Schweizweit ganzheitliches Gebäudeverzeichnis

2020 wird die Schweiz erstmalig über ein amtliches Verzeichnis der Gebäudeadressen verfügen. Gegenwärtig veröffentlichen, verwenden bzw. vermarkten Marktteilnehmer Adressen, ohne dass die Schweiz über ein grundlegendes nationales Bezugssystem verfügt. Genau an dieser Stelle hat der Bundesrat den Hebel angesetzt und die Verordnung über das eidgenössische Gebäude- und Wohnungsregister (VGWR) sowie die Verordnung über die geografischen Namen (GeoNV) abgeändert.

Das Bundesamt für Statistik (BFS) verwaltet das Gebäude- und Wohnungsregister (GWR), das kontinuierlich durch die Bauverwaltungen der Gemeinden und Kantone mit Daten aus Baugesuchen aktualisiert wird. Dieser Vorgang ermöglicht einerseits die Erstellung und Aktualisierung der Daten zu geplanten Strassen und Gebäuden. Andererseits kann man so den Fluss der Bautätigkeiten (Baufortschritte: in Planung, im Bau und vorhanden) verfolgen. Die Daten sind endgültig, sobald die gemeldeten Gebäude auch tatsächlich existieren. Die dem GWR entnommenen Informationen (Bauvorhaben, Gebäude, Wohnungen) stehen berechtigten Anwendern zur Verfügung. Sie stellen insbesondere für das swisstopo eine Datenquelle dar, um das amtliche Verzeichnis der Strassen und das amtliche Verzeichnis der Gebäudeadressen auf dem neuesten Stand zu halten.

Umsetzung in den Kantonen

Im Augenblick sind die Umsetzungsarbeiten in allen Kantonen im Gange. Um über ein vollständiges Verzeichnis zu verfügen, muss die Grundgesamtheit des GWR auf alle vorhandenen Gebäude ohne Wohnnutzung ausgedehnt werden, da diese bis 2017 nicht zwingend erfasst werden mussten. Neu müssen die Daten des GWR an jene der „Informationsebene Bodenbedeckung“ der amtlichen Vermessung (AV) angeglichen werden, um jedem Gebäude einen eindeutigen Identifikator (EGID) und mindestens eine Adresse zuordnen zu können. Der Umfang dieser Arbeiten variiert enorm in Abhängigkeit der Rahmenbedingungen in den Kantonen. Einige Kantone haben diese Arbeiten bereits abgeschlossen.

eCH setzt Standards

Im Rahmen dieser Modernisierung des GWR wurden auch die Schnittstellen des GWR standardisiert. So hat das BFS gemeinsam mit der eCH-Fachgruppe „Objektwesen“ die beiden Schnittstellen ausgearbeitet, die nun validiert sind und durch das BFS im Laufe des Jahres 2019 implementiert werden. Es handelt sich um die Standards eCH-0216 (Nachführung des GWR durch Bauverwaltungen) und eCH-0206 (GWR-Daten an Dritte).

Nutzen für alle

Der Gebäudeidentifikator sowie die Adresse oder Adressen des Gebäudes dienen zunächst dem Zweck, ein Gebäude und seine/n Eingang/Eingänge schnell zu finden. Dies ist heute nicht nur unerlässlich, um die verschiedenen Aufgaben der öffentlichen Verwaltungen und der Privatwirtschaft sicherzustellen, sondern auch für die Bürger von Nutzen. Nachstehend einige Beispiele für die Verwendung:

  • Referenzinstrument für die politische Entscheidungsfindung oder für das Monitoring von öffentlichen Politiken (zum Beispiel Energie, Raumplanung, Gefährdungsanalysen, Überwachung der Lebensmittelkette usw.).
  • Genaue Ortsbestimmung aller Gebäude und Eingänge für den Anwender, insbesondere für Notfalldienste, um ihre Einsatzzeiten zu verkürzen.

Zentrale Referenzkomponente des E-Governments, insbesondere zur Vereinfachung von Wohnsitzanmeldungen dank der einmaligen Eingabe der Daten für die Einwohner, Unternehmen und Einrichtungen (Digitalisierung und Prinzip Once-only).

Demnächst wird swisstopo Dienste anbieten, die einerseits die Bereitstellung von GWR-Daten für berechtigte Anwender und andererseits die effiziente Nutzung des Verzeichnisses der Strassennamen und des Verzeichnisses der Gebäudeadressen ermöglichen. Der Produktionsstart ist für Ende 2019 geplant und wird in mehreren Schritten erfolgen.


Zusätzliche Informationen:

www.housing-stat.ch und www.swisstopo.admin.ch


Verein eCH

eCH entwickelt Standards im Bereich E-Government. Für eine effiz iente digitale Zusammenarbeit zwischen Behörden, Unternehmen und Privaten. eCH baut auf die Zusammenarbeit priva ter und öffentlicher Partner. Fachgruppen stellen sicher, dass die Standards mit hoher Qualität und frei von Einzelinte ressen entwickelt werden.

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AUTHOR: Patrick Kummer

Patrick Kummer ist Ing. HES/EMBA und leitet die Sektion Gebäude und Wohnungen beim Bundesamt für Statistik.

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