfingen

Ergebnisse: Schöne Erinnerungsmomente durch multimedial-interaktive Inhalte
Insgesamt konnten vermehrt positive Effekte an der Monitorwand (Bezeichnung eines MmD: „Unsere Zauberwand“) beobachtet werden. Die gezeigten Bilder, Videosequenzen, Lieder und Spiele (siehe Abb. 2) konnten durch die großflächige Präsentation gut erkannt werden, regten in vielen Fällen zum Erzählen an und bereiteten den MmD sichtbar Freude: u. a. beschrieben die MmD die gesehenen Inhalte im Dialog mit den Betreuenden, lächelten und erinnerten sich dabei an positive Episoden ihrer eigenen Vergangenheit, so wird z. B. bei einem MmD in einer musikthematischen Sitzung die Erinnerung an Ausflüge geweckt: „Da wurde immer gesungen. Das war dann so schön! Da hat man immer gedacht ‚jetzt leb ich mal auf!‘“
Besonders Musiksequenzen mit Volksliedern, aber auch Lieder anderer Genres wie z. B. Rock ’n’ Roll wurden i. d. R. textsicher mitgesungen und regten – möglicherweise durch die multimodale Kombination aus Musik, Bild (z. B. Interpret) und Text (Liedtext) – zum Erzählen an. Auffällig war in diesen Fällen, dass die MmD die angezeigten Liedtitel bzw. Liedtexte ohne größere Probleme lesen und kommentieren (z. B. “Das hier ist wirklich zum Einschlafen“) konnten – dies lässt vermuten, dass die Lesefähigkeit eine Kompetenz darstellt, die selbst bei MmD in fortgeschrittenen Stadien noch lange erhalten bleibt.
In Kombination mit der Berührungs-Interaktion eröffnen sich neue Möglichkeiten, beispielsweise können die Sprichwörter als angefangene Sätze oder wahlweise als Bilderrätsel angezeigt werden. Auch hier liefern die Beobachtungen positive Tendenzen bezüglich der Eignung und Effektivität der multimedial-interaktiven Aktivitäten – allerdings geschieht die Interaktion i. d. R. durch den Betreuenden, nicht durch den MmD selbst (häufige Aussage nach Aufforderung zur Interaktion an der Monitorwand: „Ich sitze doch gut hier“).

Fazit und Ausblick
Um eine gewisse „Reminiszenzwirkung“ der Biografiearbeit und Erinnerungspflege an der Monitorwand zu erreichen, sollte man dennoch einige Rahmenbedingungen beachten: Allgemeine Einflussfaktoren wie Tageszeit (steht die Essens- oder Schlafenszeit kurz bevor?), Tagesform sowie Demenzgrad (bei hohem Demenzgrad sind i. d. R. kaum noch Reaktionen erkennbar) des MmD können teils unvorhersehbare Auswirkungen haben. Darüber hinaus konnten verschiedene qualitative Einflussfaktoren auf die Wirksamkeit der technikgestützten Biografiearbeit und Erinnerungspflege festgestellt werden: So spielt z. B. die Art der Moderation (eher aktiv, eher passiv, eher kognitiv fragend oder eher validierend?) seitens der Betreuenden eine entscheidende Rolle, aber auch der inhaltliche und zeitliche Aufbau der Sitzung und die Qualität der Erinnerungsinhalte (z. B. die thematische Passung bzw. die Abspieldauer bei Videos) sind wichtige Faktoren.
Im Großen und Ganzen kann bisher festgehalten werden, dass die interaktive Monitorwand sowohl von den MmD als auch von den Betreuenden als positiv wahrgenommen wird und als unterstützende Erweiterung der „klassischen“ Biografiearbeit und Erinnerungspflege effektiv und gewinnbringend zu sein scheint, wenn die Inhalte zu den Interessen der MmD passen. Die Lebensqualität der MmD konnte bei guter Passung – zumindest für den Moment – positiv beeinflusst werden. Nichtsdestotrotz sind weitere, längerfristige Evaluationen notwendig – bspw. unter Verwendung anderer Darstellungs- und Interaktionstechnologien –, um diesen komplexen Bereich besser zu verstehen und in Zukunft konkrete Handlungskonzepte zu entwickeln sowie in der Pflegepraxis zu implementieren.


Danksagung
Unser Dank gilt insbesondere den Versuchsteilnehmern, allen Projektpartnern und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (Projekt InterMem, 16SV7322).


Literatur

  1. Bickel, H. (2014). Häufigkeit von Demenzerkrankungen. Deutsche Alzheimer Gesellschaft (eV), Berlin, Germany.
  2. Bohlmeijer, E., Roemer, M., Cuijpers, P., & Smit, F. (2007). The effects of reminiscence on psychological well-being in older adults: A meta-analysis. Aging and Mental Health, 11(3), 291-300.
  3. Cotelli, M., Manenti, R., & Zanetti, O. (2012). Reminiscence therapy in dementia: A review. Maturitas, 72(3), 203-205.
  4. Klein, P., & Uhlig, M. (2016, June). Interactive Memories: technology-aided reminiscence therapy for people with dementia. In Proceedings of the 9th ACM International Conference on PErvasive Technologies Related to Assistive Environments (p. 84). ACM.
  5. Lindwedel-Reime, U. (2017). Weg vom Hilfsarbeiter-Image: Eine Einschätzung zum Pflegenotstand in Deutschland.
  6. Mayring, P. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse. In Handbuch qualitative Forschung in der Psychologie (pp. 601-613). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
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