Wir kennen Trumps neusten Tweet – aber nicht unsere Umgebung
Einwohnerinnen und Einwohner sollen lokal besser vernetzt werden, Behörden niederschwellig mit Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt treten. Der Online-Dorfplatz 2324.ch will den Dialog in den 2’324 Gemeinden der Schweiz fördern und Bürgerpartizipation stärken. Winterthur, Sargans und Untereggen sind bereits dabei.
Unser Medienkonsum geschieht heutzutage primär online und auf dem Smartphone; wir sind in sozialen Netzwerken aktiv und informieren uns über Neuigkeiten weitgehend im Internet. So wissen wir gut Bescheid über nationales oder internationales Geschehen und sind mit Menschen auf der ganzen Welt vernetzt; was aber direkt vor unserer Haustüre vorgeht, gelangt häufig nicht auf den Radar. Hyperlokale Inhalte bleiben uns verborgen – obwohl sie vorhanden sind. Meist könnten wir sie nachlesen in Gemeindeblättern oder amtlichen Anzeigern. Und meist auf Papier. Dass wir das in einer Welt, die je länger je mehr via Smartphone funktioniert, nicht tun, leuchtet ein. 2324.ch stellt hier die Verbindung her: eine Kombination der Vorteile von sozialem Netzwerk und lokaler Zeitung.
Alle lokal Beteiligten können 2324.ch nutzen: Die Gemeindeverwaltung präsentiert ihre amtlichen Mitteilungen auf eine attraktive Weise und kann Bürger bei anstehenden Projekten frühzeitig einbinden. Indem Fragen geklärt werden können, bevor ein Projekt nach langer und teurer Planung abgelehnt wird, spart die Gemeinde Aufwand und Geld. Bürger können aber auch selbst Ideen einreichen und diskutieren. Im Unterschied zu einer organisierten Gemeindeversammlung muss die Verwaltung hier nicht Inputgeber sein, sondern kann beobachten, was die Einwohner bewegt. Das informelle Veröffentlichen einer Idee via Smartphone stellt sodann eine wesentlich geringere Hürde dar, als die Teilnahme an einer Gemeindeversammlung.
Nicht zuletzt können ortsansässige Vereine über ihre Aktivitäten informieren und durch eine bessere Verbreitung neue Mitglieder oder Kunden ansprechen. Gerade Neuzuzügern erleichtert dies die Integration. So wird 2324.ch zum digitalen Abbild des Dorfplatzes, wo sich das Dorf oder die Stadt jederzeit treffen und informieren kann, um am Wochenende den Markt nicht zu verschlafen.
Im Moment gibt es den Online-Dorfplatz in drei Gemeinden, so z.B. seit August in Untereggen SG. Untereggen kämpft mit den klassischen Herausforderungen kleiner ländlicher Gemeinden wie dem Ladensterben oder dem Pendeln der Einwohner in die nahe Stadt. Um diesen Herausforderungen Herr zu werden, wurde eine Kommission gegründet, die sich dem Dorfleben widmet; beispielsweise indem sie Vereine in den Bemühungen um ein aktives Dorfleben unterstützt. Die Kommission diskutierte diverse Ideen und Projekte und kam zum Schluss, dass nicht primär mehr Aktivitäten im Dorf gefragt sind, sondern mehr Möglichkeiten, um auf Bestehendes aufmerksam zu machen, zu zeigen, was schon vorhanden ist. Bald war klar, dass der Online-Dorfplatz 2324.ch das geeignete Werkzeug hierfür ist.
Nach einer kurzen und intensiven Projektierungsphase wurde die Bevölkerung zu einer Einführungsveranstaltung eingeladen, wo 2324.ch vorgestellt wurde. Rund vierzig Vertreter von Vereinen, Organisationen und Medien sowie Private nahmen die Chance wahr, sich 2324.ch erklären zu lassen. Wer wollte, konnte auf die Unterstützung der Kommission Dorfleben sowie des Teams von 2324.ch zählen, die den Bürgerinnen und Bürgern am mitgebrachten Laptop oder Tablet mit Rat und Tat zur Seite standen. Schon eine Woche später hatten sich rund zehn Prozent der Einwohner registriert.
In Zukunft plant die Kommission als Ergänzung zum Online-Dorfplatz einen Offline-Dorfplatz-Tag, um die Einwohnerinnen und Einwohner mit ihren Kompetenzen nicht nur virtuell sondern auch physisch zusammenzuführen. Es wird damit klar, was der Online-Dorfplatz ist: nicht «Digitalisierung als Selbstzweck» sondern ein Werkzeug, um mit Herausforderungen wie zunehmender Mobilität und fortschreitender Digitalisierung Schritt zu halten. Eine optimal eingesetzte Kommunikationsplattform bereichert den Dialog auf lokaler Ebene, indem Zielgruppen eingebunden werden, die nicht an formellen politischen Prozessen teilnehmen, sehr mobil sind oder digitale Kommunikationswege bevorzugen. Voraussetzung dafür ist, dass über den Einsatz digitaler Mittel ein Konsens besteht und die Verantwortlichen am gleichen Strang ziehen. Wie in Untereggen.
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!