Februarausgabe: Über digitale Identitäten
In unserem täglichen Leben Einzug ist es selbstverständlich geworden, via Smartphone zu chatten, zu telefonieren, einzukaufen, Videos zu schauen und Musik zu hören. Begrenzt wird die Nutzung nur durch den Akkustand des Smartphones oder die Netzabdeckung des Mobilfunkanbieters. Gleichzeitig wächst der Wunsch der Bevölkerung, dass immer mehr Geschäftsprozesse und Behördengänge digitalisiert abgewickelt werden können. Dies ist eine grosse Herausforderung für die Schweiz. Etablierte analoge Prozesse sind nicht einfach zu digitalisieren. Ausserdem fehlt ein wichtiger Baustein: Ein digitales Verfahren, mit dem die eigene Identität im Internet bestätigt werden kann. Ohne dieses ist es für ein Unternehmen nur mit erheblichem Aufwand möglich, die Identität einer Person zweifelsfrei zu bestimmen.
Der Bundesrat hat im Sommer 2018 das Bundesgesetz über elektronische Identifizierungsdienste BGEID vorgestellt, das es ermöglichen soll, seine eigene Identität übers Internet staatlich zu bestätigen. Dieses Gesetz wurde im National- sowie Ständerat diskutiert. Eine Einigung fand im September 2019 statt. Das BGEID sieht vor, dass es eine Aufgabenteilung zwischen Staat und Privaten gibt. Der Staat liefert die nötigen Informationen zu einer Person. Die eigentliche Bestätigung stellt ein sogenannter Identitätsprovider (IdP) aus, von denen es zukünftig mehrere von privaten Unternehmen betriebene geben soll. Der Staat anerkennt und überwacht diese IdPs.
Kurz nach der parlamentarischen Vernehmlassung wurde das Referendum ergriffen. Hauptkritikpunkt: Das Ausstellen einer staatlich anerkannten digitalen Identität (E-ID) ist eine hoheitliche Aufgabe, die er nicht an Private übergeben soll. Das Referendum kam im Januar 2020 zustande. Nun wird das Volk über das Gesetz abstimmen.
Das BGEID macht keine technischen Vorgaben, wie das System funktionieren soll. Diese sollen erst in einem späteren Zeitpunkt definiert werden. Dies ist problematisch, weil gerade durch Grundsatzentscheide gewisse technische Lösungen nicht mehr möglich sind. Man kann argumentieren, dass das in der Schweiz angegangene Vorgehen (nämlich zuerst zu definieren, wer was macht, ohne zu sagen wie) nicht die beste Lösung hervorbringt.
In dieser Ausgabe werden u.a. verschiedenen Identitätsmanagement-Lösungen, etablierte und neue, mit Vor- bzw. Nachteilen vorgestellt und miteinander verglichen. Ausserdem wird ein radikal neuer Ansatz, die sogenannten «Self-Sovereign Identities, SSI» vorgestellt, der durch einen Paradigmenwechsel, dem Bürger die volle Kontrolle über seine digitale Identität ermöglicht.
Ich wünsche Ihnen interessante Einblicke.
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