Aprilausgabe: E-Government macht seine Hausaufgaben

E-Government hat sich dran gemacht, seine Hausaufgaben nachzuholen. In dieser Ausgabe erfahren sie unter anderem, wie Chatbots in Zukunft auch in der Verwaltung eingesetzt werden können, wie die Tourismusbranche für höhere Websemantik fit gemacht wird und wie in Schulen die Bildungsidentität eingeführt wird. Anzuführen wäre auch, dass Bundesrat Ueli Maurers Initiative Früchte trägt und der E-Government Roundtable sich nicht nur in der Bundesverwaltung etabliert, sondern auch für die Kantone öffnet. Schön, dass es vorwärts geht. Ich liefere gerne noch ein paar Anregungen, die im Ausland seit langem erfolgreich umgesetzt wurden. Aber es freut mich, dass etwas geschieht. Dass nach dem Reden das Tun kommt. Und: dass es über das Tun einen echten Austausch gibt!

Traurig ist freilich, dass noch immer die Jeder-für-sein-Projekt-Einstellung allgegenwärtig ist. «Wir haben das Problem doch schon lange gelöst.» – so lautet die beliebte Replik, beispielsweise auf die Bildungsidentität. Oder schlimmer: «Das gibt es doch schon lange von Facebook und Google. Die können das doch viel besser als die Verwaltung!» Ganz zu Schweigen von den Forderungen, Services zu nutzen, in deren Konstruktion von Anfang der Wurm drinnen war, weil sie bürokratisch gedacht wurden. Motto: «Der Wille zählt, nicht die Qualität.»

Ich habe mich selber an der Nase gefasst und in der Diskussion um die eID die Seiten gewechselt. Mag die im Parlament sich befindende Gesetzesvorlage nur die zweitbeste sein, sie ist viel besser, als noch drei Jahre zuwarten. Ich unterstütze sie darum voll und ganz. Es ist dringlich, dass sie verabschiedet wird und dann möglichst bald die Privatwirtschaft die entsprechenden Lösungen anbietet!

Zu dieser noch nicht überwundenen alten Attitüde kommen neue Probleme hinzu: Oder reihen sich – je nach Sichtweise – in sie ein. Fertig gebaute Lösungen inklusive Betreuung fürs erste Jahr der Nutzung lassen sich nicht einmal verschenken. Beispiel: IDV (Identitätsverbund Schweiz). Und vollfunktionierende Systeme müssen durch neue Systeme ersetzt werden, die zwangsläufig geringere Maturität und geringeren Funktionsumfang haben. Beispiel: GEVER in jenen Bundesämtern, die das digitale Dokumentenmanagement im Griff haben.

Irgendwann wird uns die neue E-Government Strategie erklären, wie uns das alles vorwärtsbringt. Wir warten drauf, aber man kann nicht sagen, dass wir gespannt sind. Wichtig sind im Augenblick, dass die Hausaufgaben wirklich gemacht werden, die sich angesammelt haben. Vielleicht schafft das Schweizer E-Government die Aufnahme ins «Gymi». Mindestens mit ein bisschen Coaching. Aber das hat noch Zeit! Jetzt muss erst einmal gearbeitet werden. Damit beim nächsten nationalen Grossprojekt ein taugliches Fundament vorhanden ist – und nicht wie bei der Bildungsidentität Grundlagenarbeit unter hohem Zeitdruck geschehen muss. Das Motto der digitalen Gegenwart heisst «Vorbereitung statt Planung!». Das gilt auch für die Verwaltung.

Ich wünsche Ihnen interessante Einsichten beim Lesen der Aprilausgabe von Societybyte.

Herzlichst, Ihr Reinhard Riedl

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AUTHOR: Reinhard Riedl

Prof. Dr. Reinhard Riedl ist Dozent am Institut Digital Technology Management der BFH Wirtschaft. Er engagiert sich in vielen Organisationen und ist u.a. Vizepräsident des Schweizer E-Government Symposium sowie Mitglied des Steuerungsausschuss von TA-Swiss. Zudem ist er u.a. Vorstandsmitglied von eJustice.ch, Praevenire - Verein zur Optimierung der solidarischen Gesundheitsversorgung (Österreich) und All-acad.com.

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