Benutzen statt besitzen – wie sich Teilen für die Umwelt auszahlt
In der westlichen Konsumgesellschaft hat die Bedeutung des Teilens seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kontinuierlich an Wichtigkeit verloren. Mit dem Beginn der Massenproduktion wuchs der Wohlstand und die Preise sanken. Produkte mussten nicht mehr geteilt werden, da nun jeder sein eigenes Auto, die eigene Waschmaschine und später auch seinen eigenen Computer hatte. Teilen wurde dadurch zu einem gewissen Teil verlernt, da es nicht mehr erforderlich war.
Von dieser Entwicklung entfernt man sich seit einigen Jahren wieder. Mit der Klimakrise gewinnt der ökologische und nachhaltige Gedanke immer mehr an Wichtigkeit. Mit einem wachsenden Umweltbewusstsein und den neuen technologischen Möglichkeiten wächst auch der Wunsch zu teilen (wieder). Sharing ist heute etwas Besonderes, wofür man sich aktiv entscheidet. Es ist vielfach noch eine Art Statement für einen bewussten und umweltfreundlichen Lebensstil, wobei man sich gegen das heute herrschende Konsumverhalten stellt.
Diesen Trend haben Unternehmen erkannt und bieten Dienstleistungen und Plattformen an, bei denen getauscht und geteilt werden kann. Die Tauschwirtschaft ist ein wachsender Markt mit grossem Potenzial. Eines dieser Unternehmen ist die Sharely AG mit Standort in Zürich. Sharely ist die grösste Schweizer Miet- und Vermietplattform für Alltagsgegenstände, auf der Privatpersonen und Unternehmen ihre selten genutzten Objekte hochladen und an andere Privatpersonen und Unternehmen vermieten.
Gemeinhin gilt die Annahme, dass die Sharing Economy einen positiven Umweltnutzen generiert, d.h. den Ressourcenverbrauch und die CO2-Emissionen senkt. Bekannt ist aber auch, dass (fast) jede Aktivität nebst der positiven Auswirkung auch einen Rebound-Effekt zur Folge hat.
Die Sharely AG hat deshalb Anfang des Jahres eine Studie zum Umweltnutzen ihres Unternehmens durchgeführt und die CO2-Einsparung pro Transaktion ermittelt. Es gibt auf Sharely über 20’000 Objekte, welche sich in 650 verschiedene Objekt-Typen aufteilen lassen. Die Studie fokussierte sich auf die meistvermieteten Objekte, welche zusammen über 50% der Transaktionen ausmachen.
In der Studie wurden einerseits die Objekt-spezifischen CO2-Werte für die Produktion und Entsorgung ermittelt, andererseits mittels einer Nutzerumfrage analysiert, welcher Anteil der Mieter ohne Sharely stattdessen ein Neugerät gekauft hätte. Als Rebound-Effekte wurde der Transport (vom Vermieter zum Mieter und zurück) sowie die vorzeitigen Ersatzkäufe eingerechnet.
Das Resultat ist eindrücklich: pro Transaktion ergibt sich eine Ersparnis von 88.4 kg CO2. Pro 100 Miettransaktionen der meistvermieteten Objekttypen auf Sharely werden effektiv 52 Käufe und damit die Produktion er entsprechenden Produkte verhindert.
Die CO2-Einsparung ist beträchtlich, und die Studie zeigt, wie viel Potenzial noch ausgeschöpft werden kann, wenn aus Besitzen Benutzen und aus Kaufen Teilen wird. Nachdem die Wirtschaft Jahrzehnte damit verbracht hat, persönliche Unabhängigkeit und den Individualismus über den Konsum anzukurbeln, realisiert man langsam, welche Konsequenzen diese Art der Selbstverwirklichung auf die Umwelt hat. Diese Erkenntnis muss nun genutzt werden, um einen Konsens zwischen der Wirtschaftlichkeit, dem Umweltschutz und dem Individualbedürfnis der Konsumenten zu finden.
Ein umweltschonendes Konsumverhalten ist mehr als nur der Verzicht auf Güter. Vielmehr gilt es, neue Wege zu finden und diese gesellschaftstauglich zu gestalten.
Referenz
Sharely AG: Studie zum Umweltnutzen von Sharely, 2020
Die Zusammenfassung der Studie ist hier abrufbar.
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