Welche Werte die Humane Digitale Transformation braucht
Die BFH setzt sich für eine verantwortungsvolle und auf den Menschen ausgerichtete digitale Transformation ein. Was bedeutet das konkret? Insbesondere, welche Faktoren ermöglichen es uns zu bewerten, ob die Auswirkungen der digitalen Transformation positiv für den Mensch sind? Ein Ausblick von Sarah Degallier Rochat, André Zdunek und Esther Abplanalp.
In einem Workshop unter Beteiligung von Vertreter*innen aller Departemente, der Virtuellen Akademie und der IT-Dienste haben wir Werte einer humanen digitalen Transformation identifiziert, priorisiert und konkretisiert. Es wurden die folgenden vier Werte priorisiert:
- die Teilhabe aller
- die Befähigung aller Beteiligten
- digitale Souveränität
- Wohlbefinden und Gesundheit
Für diese vier Werte haben wir in den Workshops und in der Nachbearbeitung die folgenden Bestimmungen erarbeitet.
Teilhabe aller
Alle müssen an der der digitalen Transformation teilhaben und geeigneten Nutzen aus dieser ziehen können. Teilhabe ist nicht allein die Nutzung, sondern der möglichst umfassende Einbezug in Entscheidungen darüber, zu welchen Zwecken und für wen digitale Entwicklungen vorangetrieben werden. Dies umfasst die Entwicklung benutzerfreundlicher und inklusiver Technologien sowie Massnahmen zur Sicherung der finanziellen Zugänglichkeit und zur Unterstützung von benachteiligten Bevölkerungsgruppen bei der Nutzung solcher Technologien. Digitalisierung ist ein Recht und keine Pflicht. Daher muss der Zugang zu gleichwertigen Dienstleistungen in analoger Form gewährleistet sein.
Befähigung aller Beteiligten
Alle müssen die Kompetenzen entwickeln können, damit sie digitale Technologien autonom nutzen können. Dies erfordert die Bewertung von Nutzen und Risiken von digitalen Technologien für die Nutzer*innen sowie der nötigen Kompetenzen, um die Technologien nutzen zu können. Es müssen inklusive Lernformen bereitgestellt werden, damit alle zum autonomen Umgang mit den Technologien befähigt werden. Digitale Technologien sollen die Nutzer*innen ermächtigen und sie in ihrer Verantwortung in deren Nutzung bestärken. Es sind Überforderung durch die Zunahme der Nutzung digitaler Technologien zu berücksichtigen sowie die Möglichkeit, dass digitale Technologien auch Fähigkeiten überflüssig machen können, indem sie die die Anwendung von als wertvoll beurteilten Kompetenzen ersetzen und damit deren Entwicklung und Ausübung beeinträchtigen.
Digitale Souveränität
Nutzer*innen von digitalen Technologien müssen die Kontrolle über ihre digitale Identität behalten, sei es in Bezug auf Sicherheit, Datenschutz oder Urheberrechte. Infrastruktur und Regulierung müssen die Gestaltung sicherer und geschützter digitaler Räume sicherstellen. Transparenz, der Zugang zu Informationen und deren Verständlichkeit sowie die Bereitstellung von nicht-digitalen oder datenschonenden Alternativen sind hier leitende Gesichtspunkte. Es sollen adressatengerechte und unabhängige Orientierungshilfen durch Expert*innen etwa in Form von Zertifizierungen entwickelt und der Öffentlichkeit bereitgestellt werden.
Wohlbefinden und Gesundheit
Digitale Technologien müssen das Wohlbefinden und die Gesundheit der Nutzer*innen fördern. Es bestehen Herausforderungen und Chancen in Bereichen wie der mentalen Gesundheit, dem Gesundheitssystem, den sozialen Verbindungen und der Bürgerbeteiligung. Nutzer*innen und Betroffene digitaler Technologien sollen in die Entwicklung der Technologie miteinbezogen werden, um sicherzustellen, dass diese für sie sinnvoll ist. Digitale Technologien sollten nur eingesetzt werden, wenn sie einen Mehrwert für den Mensch darstellen oder deren Kompetenzen entwickeln und auf deren Akzeptanz stossen.
Mit diesen vier Werten und deren inhaltlichen Bestimmung zielt die BFH darauf, für ihre Mission als Fachhochschule, einen aktiven Beitrag zu gesellschaftlichen Veränderungen zu leisten, Orientierung für konkrete Ziele zu geben. Diese vier Werte orientieren die künftige strategische Ausrichtung für das Themenfeld Humane Digitale Transformation.
Während Technologie-Enthusiast*innen die digitale Transformation als Werkzeug des Fortschritts betrachten, als ein Instrument, das es uns ermöglicht, unsere Grenzen zu überschreiten, argumentieren die Skeptiker*innen, dass die neuen Technologien mit Risiken verbunden sind und nicht zwangsläufig dem Grossteil der Gesellschaft zugutekommen. An der BFH sind wir daher der Meinung, dass eine normative Reflexion über die digitale Transformation notwendig ist, um eine verantwortungsvolle Entwicklung und Integration der digitalen Technologien sicherzustellen.
Mehr über das Themenfeld Humane Digitale Transformation
Die BFH forscht und lehrt bereits seit Jahren rund um die digitale Transformation. Während früher oft von der Technologie ausgegangen wurde, stellen wir heute primär den Menschen und seine Bedürfnisse ins Zentrum bei der Entwicklung der neuen Technologien. Im Themenfeld Humane Digitale Transformation untersuchen in fünf Fokusthemen, wie die Technologie uns am besten und nachhaltig nützt und wie sie in wichtigen Bereichen – wie zum Beispiel im Gesundheitswesen – zu mehr Akzeptanz gelangen kann.
Die fünf Fokusthemen:
- Open Digital Knowledge
- Human Centered Augmented Intelligence
- Digital Engineering & Value Creation
- Digital Healthcare
- BeLearn
Wunderbar. Mit dieser Struktur wird greifbar, was eine «verantwortungsvolle Entwicklung» ist – oder was es sein könnte. Das ist sehr wertvoll. Ich bin gespannt darauf, Analysen zu lesen, die konkrete Fälle anhand dieses Raster betrachten.
Lieber Alexander, vielen Dank für deine Rückmeldung! Ich hoffe, dass wir für den aktuellen Call gute Projekte erhalten, die zur Verwirklichung dieser Werte beitragen werden :)