Schlagwortarchiv für: cognitive net

Die Zukunft des Internets liegt “im” Nutzer

Das Internet, wie wir es kennen, wird sich rasant verändern und noch mehr als bisher Gegenstände integrieren. Neue Software wird das HTTP ablösen, Satelliten werden die neue Hardware und das kognitive Netz ist für unseren Autor eine logische Folge der bisherigen Entwicklung, schreibt er in seinem Ausblick.

Ein Bauer im entlegensten Winkel der Erde hat heute Zugriff zu mehr, besseren und aktuelleren Informationen als der mächtigste Mensch der Welt vor 30 Jahren. Und das ist nicht alles: Die beiden können heute binnen von Sekunden miteinander kommunizieren, selbst wenn sie durch Kontinente oder gar das All voneinander getrennt sind. Das Internet ist das wirkmächtigste Kapitel in der Einswerdung der Menschheit bisher.

Dementsprechend wirft seine Zukunft gewichtige Fragen auf:

  • Werden wir im Zuge noch direkterer Kommunikation miteinander verschmelzen?
  • Vielleicht sogar mit der Technik selbst?
  • Was könnte dies nach sich ziehen und was könnte es vereiteln?

Ich werde diese Fragen beantworten und eine Prognose geben, wo uns eine der folgenreichsten Erfindungen der Menschheit als nächstes hintragen wird. Dazu gehe ich auf die, meiner Meinung nach, aussichtsreichsten Entwicklungen für die nächsten 5-10 Jahre und der nächsten 10-20 Jahre ein. Beginnen wir mit der Antwort auf die Frage: Wohin führt uns das Internet als nächstes?

Das Internet 2.0

Das Internet besteht aus Software, dem Inhalt des Netzes und Hardware, dem Trägermedium dieser Informationen. Die für mich aktuell vielversprechensten Projekte (1) auf Softwareseite für die direkte Zukunt des Internets sind:

  1. Das InterPlanetary File System, ein blockchainbasiertes, dezentralisierendes Webprotokoll, welches aus jedem Rechner einen individualisierbaren Knotenpunkt macht und vielleicht das HTTP beerbt.
  2. Das Projekt Solid vom Internetbegründer Tim Berners Lee, welches u.a. ermöglicht, persönliche Daten genau an die Services zu geben, denen man wirklich Zugang ermöglichen möchte und so die Datensilos von Facebook und Co. zu überwinden.
  3.  Serval, sehr ähnlich dem InterPlanetary File System , hier allerdings auf Smartphone-Ebene, welches so mobil und ohne externe Infrastruktur ganze Landstriche mit Internet versorgen kann.

Auf der Hardwareseite sind für mich zukunftsweisend, vielleicht sogar die nächsten «big things» der digitalen Kommunikation:

  1. Elon Musks SpaceX’s Starlink, ein Verbund aus zehntausenden Kleinstsatelliten, welche in jedem Winkel der Erde Hochgeschwindigkeitsverbindungen schaffen.
  2. Googles Loon, welches ein ähnliches Ziel hat, allerdings mit Ballons anstelle von Satelliten.
  3. Die vielen verschiedenen Freifunk- und Meshnetprojekte, welche jedes internetfähige Gerät zum Teil eines ausfallsicheren, sich kontinuierlich selbstverstärkenden und abhörsicheren Netzwerks macht.

Mit diesen Optionen wird die zweite Hälfte der Menschheit anders, schneller, bequemer und wahrscheinlich sicherer online gehen (2) als nahezu alle Internetnutzer bisher. Ich glaube, vor allem in dezentralen Lösungen liegt die direkte Internet-Zukunft, da diese im direkten Sinne Freiheit und Unabhängigkeit für den Nutzer bedeuten. Sowohl von Internetanbietern, geografischen Gegebenheiten, als auch von Geheimdiensten und Hackern. Die nächsten Schritte des Internets liegen also in den Interessen der Nutzer, nicht mehr in den Interessen der Anbieter. Technologie sei Dank.

So können ganze Kontinente wie z.B. Afrika einfach leapfroggen, d.h. Entwicklungsschritte überspringen und Infrastruktur in viel kürzerer Zeit aufbauen, bzw. direkt darauf aufbauen. Denn sie benötigen schlicht keine grossen Masten, Leitungen und Kabel mehr, sie haben direkt via WiFi und Satellit Zugang in ein oftmals schnelleres Internet als manche Regionen in den westlichen Ländern. (3)

Was nach dem Internet kommt

Googles Entwicklungschef, der berühmte Futurist und Transhumanist Ray Kurzweil, prophezeit seit vielen Jahren eine Verschmelzung des Menschen mit Technologie. Ich sehe den Eintritt dieser Entwicklung nur unter zwei Bedingungen:

  1. Der Nutzen der Verschmelzung überwiegt bei Weitem Kosten und Gefahren.
  2. Die Sicherheit dabei kann gewährleistet werden.

Punkt 1 stellt dabei eine Schwelle dar, die höher ist als die meisten bisherigen, da Menschen schlicht die Grenze ihres Körpers sehr hoch schätzen. Das lässt sich schön an einer simplen Frage verdeutlichen: Wie dringend würden Sie sich das nächste iPhone kaufen wollen, wenn es ausschliesslich in Ihrem Körper funktionieren würde? Wie lang wären wohl die Schlangen und Zeltlinien vor den Applestores, wenn die Nutzung eine Implantierung des Geräts voraussetzen würde? Aber auch abseits des körperlosen Schwarmbewusstseins durch Verschmelzung von Mensch und Technologie gibt es eine logische Fortsetzung des «Human Colossos», des «Menschenkolosses» (4), die direkte kognitive Kommunikation (5) und die Telepathie (6).

Die Grundlagen dafür legen aktuell u.a. Firmen wie Elon Musks Neuralink. Aber auch jede Firma, die medizinische Technologie kleiner und leistungsfähiger macht, trägt kontinuierlich dazu bei (7). Spätestens ab dem Zeitpunkt, ab dem es möglich ist, sich eine Kappe aufzusetzen und damit ohne Worte mit anderen kommunizieren zu können, sind wir im «cognitive-net», dem «Hirnnetz» angelangt. Die erste Firma, die diese Kappe produziert, wird sich vor Geld nicht mehr retten können. Die Zukunft des Internets liegt also mehr und mehr im Denken des Nutzers. Der überzeugendste Grund dafür ist die Logik der Kommunikation: Je direkter, schneller und einfacher in der Anwendung, desto besser.

Es gibt neben der Überwindung der eigenen Körpergrenze, wie bereits angesprochen, noch eine weitere elementare Einschränkung: Die Sicherheit. Denn wenn diese Lösungen bedeuten, dass buchstäblich mein Hirn von fremden Hackern übernommen oder beeinflusst werden kann, wird sich dieser Schritt nie vollziehen. Was gilt es also zu tun?

Sicherheit als Fortschrittsgrundlage

Seit Anbeginn der Menschheit gibt es ein Wettrüsten zwischen «Angreifer und Verteidiger». Wenn die Keule des Angreifers grösser als mein Schild ist, gewinnt er. Dieses Spiel spielen Hacker und Sicherheitsbeauftragte auf der ganzen Welt bis heute. Nur endet dieser Mechanismus spätestens im Geist des Menschen. Denn wer will schon schlecht schlafen, nur weil er vielleicht ein Update seiner Hirnsoftware vergessen haben könnte?

Es gibt meiner Meinung nach nur zwei sinnvolle Garanten für Sicherheit in diesem sensiblen Bereich:

  1. Sicherheitslösungen, welche nur durch Verletzung der Naturgesetze oder der Mathematik angegriffen werden können, wie z.B. mögliche Lösungen innerhalb der (Post-)Quantenkryptographie.
  2. KI-Sandboxen mit selbstlernenden Algorithmen, welche mit hinreichender Genauigkeit das Zielsystem imitieren können.
    Dieses digitale Äquivalent zum mittelalterlichen Vorkoster könnte sämtliche Informationen in sich “aufgehen” lassen und erst nach der Sicherstellung der Gutartigkeit die geprüften Informationen, die richtigen Daten an die richtigen Stellen weiterleiten.

Wie auch immer die Lösungen aussehen werden, bevor die Sicherheit des Geistes beim Anwender nicht sichergestellt werden kann, wird die technologische Telepathie kaum das Internet beerben. Sobald dies jedoch geschehen ist, erleben wir wahrscheinlich schlicht aufgrund der menschlichen Tendenz zu einfachen, bequemen Lösungen den Aufstieg eines Schwarmbewusstseins. Ich bin überzeugt, dass dies schneller passieren wird als die meisten Zurzeit denken.

Fazit

Es gibt momentan eine Vielzahl potenzieller Kandidaten für das Erbe des Internets. Vor allem der schleichende Niedergang (8) von Social Media eröffnet hier eine ganze Reihe fruchtbarer Möglichkeiten (9), auch und vor allem für europäische Lösungen. Mein Favorit für den direkten Nachfolger des Netzes sind dezentrale Netzwerke, da diese einfacher, ausfallsicherer und besser für die Privatsphäre im Netz sind, vor allem aber erstmals «echte» digitale Freiheit und Unabhängigkeit mit sich bringen. Von weiteren Begleitern dieser autarken Lösungen wie Netzneutralität etc. ganz abgesehen.

Technologisch längerfristig, d.h. in den nächsten 10-20 Jahren werden wir wahrscheinlich eine Verschmelzung von Geist und Web erleben – sofern die Sicherheit für alle Beteiligten gewährleistet ist. In der nächsten Stufe des Internets wird es wahrscheinlich keinen Unterschied mehr zwischen Bauer und Präsident geben. Die Menschheit wird das erste Mal in der Geschichte wahrhaftig vereint.


Referenzen

  1. https://www.wired.de/collection/life/dezentral-und-sicher-diese-projekte-zeigen-das-internetder-
    zukunft
  2. http://www.worldometers.info/de/
  3. https://www.tagesschau.de/inland/internet-breitband-101.html
  4. https://www.lifestyleupdated.com/2017/11/20/concept-human-colossus/
  5. https://www.businessinsider.de/nach-dem-tod-von-smartphone-koennte-eine-technologie-kommen-die-alles-bisher-dagewesene-uebertrifft-2018-5
  6. https://de.wikipedia.org/wiki/Telepathie#Telepathie_zwischen_Mensch_und_Maschine
  7. https://www.ted.com/talks/mary_lou_jepsen_could_future_devices_read_images_from_our_
    brains 
  8. https://www.youtube.com/watch?v=m6JTaRNTN0c
  9. https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-die-krise-der-tech-giganten-ist-europas-vielleicht-letzte-chance/23665124.html

 

 

Creative Commons LicenceCreate PDF

Ähnliche Beiträge

Es wurden leider keine ähnlichen Beiträge gefunden.