Stetig wachsende Community für «inCLOUsiv»
Der digitale Austausch über psychische Gesundheit ist in der Schweiz erstmalig seit einem Jahr mit «inCLOUsiv» möglich. Zusammen mit der Stiftung Pro Mente Sana hat ein Projektteam der Berner Fachhochschule Gesundheit und dem Atelier für Kommunikationsdesign (Giessform) die Plattform entwickelt. Wie ist das erste Jahr gelaufen? Die Co-Leitung bestehend aus Caroline Gurtner und Marcel Wisler von Pro Mente Sana zieht ein erstes Resümee.
Die Plattform inCLOUsiv ist seit März 2020 live. Sie sind ja mitten in der Pandemie gestartet. Wie war das und wir hat sich die Plattform in der Zwischenzeit entwickelt?
Der ursprünglich geplante Testbetrieb mit 50 freiwilligen Testuser*innen musste im März 2020 wegen der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Lockdown einem «Realitätscheck» weichen. Die Verantwortlichen entschieden sich nämlich, die Austauschplattform inCLOUsiv per sofort einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um so dringenden Fragen rund um die psychische Gesundheit im Zusammenhang mit COVID-19 zu begegnen. Der Bedarf an Austausch sowie zuverlässigen Informationen zu dieser Thematik zeigte sich durch die täglich wachsende Anzahl an registrierten User*innen sowie mit bis zu 10’000 Aufrufen der Plattform pro Tag.
Ab dem Herbst 2020 kamen neue Themen und Angebote hinzu, das Motto war und ist es, mit verschiedenen Möglichkeiten zu «experimentieren» und im Live-Betrieb herauszufinden, welche Formate bei der Zielgruppe Anklang finden. Hier wären besonders die Live-Formate zu erwähnen, welche die Möglichkeit für Mitsprache und Interaktion bieten und besonders auch jüngere Menschen ansprechen. Ebenfalls bietet inCLOUsiv neu die Möglichkeit, Kongresse und Veranstaltungen im Online-Format anzubieten, wie zum Beispiel der Recovery Kongress Bern oder ein Sportsymposium mit Partnern wie BSC Young Boys zum Thema «COVID-19 und Leistungssport: Belastung und Risiko für die Psyche.»
Die bis jetzt anhaltende Corona-Pandemie hat das Leben grundlegend verändert. Persönliche Kontakte sind nur erschwert möglich. Wie hat das die Nutzung der Plattform beeinflusst?
Die Austauschplattform inCLOUsiv ist in der Schweiz wegen de Möglichkeiten zur Interaktion einmalig und wird seit Startbeginn vor allem von Menschen mit einer persönlichen Krankheitserfahrung stark nachgefragt. Im Laufe des ersten Betriebsjahres hat sich so eine Community gebildet, die sich gegenseitig stärkt, ermutigt und das Gefühl vermittelt, «nicht allein zu sein». Mittels einer Begleitforschung zeigte sich beispielsweise, dass das Kommunikationsverhalten der User*innen auf der Plattform sehr positiv konnotiert ist und vor allem Adjektive und Nomen wie «gut», «herzlich», «Mut», «Willkommen», etc. verwendet werden.
Wo sind die Grenzen eines digitalen Angebots bei psychischen Krankheiten? Inzwischen sind viele Menschen ermüdet von virtuellem Austausch…
Die Redaktion von inCLOUsiv konnte von Anfang an sehr rasch und unkompliziert auf die sich verändernden Bedürfnisse der User*innen reagieren und die Angebote und Formate wurden im 3-Monats Rhythmus angepasst. So verzeichnete die Plattform bis zum heutigen Tag eine stetig wachsende Zahl an registrierten User*innen. Ebenfalls wurden die Events auf inCLOUsiv kommunikativ begleitet, mit regelmässigen Newslettern und einer pro-aktiven Medienarbeit, was aus unserer Sicht wesentlich zum Erfolg der Plattform beigetragen hat.
Was ist eure persönliche Motivation?
Was uns an diesem Projekt von Anfang an begeistert hat, war der Ansatz, alle Zielgruppen von Beginn an in den Entwicklungsprozess zu involvieren. Dieses Vorgehen ist im Bereich der Entwicklung digitaler Angebote eigentlich «State of the Art», in der Entwicklung gesundheitsfördernder Angebote aber noch nicht etabliert. Dass wir nun besonders die Zielgruppe von Menschen mit einer Krankheitserfahrung erreichen, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und mit der Plattform eine Möglichkeit zur Mitsprache bieten. Für die Zukunft wünschen wir uns, dass sich auch Fachpersonen künftig mehr beteiligen und wir so den Austausch zwischen den verschiedenen Gruppen fördern können.
Was sind die Zukunftspläne für die Plattform, wohin soll sie sich entwickeln?
Die Plattform inCLOUsiv lebt vor allem von ihren User*innen und den interaktiven Live-Formaten. Diese sollen sicher weiter ausgebaut und professionalisiert werden. Damit die Plattform in Zukunft selbsttragend wird, werden wir auch bewährte Konzepte weiterentwickeln sowie verstärkt Kooperationen mit Institutionen und Organisationen im Bereich der psychischen Gesundheit suchen. Als Beispiel wäre hier die Kooperation mit der HKB Bern zu nennen. Im Rahmen von studentischen Projekten konnten so beispielsweise diverse Begegnungen zwischen Künstler*innen und User*innen vermittelt werden, die im realen Leben nie stattgefunden hätten. Ebenfalls stehen virtuelle Begegnungsmöglichkeiten in Form von digitalen «Erzähl-Cafés» an, die ebenfalls ursprünglich physisch geplant waren und nun auf inCLOUsiv stattfinden werden.
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