Von Blended Care bis Virtual-Reality – die Transformation des Gesundheitswesens

Das Innovationsfeld Digitale Gesundheit der Berner Fachhochschule forscht im Bereich der Digitalisierung und Technologisierung der Gesundheitsversorgung mit dem Fokus Pflege. Ziel ist es, bei der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine einen wahrnehmbaren Mehrwert für die Nutzenden zu generieren.

Die Technologisierung und Digitalisierung der Gesundheitsversorgung ist omnipräsent. Aufgrund ihrer zentralen Stellung in der Gesundheitsversorgung ist die Profession Pflege an fast allen digitalen Prozessen im Gesundheitswesen beteiligt. Das Innovationsfeld Digitale Gesundheit des Fachbereichs Pflege der Berner Fachhochschule beschäftigt sich aus diesem Grund seit 2018 mit dem Design einer von Mehrwehrt und Vertrauen gekennzeichneten Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Die Forschung des Innovationsfelds trägt dazu bei, mit der Digitalisierung und Technologisierung der Gesundheitsversorgung die Eigenständigkeit der Profession Pflege zu stärken, Pflegende zum aktiven Handeln zu befähigen, ihr kritisches Denken zu fördern, die zwischenmenschliche Interaktion zu stärken, ein personenzentriertes Caring zu vertiefen sowie eine sichere und selbstbestimmte Lebensweise von Patient*innen, Bewohnenden und Kund*innen zu fördern.

Das Forschungsteam des Innovationsfeldes führt die Projekte grundsätzlich interdisziplinär durch und in Zusammenarbeit mit weiteren BFH-Departementen, wie beispielsweise den Departementen Wirtschaft, Hochschule der Künste oder Medizininformatik. Im Zentrum der Forschung stehen Menschen jeden Alters – mit besonderem Fokus auf ältere Menschen, Kinder und Jugendliche. Der interdisziplinäre Ansatz hat das Ziel, einen umfassenden Erkenntnisgewinn sowie wirksame, aktuelle und nachhaltige Antworten auf Fragen der digitalen Transformation zu erhalten.

Beispiele von digitaler Pflege

Die Digitalisierung und Technologisierung ist für ältere Menschen von besonderer Relevanz, da diese sie darin unterstützen kann, länger und selbstbestimmt in der häuslichen und bekannten sozialen Umgebung zu leben. Interessant sind hier Technologien aus dem Bereich der Sturzalarmierung, Früherkennung von Gesundheitsverschlechterungen, Gesundheits- und Aktivitätsmonitoring oder auch Telecare/-medizin. Gerade für die spitalexterne Pflege, für Pflegefachpersonen und für Nurse Practitioners, die ältere Menschen im häuslichen Umfeld begleiten, sind digitale Kompetenzen hinsichtlich dieser Sicherheitstechnologien wichtig.

Auch für den Kinder- und Jugendbereich sind digitale und technologische Innovationen von hohem Interesse. Durch ihren Einsatz können Wohlbefinden und Gesundheit der jungen Patient*innen gefördert werden. So können z. B. Kinder und Jugendliche mit einer onkologischen oder psychischen Erkrankung via Online- Plattform mit dem Spital, den Pflegefachpersonen, den Ärzt*innen, aber auch mit ihrer Schule in Verbindung stehen. Sie finden Beratung und unterstützende Informationen, die ansprechend und in ihrer Sprache aufbereitet sind, sei dies als Spiel, als Quiz oder durch Virtual Reality. Ebenso können sie sich mit anderen betroffenen Kindern, die nicht am selben Ort leben, digital austauschen. Diese so genannten mHealth-Anwendungen vermitteln Wissen und Handlungssicherheit, beispielsweise beim Umgang mit Notfallsituationen oder beim Selbstmanagement von Inkontinenz, Asthma oder Diabetes. Weitere E-Health-Angebote sind Blended-Care-Modelle, welche aus einer Mischung aus Online-Interventionen und persönlichen Kontakten zwischen Patient*in und Gesundheitsfachperson bestehen. Das in der Schweiz noch junge Konzept «Spital zu Hause» ermöglicht aufgrund der technologischen Entwicklung die Behandlung, Therapie und Betreuung von Patient*innen in ihrer häuslichen Umgebung.

Einfachere Prozesse dank Digitalisierung

Neben der Entwicklung und Evaluation von digitalen Angeboten ist es dem Team des Innovationsfeldes ein Anliegen, die Pflege- und Betreuungsprozesse mittels Digitalisierung zu vereinfachen. So sollen die benötigten Informationen im entsprechenden Prozessschritt zur Verfügung stehen. Handlungsanweisungen müssen demnach nicht im Intranet gesucht werden, sondern sind direkt bei der Massnahmenplanung einsehbar. Weiter können Pflegefachpersonen durch die digitalen Datenerfassung Fehler möglichst rasch ausschliessen und eine zeitnahe Datenauswertung vornehmen. Wichtig ist dabei: Digitale Prozesse sind nicht einfach ein Abbild papierbasierter Prozesse. Sie generieren einen Mehrwert für alle am Prozess Beteiligten, indem verschiedene Prozesse miteinander verknüpft sind. Automatisierungen unterstützen unter Zuhilfenahme von Methoden der künstlichen Intelligenz den Entscheidungsprozess in Diagnostik, Zielsetzung, Massnahmenplanung und Outcome-Messung. Damit wird die Versorgungssicherheit positiv beeinflusst.

Diskurse am Puls der Zeit

Die Forschenden des Innovationsfelds sind national und international anerkannte Expert*innen im Themenfeld der Technologisierung und der digitalen Transformation der Gesundheitsversorgung mit dem Fokus Pflege. Ein wichtiger Pfeiler des Innovationsfelds ist das kontinuierliche Networking, wie beispielsweise mit dem Gremium SBK-Kommission eHealth und Pflege, der neu gegründete Kommission Digital Nursing Science des Vereins für Pflegewissenschaft, der Kompetenz-und Koordinationsstelle eHealth Suisse oder auch dem Swiss Center für Design und Health sowie der Kontakt zu Firmen und Start-ups im Technologiebereich. Nationale und internationale Konferenztätigkeit weitet das Netzwerk aus und erlaubt Diskurse am Puls der Zeit.


Die drei Forschungsthemen des BFH-Innovationsfeldes

1.Bedarfsorientierte Technologieentwicklung

Ziel ist es, gesundheitsrelevante Technologien so zu entwickeln, dass Nutzer*innen diese im Alltag als wirksam erachten und dann auch langfristig nutzen. Entwickelt, getestet und evaluiert wird deshalb systematisch, bedarfszentriert, theorie- und methodengeleitet sowie prozessorientiert. Es handelt sich um Technologien aus den Bereichen Robotik, eHealth (digitale Werkzeuge) und mHealth (Applikationen auf mobilen Geräten) sowie um Assistenzsysteme.

2. Digitale Transformation

Im Forschungsthema Digitale Trans-formation begleitet die BFH Prozesse wissenschaftlich, systematisch und unter Einbezug von Best Practice mit besonderem Fokus auf die Profession Pflege. Dabei adressiert die BFH primär den Kultur- und Wertewandel sowie das Thema Datennutzung.

3. Datenbasierte Pflege

In der Datenbasierten Pflege untersucht die BFH, wie und welche Informationen für die Umsetzung des Pflege- und Behandlungsprozesses essenziell sind und für Entscheidungshilfen (Automatisierungen, Algorithmen, künstliche Intelligenz) genutzt werden können.

Creative Commons Licence

AUTHOR: Friederike J. S. Thilo

Prof. Dr. Friederike Thilo ist Leiterin Innovationsfeld "Digitale Gesundheit", aF&E Pflege, BFH Gesundheit. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Design Zusammenarbeit Mensch und Maschine; Technologieakzeptanz; need-driven Entwicklung, Testung und Evaluation Technologien im Kontext Gesundheit/Krankheit; datenbasierte Pflege (Künstliche Intelligenz).

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