ArchiVR: Space Browsing like Web Browsing

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Das Projekt ArchiVR hat zum Ziel, dass man Räume in Virtual Reality so einfach besuchen kann wie Webseiten in einem Webbrowser. Das Projekt besteht aus einer Web-Plattform (https://archi-vr.ti.bfh.ch), auf der Benutzer und 3D-Szenen verwaltet werden, einem Plugin für die Game Engine Unity, mit dem man 3D-Szenen auf die ArchiVR-Plattform hochladen kann, und einer Viewer-Applikation für VR-Brillen.

Das Projekt wurde vom Förderprogramm Humane Digital Transformation (HDT) anschubfinanziert und vom TI-Institut Human Centered Engineering (HuCE) sowie dem Institut für digitale Bau- und Holzwirtschaft der AHB realisiert.

Anwendung im Unterricht der BFH

Ziel der Plattform ist, im Modul Modellbau Digital der Architekturstudenten der AHB eingesetzt zu werden, damit diese ihre Entwürfe im Maßstab 1:1 austesten können. Dabei ist es möglich, Entwürfe privat zu halten oder in einer Gruppe zu teilen, damit alle Teilnehmenden die Räume betreten und diskutieren können. Das Ziel, Räume gleichzeitig zu begehen, wird angestrebt, konnte jedoch im Rahmen der Finanzierung noch nicht umgesetzt werden.

Öffentliche und freie Anwendung

Bewährt sich die ArchiVR-Plattform im Unterricht bei Dutzenden Anwendern und verschiedenen Gruppen, kann darüber nachgedacht werden, sie vollständig öffentlich zu machen. Man könnte sich eine ähnliche Funktionalität wie bei YouTube vorstellen, wobei nicht angemeldete Benutzer nur öffentliche Szenen betreten können. Meldet sich der Benutzer auf der ArchiVR-Plattform an, kann er selbst Szenen hochladen und diese als privat, öffentlich oder einer Gruppe zugehörig deklarieren. In letzterem Fall können nur die Mitglieder der Gruppe eine Szene betreten. Bis es so weit ist, bleiben noch viele rechtliche Fragen zu klären, die den schützenden Rahmen der BFH wahrscheinlich sprengen würden.

Screenshot

Die ArchiVR-Plattform

Offene und freie Plattform

Wer bis hierhin gelesen hat, könnte durchaus schon auf die Idee gekommen sein, dass dies etwa dem Metaverse entsprechen könnte, dass ein gewisser Mark Zuckerberg 2019 vorgestellt hat, und als Anlass genommen hat seine Firma Facebook in Meta umzubenennen. Die Vision, dass man virtuelle Räume so frei betreten kann, wie man eine Webseite lesen kann, ist durchaus sehr visionär, aber leider noch weit von der Umsetzung entfernt:

  • Mangel an geeigneten 3D-Formaten und Protokollen: Die Geburtsstunde des Internets bestand in der Standardisierung des Übertragungsprotokolls HTTP (Hypertext Transfer Protocol) sowie der Webseitenbeschreibungssprache HTML (Hypertext Markup Language). Für 3D-Szenen fehlen solche W3C-Standards noch komplett und geeignete 3D-Formate wie z.B. GLTF werden nur von wenigen Tools bereitwillig unterstützt.
  • Zu komplexe oder proprietäre 3D-Tools: Das Erstellen einer VR-Applikation ist leider noch deutlich komplexer als die Erstellung einer Webseite. Dies liegt hauptsächlich an den meist kommerziellen 3D-Werkzeugen, deren Hersteller kein Interesse an offenen und freien Standards haben, da sie damit ihre Kunden nicht an sich binden können. Es gibt zwar freie und sehr mächtige Programme wie Blender und Godot, aber deren Beherrschung erfordert heute immer noch Monate bis Jahre statt Stunden bis Tage.

Auch die ArchiVR-Plattform ist noch nicht gänzlich frei und offen, da wir als VR-Viewer eine von der Unity Game Engine entwickelte App einsetzen und weil auch das Format für die 3D-Szenen von dieser Engine abhängt. Unity ist zwar für Studenten und Firmen mit einem Umsatz kleiner 200’000 USD gratis aber diese Klausel hängt immer, wie ein Damoklesschwert über jedem Projekt.

Das Computer Perception and Virtual Reality Lab (kurz cpvrLab) arbeitet deshalb mit seinen Studenten an einer komplett freien Version von ArchiVR, damit die Vision von virtuellen Freiräumen realisiert werden kann.

Creative Commons Licence

AUTHOR: Marcus Hudritsch

Marcus Hudritsch ist seit September 2012 Professor für Informatik an der Berner Fachhochschule (BFH), wo er in den Bereichen Bildverarbeitung und Computergrafik lehrt und forscht. Er leitet die Vertiefung CPVR (Computer Perception & Virtual Reality) im Informatikstudiengang. Er verfügt über einen Nachdiplomabschluss in Informatik der Ingenieurschule Basel (heute FHNW) und ist ausserdem diplomierter Architekt der ETH Zürich mit einer Spezialisierung in rechnergestütztem Architekturentwurf (CAAD).

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