Vor einigen Jahren prägte der MIT Wissenschaftler Otto Scharmer den Ausdruck oder vielmehr die Forderung «from ego-system to eco-system». Er bezog sich damit vor allem auf makroökonomische Aspekte und postulierte, dass um die heutigen grossen Herausforderungen (Klimawandel, Armut, Finanzkrise etc.) meistern zu können, ein Umdenken erforderlich sei: Weg vom Fokus auf den eigenen Vorteil, und hin zu einem gesamtheitlichen Denken.
Diese Forderung lässt sich aber auch gut auf den Smart-City-Kontext übertragen. Schon in einem früheren Artikel hatten wir, allerdings ohne diesen Ausdruck zu verwenden, die Wichtigkeit eines Multi-Stakeholder-Ansatzes postuliert. Das gilt einerseits innerhalb der Stadt selber, wo sich die nicht nur die einzelnen Departemente vernetzen und die Zusammenarbeit suchen sollten, sondern wo auch die Partizipation von Unternehmen, sozialen Institutionen und Einwohnerinnen und Einwohnern praktiziert wird. Kerry O’Connor, Chief Innovation Officer der Stadt Austin in Texas hat dies kürzlich in einem Vortrag in Bern unter dem Titel Smart City: From Ego-System to Eco-System sehr gut illustriert. Dies gilt aber ebenfalls für die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch zwischen Städten. Laurent Horvath, Smart City Verantwortlicher von Carouge, benutzt in seiner Beschreibung der 5 Stufen, welche eine Stadt typischerweise in ihrem Smart City Entwicklungsprozess durchmacht, ebenfalls die Ausdrücke «Ego-System» und «Eco-System». Aus seiner Sicht – und ich kann dem nur zustimmen – wird es erst richtig interessant, wenn eine Stadt den Ökosystem-Ansatz verinnerlicht hat.
Es gibt weltweit heute einige Organisationen und Foren, in denen sich Städte austauschen können. In Europa, aber auch darüber hinaus, ist dies insbesondere die Open and Agile Smart Cities Initiative (OASC). Aus der Schweiz sind die Städte Carouge und Genf dort auch aktiv. OASC bietet aber mehr als nur Erfahrungsaustausch; sie fördert auch die Verbreitung von Standards um zu mehr Interoperbilität und Vendor-Unabhängigkeit zu kommen. Dazu hat sie auch sogenannte «Minimum Interoperability Mechanisms» (MIM) auf drei Stufen definiert: APIs, (semantische) Datenmodelle sowie Marktplatzintegration. In der Schweiz erfolgt der Erfahrungsaustausch der Städte hauptsächlich über die informelle, durch das Bundesamt für Energie ins Leben gerufene IG Smart City, sowie über den 2018 gegründeten Verband Smart City Hub Switzerland, welchem sich insbesondere die grösseren Städte der Deutschschweiz angeschlossen haben.
In dieser Ausgabe finden Sie zwei Artikel zu zwei neuen Aktivitäten in der Aufbauphase, welche das Schweizer Smart City Ökosystem zusätzlich erweitern. Im ersten Artikel beschreibt Dominik Grögler die neue Fachreiche «Smart City Lenzburg». In dieser Fachreihe werden konkrete Problemstellungen in den Bereichen Bezahlsysteme, Mobilität, Energie & Umwelt sowie Daten angegangen und an einer jährlichen Fachtagung diskutiert. Die erste Tagung dieser Reihe wird im Mai 2020 in Lenzburg stattfinden, in den Folgejahren dann in anderen Städten. Im zweiten Artikel spricht Enrico Baumann, CEO der Elektron AG, über die «Smart City Alliance». Als Pendant zum Smart City Hub soll diese Allianz insbesondere die Vernetzung von Technologie- und Lösungsanbietern fördern und zur Etablierung eines Smart City Marktplatzes beitragen.
https://www.societybyte.swiss/wp-content/uploads/2016/09/Gruppe_09_def-opt.jpg12281920Stephan Hallerhttps://www.societybyte.swiss/wp-content/uploads/2023/05/logo-societybyte-DE.webpStephan Haller2019-09-09 14:09:202019-12-18 10:09:48Septemberausgabe: Ein Ökosystem ist essentiell für die Etablierung von Smart Cities
Der Verein eAHV/IV definiert Schnittstellen und Standards für den Datenaustausch und koordiniert die Digitalisierung-Projekte für die AHV und die IV. Ziel ist die Verringerung des administrativen Aufwandes für alle Beteiligten. Dazu werden eine hochverfügbare Infrastruktur und ein Ökosystem benötigt, welches die betroffenen Parteien und Partner aktiv verbindet.
In der ersten Säule der Sozialversicherung sind heute 108 Durchführungsstellen aktiv. Sie sind in der IV-Stellen Konferenz (IVSK), der Konferenz der Kantonalen Ausgleichskassen (KKAK) und der Schweizerischen Vereinigung der Verbandsausgleichskassen (VVAK) organisiert. Die Zentrale Ausgleichsstelle (ZAS) ist das zentrale Vollzugsorgan des Bundes im Bereich der 1. Säule der Sozial-versicherung. Sie umfasst: die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV), die Invalidenversicherung (IV) sowie die Erwerbsersatzordnung (EO).
Im Jahr 2004 wurde der Verein eAHV/IV von den vier Mitgliedern KKAK, VVAK, IVSK und ZAS gegründet. Der Verein vereint alle Kassen, alle Verbände, die ZAS sowie die IT der Durchführungsstellen der AHV und IV und bildet die Brücke zwischen der Deutschen und der Latinischen Schweiz. Als In-teressensvertreter (Fachverband) von über 100 Durchführungsstellen modernisiert der Verein e-AHV/IV laufend den Datenaustausch (DA) in der AHV und der IV. Übergeordnetes Ziel des Vereins ist es, die Unternehmen von den administrativen Arbeiten zu entlasten. Zusammen mit Vertretern der Durchführungsstellen, den IT der Durchführungsstellen, dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) sowie Dritten definiert und erarbeitet eAHV/IV Schnittstellen und Standards für den Datenaustausch und koordiniert zusätzlich eGovernment- und Digitalisierung-Projekte für die AHV und die IV.
Das Netzwerk
Abbildung 1: Ökosystem der eAHV/IV
Aufgrund der gesetzlichen Aufgabe, welche die Durchführungsstellen wahrnehmen, besitzt eAHV/IV ein grosses Netzwerk an Partnern. Diese sind sehr unterschiedlich positioniert und nehmen unterschiedliche Rollen wahr. Zum Beispiel ist eAHV/IV Themenführer bei eGovernment Schweiz zum Thema AHV/IV. Der Verein eCH definiert die schweizweiten Standards, welche soweit möglich bei eAHV/IV Anwendung finden.
Art. 33: Schweigepflicht: Personen, die an der Durchführung sowie der Kontrolle oder der Beaufsichtigung der Durch-führung der Sozialversicherungsgesetze beteiligt sind, haben gegenüber Dritten Verschwiegenheit zu bewahren.
Eine enge Zusammenarbeit findet speziell mit dem Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) statt. Dieses ist als Aufsichtsbehörde verantwortlich für die Vorgabe von Anforderungen/Normen für die Umsetzung der Sozialversicherung. Ein Teil der Gesetze und Weisungen befasst sich auch mit den Themen Datenaustausch, Information Security oder Modernisierung der Aufsicht (in Vorbereitung, Vernehmlassung). Konkret, zum Beispiel der Artikel 33 des ATSG (Bundesgesetz über den Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts).
Kategorien des Datenaustauschs
Der Datenaustausch der 1. Säule der Sozialversicherung lässt sich in mehrere Kategorien einteilen:
Abbildung 2: Schematische Darstellung des Datenaustausches
Hochverfügbare Infrastruktur – sedex
Der Datenaustausch mit dem Arbeitgeber, mit der Versicherten Person und den Gemeindebehörden wird grundsätzlich durch die Durchführungsstellen oder die IT der DS definiert. Eine Ausnahme bildet einzig der Datenaustausch vom Arbeitgeber via Dritte – zum Beispiel Swissdec oder easyGov.
Im Rahmen unserer Datenaustausch-Projekte wird mehrheitlich sedex eingesetzt. sedex steht für secure data exchange und ist eine Dienstleistung des Bundesamts für Statistik (BFS). Die Plattform ist für den sicheren asynchronen Datenaustausch zwischen Or-ganisationseinheiten konzipiert. Die Plattform ist hochverfügbar (24/7). sedex wurde im Rahmen der Modernisierung der Volkszählung ab 2010 aufgebaut, um die Statistiklieferungen der kommunalen Einwohnerdienste und der Personenregister des Bundes an das BFS sicherzustellen. Da sensitive Daten ausgetauscht werden, musste die Plattform von Beginn an hohen Anforderungen an die Si-cherheit sowie die Nachvollziehbarkeit genügen. Dazu setzt sedex moderne Verschlüsselungsverfahren sowie Sicherheitszertifikate der Swiss Government PKI ein. Seit Inbetriebnahme Mitte 2008 hat sich sedex auch Teilnehmern ausserhalb der Registerharmonisierung und der Statistik geöffnet. Heute wird sedex von über 4‘850 Organisationseinheiten in über 60 Domänen eingesetzt. Im Jahr 2017 wurden ca. 14.8 Millionen Meldungen via sedex übermittelt. sedex fungiert als «Postbote» und kann mit einem eingeschriebenen Brief verglichen werden.
Es ist sehr erfreulich, dass bereits heute über 30 Millionen Records elektronisch im Ökosystem der 1. Säule der Sozialversicherung ausgetauscht werden.
Für die Zukunft
Eine Herausforderung der Zukunft wird der elektronische Kontakt mit den Versicherten Personen sein. Obschon durch die Unterzeichnung der Tallinn-Deklaration definiert wurde, dass jeder Bürger mit den Behörden in der Schweiz elektronisch kommunizieren darf, ist dies noch ein weiter Weg. Hier gilt es speziell zu beachten, dass im Rahmen der Sozialversicherung die meisten Daten personenbezogen sind und mehrheitlich als besonders schützenswert eingestuft werden. Aufgrund dieser Situation muss sichergestellt werden, dass die Kommunikation von den Durchführungsstellen zu den Versicherten Personen korrekt ist. Das heisst, es ist ein onboarding-Prozess notwendig, um sicherzustellen, dass die verwendeten Mail-Adressen auch wirklich korrekt sind. Dies wird eine sehr grosse Herausforderung sein, speziell, da in der Sozialversicherung alle Bürger der Schweiz integriert sind.
Ein Lösungsansatz hierfür wäre zum Beispiel die schweizweite Einführung des eBürgerdossiers, wie in der Studie «Zukunftsstandort digitale Schweiz» beschrieben ist.
Ist E-Health eine Gefahr für die Privatsphäre? Ja, natürlich. Bewegen wir uns in Richtung Big Brother? Ja, teilweise. Nur: Es wäre falsch von nur einer Datenkrake zu sprechen. Blickt man in die Zukunft, dann werden wir ein ganzes Ökosystem von Datenkraken im E-Health haben – eigentlich eine ganze Datenkraken-Biosphäre, in der E-Health sich untrennbar mit anderen Digitalisierungsbereichen verbindet.
Schaut man sich allerdings die Gegenwart an, so fehlen zugreifbare Daten an allen Ecken und Enden. Deshalb müssen wir sie für die Forschung Daten aus dem Ausland einkaufen. Und dort, wo potentiell hochspannende persönliche Gesundheitsdaten vorhanden sind und genutzt werden dürften, fehlen andere Mittel – nämlich Geld, Werkzeuge und Skills für die Datennutzung.
Wir wissen zwar, dass Machine Learning bei vielen abgrenzbaren ärztlichen Aufgaben die besten FachärztInnen klar schlägt und durch Mensch-Maschinen-Zusammenarbeit die Qualität der Arbeit noch weiter gesteigert werden kann, aber im regulären medizinischen Einsatz ist die Maschinenintelligenz kaum präsent. Intelligente Datenverarbeitung findet noch immer primär durch geniale numerische Tricks statt, die in die medizinischen Geräte eingebaut sind.
Das heisst, E-Health wird arm an Daten und noch ärmer an Künstlicher Intelligenz praktiziert. Ausgenommen dort, wo es direkt um Menschenleben geht, beispielsweise wenn WissenschaftlerInnen über Jahre hinweg um das Leben eines Kindes kämpfen und dafür Big Data und Simulationen nutzen. Und ausgenommen dort, wo es mittelbar um viele Menschenleben und um Milliardengewinne geht, beispielsweise in der Forschung zu häufig tödlichen Erkrankungen. Denn wo sehr viel auf dem Spiel steht, funktioniert sehr vieles sehr anders: Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Offenheit für neue Ideen werden dann zum Glück meist ebenso eine Selbstverständlichkeit wie Investitionen in digitale Werkzeuge und in Digital Skills. Nur die Verfügbarkeit von (rechtmässig) zugreifbaren Daten bleibt auch dort oft ein Problem.
Im High-End Bereich des Gesundheitswesens zeigt sich klar, Daten bringen grossen Nutzen und sind für die Personalisierung der Gesundheitsversorgung von eminenter Bedeutung. Ihre richtige Nutzung verbessert das Gesundheitswesen. Es macht es nicht billiger, aber wirksamer und damit nicht nur effektiver, sondern auch effizienter. Und würde man die Datennutzung auf das gesamte Gesundheitswesen ausweiten, könnte man den Nutzen vervielfachen.
Es ist darum beides unanständig: Daten schlampig zu nutzen und dabei die Privatsphäre zu verletzen UND auf die Nutzung der Daten zu verzichten und deshalb die Menschen schlechter zu versorgen, als es möglich wäre und dafür auch noch mehr Geld auszugeben, als nötig wäre.
E-Health ist gefährlich, ja! Aber Krankheiten sind auch gefährlich! Wir müssen darum lernen, persönliche Gesundheitsdaten und Künstliche Intelligenz effektiv und verantwortungsbewusst zu nutzen!
https://www.societybyte.swiss/wp-content/uploads/2016/09/Gruppe_06_def-opt.jpg11861920Reinhard Riedlhttps://www.societybyte.swiss/wp-content/uploads/2023/05/logo-societybyte-DE.webpReinhard Riedl2018-11-01 10:42:002019-01-14 12:10:37Novemberausgabe: Wie gefährlich ist E-Health? – Von der Datenkrake zur Performance
Ähnliche Beiträge
Es wurden leider keine ähnlichen Beiträge gefunden.
Erst der clevere Umgang mit den Daten, die in einer Stadt analog wie digital entstehen, legt den Grundstein für eine intelligente Metropole. Wie sehen zukunftsweisende Beispiele aus, welche Städte gehen voran und wo steht die Schweiz? Eine internationele Bestandsaufnahme der smarten Datenpolitik.
Daten sind die zentrale Ressource einer digitalen Wirtschaft und Gesellschaft. Sie bieten grosse Chancen für Innovation, Forschung und wirtschaftliches Wachstum (Swiss Data Alliance 2017). Der Bundesrat will kohärente Rechtsgrundlagen für die Schweiz schaffen, welche den Umgang mit Daten regeln, und sich als attraktiven Standort für eine datenbasierte Wertschöpfung positionieren. Dazu gehört, dass Datenbestände als Rohstoff für die digitale Gesellschaft bereitgestellt werden, dass auch in der Verwaltungsarbeit vermehrt Datenanalysen eingesetzt werden und dass im politischen Entscheidungsfindungsprozess und in der administrativen Leistungserbringung die breite Öffentlichkeit verstärkt einbezogen wird. Diese Praktiken sind in Smart Cities wie Wien, Barcelona oder Amsterdam heute bereits Realität (OECD 2015+2018, EU-Kommission 2017a+b, Open Data Institute 2018, KPMG 2016, Deloitte 2015).
Vor diesem Hintergrund drängt es sich auch für die Schweizer Städte und Agglomerationen auf, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen und Leitlinien für eine zeitgemässe Datenpolitik zu erlassen. Ziel sollte es sein, sich als Stadt im nationalen Diskurs zum Thema Datenpolitik aktiv einzubringen und sicherzustellen, dass sich Stadt und Agglomeration im Sinne der Standortförderung gegenüber anderen Regionen auch in Zukunft behaupten können.
Im Rahmen der internationalen Datenpolitik (z.B. OECD 2015+2018, EU-Kommission 2017a+b) und der angewandten Datenwissenschaft lassen sich verschiedene Trends ausmachen, die es bei der Erarbeitung einer Datenpolitik auf lokaler Ebene zu berücksichtigen gilt. Je nach Ausgangslage und Zielsetzungen können im Rahmen der mittelfristigen Planung unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden.
Open, Shared und Linked Data liefern die Grundlage
Daten sind ein wichtiger Innovationstreiber. Dabei ist die Verfügbarkeit von Daten für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung ebenso wichtig wie die Bereitstellung von Infrastrukturen zu deren Speicherung und Übertragung (OECD 2015). In den letzten Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Daten, welche in erster Linie von der öffentlichen Hand finanziert werden, am besten als «Open Data» bereitgestellt werden, um deren Sekundärnutzung innerhalb und ausserhalb der öffentlichen Verwaltung zu fördern. Auch sensible oder urheberrechtlich geschützte Daten können oftmals im Rahmen eines klar definierten Nutzerkreises gemeinsam bewirtschaftet werden. Um den Datenaustausch über Organisationsgrenzen hinweg zu erleichtern, werden Datenbestände zudem mittels Linked-Data-Technologie semantisch beschrieben und untereinander vernetzt. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Bereitstellung von Basisregistern.
Es gibt einige Beispiele für gelungenen Datentransfer in Städten. Für rund 30 deutsche Städte steht mit «ally» eine kostenlose App für den städtischen Nahverkehr zur Verfügung. Die Anwendung zeigt Live-Daten für die optimale Fortbewegung in der Stadt. Integriert sind neben den Daten des öffentlichen Nahverkehrs auch neue Mobilitäts-Services wie Carsharing und Bike-Sharing-Dienste. Zusätzlich sorgen von den Nutzern bereitgestellte Live-Informationen für genaueste Echtzeit-Informationen der verfügbaren Routen. Auch die «Bike Citizens» App nutzt offenes Kartenmaterial der öffentlichen Hand sowie von den Nutzern gesammelte Daten, um Radfahrern die beste Route durch den Stadtverkehr anzuzeigen. Zudem bietet der Plattform-Betreiber Partnerschaften mit Städten und die Aufbereitung der Daten für die Verkehrsplanung an.
Im Bereich der Finanzplanung findet Open Government Data ebenfalls Verwendung. Hier erlaubt es beispielsweise die «Open Spending»-Plattform, Daten aus dem öffentlichen Finanzhaushalt zu visualisieren und zu analysieren und ermöglicht so neue Sichten auf die öffentlichen Finanzen.
Bürgerinnen und Bürger mit einbeziehen
Viele Städte haben erkannt, dass durch den Einbezug der Bevölkerung, innovativer Kreise und Start-ups sowohl die Lebensqualität wie auch die Standortattraktivität gesteigert werden können. Mit einer gut gebildeten und engagierten Bevölkerung sind Crowdsourcing und Co-Kreation oft genutzte und erfolgreiche Ansätze, um neue Ideen zu generieren und diese erfolgreich umzusetzen. Der Nutzen solcher Ansätze geht über die Ideengenerierung hinaus; sie führen im Vergleich zu Lösungen, die «von oben herab» ausgerollt werden, auch zu einer besseren Akzeptanz von Innovationen.
Beispielsweise nutzt die Stadt Wien solche Ansätze zur Verbesserung der Lebensqualität unter dem Begriff «g’meinsam g’scheiter» , Amsterdam betreibt unter dem Namen «Amsterdam Smart City«” eine Plattform, um potentielle Partner und Interessenten für Innovationsprojekte zusammenzubringen , und in Grossbritannien wird die Online-Plattform “Predictiv” für Verhaltensexperimente genutzt . Letztere ermöglicht es Regierungen, randomisierte kontrollierte Studien mit einer Online-Population von Teilnehmenden durchzuführen und so zu testen, wie gut neue Strategien und Interventionen funktionieren, bevor sie in der Praxis eingesetzt werden.
Big Data für service public nutzen
Infolge von verbesserten technischen Möglichkeiten können immer grössere Datenmengen verarbeitet werden. Diese technologische Entwicklung wird von neuen Daten-Analyse-Methoden begleitet. Dank Big Data können auch im öffentlichen Sektor Effektivitäts- und Effizienzsteigerungen erzielt werden. Beispiele hierfür sind Verbesserungen im Bereich der Logistik und bei der Instandhaltung von Stadtwerken, Gebäuden und Verkehrsinfrastruktur, welche dank Analysen und Prognosen und mittels geeigneter Algorithmen für Planung und Steuerung realisiert werden (KPMG 2016). Neben der nötigen Infrastruktur für die ganze Wertschöpfungskette bedarf es auf dem Weg zur Nutzengenerierung zudem einschlägiger methodologischer Kompetenzen sowie der Bereitschaft, mit Partnern aus Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenzuarbeiten.
Um die Wirksamkeit der kommunalen Verwaltung zu erhöhen, sammelt und analysiert Barcelona Daten aus den eigenen Systemen und offenen Quellen (z.B. Social Media Daten, Software Log Files und GPS Signale). Dank visueller Analytik werden z.B. Wohnungen ohne Touristenlizenz identifiziert oder Betrugsfälle in der U-Bahn verhindert.
Nudging dank Internet der Dinge
Das Internet der Dinge (engl. Internet of Things, IoT) ermöglicht die Vernetzung von physischen Objekten und Kleinstgeräten, insbesondere Sensoren. Dadurch lässt sich z.B. genauer und zeitnaher messen, was in einer Stadt oder einer Agglomeration geschieht. Und nur was man messen kann, kann man auch steuern – seien dies Energieverbrauch, Mobilitätsströme oder Schadstoffausstoss. Zusammen mit Ko-Kreation, Big und Open Data bildet das Internet der Dinge eine wichtige Grundlage für eine effizientere und ressourcenschonendere Stadt, für die “Smart City”.
So kann zum Beispiel mit einer intelligenten Strassenbeleuchtung nicht nur Energie gespart werden; sie kann auch wie in Amsterdam dazu genutzt werden, Gegenden sicherer zu machen und Besucher via «Nudging» zu beeinflussen. Eine solche Infrastruktur kann wie in einem Pilotprojekt in Wädenswil ZH auch als Grundlage für weitere Nutzungen wie öffentliches WLAN oder die Bereitstellung von Elektrotankstellen genutzt werden. In vielen Städten werden mithilfe von IoT auch intelligente Parksysteme umgesetzt (z.B. in Barcelona, Heidelberg oder Murcia).
MyData
Angesichts der zunehmenden Verfügbarkeit von Daten und der immer mächtigeren Methoden für die Datenanalyse rückt auch der Datenschutz wieder stärker in den Fokus. So gilt beispielsweise ab 2018 auf dem Gebiet der Europäischen Union neu das Prinzip des Datenschutzes by design and by default. Zudem können NutzerInnen gemäss dem Grundsatz der Datenportabilität sich ihre Daten von Dienstleistern aushändigen lassen. Das Ziel der “Demokratisierung” personenbezogener Daten wird auch von sogenannten «MyData»-Initiativen verfolgt, welche Plattformen bereitstellen, die es dem Einzelnen ermöglichen, seine Daten zu verwalten und selektiv zu teilen. Dabei spielt einerseits die Forderung nach informationeller Selbstbestimmung eine wichtige Rolle; andererseits zeigen die «MyData»-Initiativen den Weg auf, wie auch hochsensible Daten, bspw. aus dem Gesundheitsbereich, für gemeinnützige Zwecke gepoolt werden können, ohne dass dem Einzelnen die Kontrolle darüber entzogen wird.
Beispiele: Unter den Namen “Blue Button” (Gesundheitsdaten) und “Green Button” (Daten zum Energieverbrauch) bestehen in den USA Programme, die es den BürgerInnen erlauben, personen- bzw. haushaltsbezogene Daten von verschiedenen Dienstleistern in einem standardisierten Format zu beziehen, auf einer geschützten Plattform zwischenzuspeichern und nach eigenem Gutdünken mit Dritten zu teilen. Ein ähnliches Ziel wird in der Schweiz mit der Midata-Initiative verfolgt. Erste Pilotprojekte im medizinischen Bereich wurden an den Universtitätsspitälern Bern und Zürich durchgeführt.
City Platform as a Service – Integrated and OpenCity Platform as a Service – Integrated and Open
Das E-Government-Institut der BFH koordiniert das Horizon 2020 EU-Japan Forschungsprojekt im Bereich Smart Cities. Die im Projekt entwickelte CPaaS.io Plattform verknüpft Technologien des Internets der Dinge, Big Data und Cloud Computing mit offenen Behördendaten (OGD) und Linked Open Data, um neue Anwendungen zu ermöglichen. So können Dienstleistungen der Stadt oder auch von Dritten der Öffentlichkeit oder Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Die praktische Relevanz dieser Plattform wird in Zusammenarbeit mit mehreren Städten überprüft, welche bereits über einschlägige Erfahrungen in den Bereichen Open Data und Smart City verfügen.
Möchten Sie im Bereich Dateninfrastruktur, Datenpolitik etwas bewegen? Das E-Government-Institut der Berner Fachhochschule unterstützt Sie mit Tools und Methoden in der Konzeption, Implementierung und Evaluation datenbasierten Innovationsvorhaben und in der Formulierung strategischer Stossrichtungen. Unsere Erfahrung basiert auf internationalen Forschungs- und Entwicklungsprojekten und Dienstleistungen auf lokaler Ebene innerhalb der Schweiz.
Während der papierlose Staat in Dänemark und Estland längst Realität ist, liegt die Schweiz im internationalen Vergleich nur auf Rang 28. Einzelne Kantone drängen vorwärts. So hat der Kanton Zug kürzlich eine elektronische Identität eingeführt – während der Bund bis Sommer 2018 die gesetzliche Grundlage schaffen muss. Dieses und andere Pilotprojekte wurden am eGovernment Symposium vorgestellt.
«Es ist viel in Bewegung in Bundesbern und in der Schweiz», sagte Peter Fischer, Präsident des eGovernment Symposiums in seiner Eröffnungsrede im Berner Hotel Bellevue Palace. Als Beispiele nannte er, die Online-Deklaration der Mehrwertsteuer, das Portal für Open Government und den erst kürzlich lancierten Onlineschalter easygov des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO, bei dem Unternehmen Behördengänge papierlos erledigen können. Die elektronische Identität werde vorangetrieben. Dennoch gebe es ein grosses Bedürfnis nach Mehr.
Luzerner Finanzdirektor Marcel Schwerzmann
Nicht schnell genug voran geht es Marcel Schwerzmann, Regierungsrat des Kantons Luzern. «Der Föderalismus hemmt die digitale Entwicklung bei der Umsetzung von eGovernment-Lösungen», sagte er. Der Luzerner Finanzdirektor sprach sich neben der elektronischen Identität auch für die elektronische Version der AHV aus. «Das muss kommen, dort müssen wir unseren Schwerpunkt ansetzen», betonte er. Auch den Umzug möchte Schwerzmann digitalisieren. Aber er machte auch klar: «wir machen keine App-Entwicklung, sondern wir fördern Projekte, sind Manager für Service, Partnerschaften und Marketing».
Grundstücke per Formel schätzen
Im Kanton Obwalden werden Grundstücke von der Steuerverwaltung nur noch elektronisch mithilfe von Formeln geschätzt. Finanzdirektorin Maya Büchi stellte diese Praxis vor, die seit Anfang Jahr per Gesetz in Kraft getreten ist. Dabei werden Steuerwert und Eigenmietwert nach bestimmten Eckdaten festgelegt. Die Eigentümerinnen und Eigentümer erhalten einen persönlichen Zugangscode und haben so die Möglichkeit, über das Bewertungsportal wichtige Dinge zu ergänzen oder zu korrigieren. «Das Portal wird überwiegend als benutzerfreundlich, sinnvoll und innovativ bewertet», sagte Büchi. Seit der Lancierung vor rund einem Jahr wurden bereits rund 85 % der eingereichten Bewertungen online eingereicht. Für Büchi ein Erfolg. Ursprünglich sei dieses egov-Projekt aus Kostengründen lanciert worden. Der Aufwand der Vor-Ort-Schätzung in keinem Verhältnis stand. Zwar habe die technische Umsetzung am Anfang Schwierigkeiten bereitet, doch: «Wir würden es wieder tun», schloss Büchi.
Waren per App verzollen
Auch die Eidgenössische Zollverwaltung digitalisiert ihr «Kerngeschäft»: statt einer schriftlichen Anmeldung können Grenzgänger ihre Waren via App anmelden. Die App ist ein erster Teil eines der grössten Projekte des Bundes Dazit, mit dem der Bund für rund 400 Mio. Franken die IT der Zollverwaltung und den Grenzschutz erneuert. Mit Dazit werden dereinst die gesamten Zollformalitäten digitalisiert oder wie es Zolldirektor Christian Bock ausdrückte: «ein Elefant zum Tanzen gebracht». Ein Elefant, der pro Jahr mehr als 36 Mio. Zollanmeldungen bearbeitet. Das Gesamtprojekt soll 2026 abgeschlossen sein.
Kanton Zug mit Vorreiterrolle
Bereits seit vergangenem Mai können die Bürgerinnen und Bürger des Kantons Zug ihre eigene elektronische ID nutzen. Der Kanton realisierte das 2012 gestartete Projekt «Zuglogin» quasi im Alleingang und noch vor einer Lösung auf Bundesebene. «Unsere Identifikation umfasst neben einem sicheren Login, der digitalen Unterschrift auch die digitale Zustellung anstatt per Briefpost», sagte Projektleiter Rudolf Gisler. Dies ist in Dänemark bereits Standard. Mit Zuglogin können Behördengänge online erledigt werden sowie Eingaben und Gesuche mit einer elektronischen Unterschrift übermittelt werden. Die Verwaltung ihrerseits kann Entscheide und Verfügungen ebenfalls via «ZUGLOGIN» online übermitteln. Ab kommendem Jahr soll erstmals die Steuererklärung komplett papierlos eingereicht werden können.
Blockchain und IoT nutzen
Wo Nachbarland Österreich in Sachen eGovernment steht, zeigte Reinhard Posch, Leiter Digitales Österreich und CIO der Bundesregierung von Österreich: «Wir waren überaus erfolgreich, aber wir dürfen uns nicht ausrufen», sagte er. Vor allem in den Bereichen Cybersecurity sowie mobile Techniken und Internet of Things (IoT) müsse mehr getan werden.
Posch konzentrierte sich in seinem Vortrag darauf, dass sorgfältig mit Daten im Bereich des eGovernment gearbeitet werden muss. «Es braucht höchste Genauigkeit und eine hinreichend gut ausgestattete Verwaltung», sagte er und stellte den Data-Only-Once-Ansatz vor. Dieser ist Teil der Tallinn-Deklaration, die 32 Länder der EU und EFTA im vergangenen Monat unterzeichnet haben. «Bürger sollten ihre Daten nur einmal an die Verwaltung weitergeben», sagte Posch.
«Papierlos war gestern», sagte Posch, er denke schon weiter und verwies auf Blockchain-Technologie. Als Baustelle für die Zukunft benannte er den internationalen Austausch von Daten innerhalb Europas. «Wir haben in der EU und in der Schweiz unterschiedliche Rechtssysteme, Kulturen und Verwaltungshistorie.» Die digitale Vorzeigenation habe eine junge Verwaltung und tue sich daher leichter mit der Digitalisierung.
Bibliotheken sind ein Ort des Wissens. Neben den gedruckten Werken verfügen sie heute über eine riesige Menge an digitalen Daten. Am Hackathon Geneva Open Libraries tauschten sich SpezialistInnen aus, wie diese allen öffentlich zugänglich gemacht werden könnenen. Einer der Organisatoren des Events, Lionel Walter vom Swissbib-Konsortium erklärt, was es mit diesem Hackathon auf sich hatte.
SocietyByte: Open libraries – offene Bibliotheken, ist das nicht ein Pleonasmus?
Lionel Walter: Bibliotheken sollten ihre Informationsschätze ja eigentlich sowieso für möglichst viele Leute zugänglich machen, denkt man. Doch neben Büchern horten Bibliotheken heute auch immer mehr digitale Datensätze – beziehungsweise, sie übertragen ihre analogen Bestände in die digitale Form. Dazu kommen noch eine Menge Nutzungsdaten; Bibliotheken sind Informationsdrehscheiben und in den gehorteten Daten mag so einiges stecken, das womöglich erst noch an die Oberfläche befördert werden muss. Und dabei könnten ganz verschiedene Leute mit ebenso verschiedenen Ideen und Expertisen helfen – sofern sie denn Zugang zu den Daten haben.
Lionell Walter
Sie haben den Open Libraries-Event in Genf mit organisiert. Inwiefern sind die Bibliotheken heute eher geschlossen als ‹open›?
Eigentlich ist die Grundphilosophie von Bibliotheken natürlich eine offene, aber das gilt vielleicht mehr für die analogen Bestände, für die klassische Idee von Schriftstücken. Im digitalen Bereich gilt das deutlich weniger. Da braucht es Initiativen, die wieder hin zu einer möglichst grossen Offenheit gehen – zum Beispiel damit auch alle digitalisierten Dokumente öffentlich zugänglich gemacht werden. Und zwar mit offenen Lizenzen.
Verraten die Bibliotheken im digitalen Zeitalter also ein wenig ihre Tradition?
Nein, das würde ich so nicht sagen. Sie haben schon verstanden, was ihre prinzipielle Aufgabe wäre – es ist sehr selten, dass Bibliotheken ihre Informationsschätze nicht verteilen wollen, aber oft wissen sie nicht, wie genau sie das anstellen sollen, sei es in technischer oder in rechtlicher Hinsicht.
Was sind dabei die Schwierigkeiten?
Oft ist es so, dass man auf digitalisierte Dokumente zwar zugreifen kann, die Lizenzen aber nicht klar regeln, was man mit den Dokumenten alles machen darf – kann man sie herunterladen, darf man mit ihnen arbeiten, sie weiterverwenden? Um solche Fragen geht es auch bei ‹Open Libraries›, wir möchten helfen zu klären, wie man welche Lizenzen am besten einsetzt und wie man das dann auch klar kommuniziert. Beispielsweise hat Google einer Bibliothek in Lausanne beim Scannen der Bestände geholfen – nun stellt sich allerdings die Frage, wer welche Rechte auf die Digitalisate hat. Da gibt es oft eine Menge offener rechtlicher Fragen.
Wie schätzen Sie die diesbezügliche Lage in der Schweiz und in anderen Ländern ein?
Ich würde sagen, die Bibliotheken haben in der ganzen Schweiz mit ähnlichen Problemen zu tun, und nach allem was ich von ausländischen Kollegen höre, ist die Situation auch mit anderen Ländern vergleichbar. Es sind also überall dieselben Herausforderungen.
Neben diesen strukturellen Fragen ging es beim Geneva Open Libraries-Anlass vom 12. und 13. Mai auch ganz konkret darum, Datenschätze von Bibliotheken zu heben, um originelle Zugänge oder Analysen aus ungewohnter Warte. Beteiligt waren unter anderem die Bibliothek der UNO, das Bodmer Lab der Uni Genf, das Genfer Staatsarchiv, der universitäre Bibliotheksverbund Rero und die Bibliothek des Musikkonservatoriums. Die UNO-Bibliothek etwa steuerte einen grossen Bestand an historischen Fotografien und anderer Dokumente bei, die unlängst digitalisiert worden sind. Das Bodmer Lab wiederum machte wahre Schätze aus der Sammlung Bodmer zugänglich, unter anderem eine Reihe reich illustrierter Reisebücher aus der Renaissance sowie über hundert Ausgaben von Goethes Faust in diversen Sprachen. Und auch das Staatsarchiv stellte historische Bestände in digitaler Form zur Verfügung.
Herr Walter, was erhoffen Sie sich von einem Hackathon-Event im Bibliotheks- und Archivumfeld?
Es gibt verschiedene Ziele: Mit einem Event kann man einen Rahmen setzen, ein klares Datum, auf das hin Bemühungen fokussiert werden können. Das schafft Motivation bei den Institutionen, im Hinblick auf diesen Event etwas zu tun. Ausserdem sehen die Institutionen sofort Resultate, sie bekommen unmittelbar konkrete Beispiele, was man mit diesen offenen Datensätzen alles machen kann. Und nicht zuletzt kommt es am Hackathon zu einem Austausch verschiedener Spezialisten, die sich sonst nicht unbedingt treffen würden. Oft sind Datenspezialisten angewiesen auf das Detailwissen derjenigen, die die Daten kennen.
Können Sie da ein Beispiel nennen?
Ein tolles Projekt, das am Hackathon erarbeitet worden ist, ergab sich aus dem offenen Fotoarchiv der UNO. Unter anderem war ein Historiker anwesend, der bereits mit diesem Fotofundus gearbeitet hat. Er bringt seine Expertise für die Zeit zwischen 1920-1940 mit und kennt die abgebildeten Menschen deshalb gut. Seine Arbeit, die Fotos entsprechend zu verschlagworten, war allerdings ein mühsames Klein-Klein und die erhobenen Daten waren kaum weiterzuverwenden, falls sich jemand anderes auch dafür interessiert hätte. Er hätte gern eine offenere Herangehensweise für diese Metadaten gefunden. Ein paar Informatik-Studenten aus Lyon, die sich mit Image Recognition auskennen, horchten auf und boten ihre Tools und Expertise an – nun werden die Fotos automatisch gescannt und alle abgebildeten Menschen bestimmt. Das mag als Methode nichts revolutionär neues sein, konnte aber nur in dieser Kombination von Archivexperten, Historikern und Informatik-Spezialisten passieren.
Wie hat das UNO-Bibliothek darauf reagiert?
Sehr positiv, doch es bleibt nach wie vor ein Lizenz-Problem. Wir würden es am liebsten sehen, wenn die Fotos einfach offen ins Netz gestellt werden, so dass die Online-Crowd mit ihnen arbeiten könnte – da würden bestimmt noch mehr spannende Ideen zusammenkommen. Doch das ist ein langer Prozess, der nun immerhin angestossen wurde – die Verantwortlichen haben ein konkretes Resultat gesehen und werden das nun entsprechend weiterdiskutieren.
Wie geht es weiter mit Open Libraries? Welche weiteren Projekte zeichnen sich ab?
Es waren diverse Institutionen am Event zugegen, die auch über die Öffnung ihrer Datensätze nachdenken. Sehr spannend zum Beispiel: ist das Archiv des welschen Fernsehens ist dabei, einen Riesenbestand an Videos zu digitalisieren. Nun stellt sich die Frage, ob zum Beispiel die archivierten Nachrichtensendungen allen Interessierten zugänglich gemacht werden sollen. Dabei bekommt man es wiederum mit komplexen Copyright-Problemen zu tun, weil oft Fremdbilder in die Sendungen eingebaut wurden. Wir haben das in Genf mit den Verantwortlichen diskutiert und hoffen, dass wir da etwas angestossen haben, das noch weitergehen wird.
Was steht als nächstes auf der Agenda?
Der Open Cultural Data Hackathon im September. Wir wollen eine gewisse Kontinuität in die Open Cultural Data-Diskussion hineinbringen, indem wir jedes Jahr einen grossen Hackathon organisieren, in jeweils wechselnden Orten – nach Bern und Basel dieses Jahr in Lausanne.
Hintergund:
Geneva Open Libraries war Teil von opengeneva, eines regelrechten Hackaton-Festivals, das rund 400 Interessierte in Genf zusammenbrachte, um auf ganz verschiedenen Gebieten Projekte mit offenen Daten zu erarbeiten. Für Lionel Walter war der Event eine wichtige Etappe hin zum dritten Open Cultural Data Hackathon, der dieses Jahr Mitte September in Lausanne stattfinden wird. Die Initianten möchten mit Veranstaltungen in verschiedenen Schweizer Städten darauf hinwirken, Datensätze mit Bezug zur Kultur für alle zu öffnen. Ein weiterer Pre-Event wird am 9. Juni am Schweizer Archivtag in Zürich stattfinden.
Wir können Cookies anfordern, die auf Ihrem Gerät eingestellt werden. Wir verwenden Cookies, um uns mitzuteilen, wenn Sie unsere Websites besuchen, wie Sie mit uns interagieren, Ihre Nutzererfahrung verbessern und Ihre Beziehung zu unserer Website anpassen.
Klicken Sie auf die verschiedenen Kategorienüberschriften, um mehr zu erfahren. Sie können auch einige Ihrer Einstellungen ändern. Beachten Sie, dass das Blockieren einiger Arten von Cookies Auswirkungen auf Ihre Erfahrung auf unseren Websites und auf die Dienste haben kann, die wir anbieten können.
Wichtige Website Cookies
These cookies are strictly necessary to provide you with services available through our website and to use some of its features.
Because these cookies are strictly necessary to deliver the website, refusing them will have impact how our site functions. You always can block or delete cookies by changing your browser settings and force blocking all cookies on this website. But this will always prompt you to accept/refuse cookies when revisiting our site.
We fully respect if you want to refuse cookies but to avoid asking you again and again kindly allow us to store a cookie for that. You are free to opt out any time or opt in for other cookies to get a better experience. If you refuse cookies we will remove all set cookies in our domain.
We provide you with a list of stored cookies on your computer in our domain so you can check what we stored. Due to security reasons we are not able to show or modify cookies from other domains. You can check these in your browser security settings.
Google Analytics Cookies
These cookies collect information that is used either in aggregate form to help us understand how our website is being used or how effective our marketing campaigns are, or to help us customize our website and application for you in order to enhance your experience.
If you do not want that we track your visit to our site you can disable tracking in your browser here:
Andere externe Dienste
We also use different external services like Google Webfonts, Google Maps, and external Video providers. Since these providers may collect personal data like your IP address we allow you to block them here. Please be aware that this might heavily reduce the functionality and appearance of our site. Changes will take effect once you reload the page.
Google Webfont Settings:
Google Map Settings:
Google reCaptcha Settings:
Vimeo and Youtube video embeds:
Other cookies
The following cookies are also needed - You can choose if you want to allow them: