Die Herausforderungen des digitalen Schulzimmers

Forschende des BFH-Zentrums Digital Society haben die Vorteile einer digitalen Identität für das Schweizer Bildungssystem untersucht. In ihrem Bericht geben sie einen Überblick über die Herausforderungen, die sich in den Schulzimmern heute und morgen durch die Digitalisierung ergeben werden.

An ihrer Plenarversammlung Ende Oktober haben die kantonalen Erziehungsdirektoren den Aufbau einer Föderation der Identitätsdienste im Schweizer Bildungswesen beschlossen, die die Stufen vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe II umfassen soll. Mit der Umsetzung unter dem Projektnamen FIDES wurde die Fachagentur ICT in der Bildung educa.ch beauftragt. Educa.ch hat seit 2015 die Vorbereitungsarbeiten für die Föderation vorangetrieben und wurde dabei punktuell vom E-Government-Institut der Berner Fachhochschule unterstützt.

Auch im Bildungswesen schreitet die Digitalisierung voran. Die Nutzung von Daten und Applikationen nimmt in der Schuladministration und im Unterricht eine immer wichtigere Rolle ein. Die heterogene Landschaft von Identitäten und Systemen stellt die Verantwortlichen und die Benutzerinnen und Benutzter vor immer grössere Herausforderungen im Hinblick auf Kosten, gemeinsame Nutzung, Datenschutz und -kontrolle sowie Praktikabilität im Schulalltag.

Digitale Identitäten sind bereits jetzt die Grundlage für zahlreiche Aktivitäten im Bildungswesen. Heute setzen aber Benutzerinnen und Benutzer meist eine Vielzahl von unterschiedlichen Identitäten ein. In der föderalen Struktur der Schweiz ist der aktuelle Stand und die Herangehensweise sehr unterschiedlich. In diesem heterogenen Feld etablieren sich insbesondere Lösungen von grossen amerikanischen Anbietern, die neben den vielen Vorzügen auch zahlreiche Fragen in Bezug auf Schutz und Wiederverwendung von Daten aufwerfen.

Mit dem Projekt FIDES soll mit einer Föderation ein gemeinsamer Rahmen geschaffen werden, in dem die rechtlichen, organisatorischen und technischen Voraussetzungen für gemeinsame Nutzung von Daten und Applikationen geschaffen werden, die Autonomie der Gemeinden und Kantone aber erhalten bleibt und diese nach wie vor ihre eigenen Bildungsidentitäten ausgeben und verwalten. Ziel ist, dass über diesen gemeinsamen Rahmen eine Schülerin mit einer Bildungsidentität auf unterschiedliche Applikationen zugreifen kann und ein Anbieter von Lerninhalten nur eine Schnittstelle für die Anmeldung mit unterschiedlichen Bildungsidentitäten zur Verfügung stellen muss.

Während der Ausarbeitung des Projektes hat das E-Government-Institut anhand seines E-ID Ökosystem Modells ein E-ID Ökosystem in der Bildung erarbeitet. Auf der Basis von Interviews, Workshops und Analysen wurde ein Ist- und Soll-Zustand beschrieben, der Nutzen einer Föderation für alle Beteiligten dargestellt sowie ein Szenario entworfen, das die Konsequenzen bei Nicht-Aktivitäten aufzeigt.
Mit dem politischen Grundsatzentscheid hat die Erziehungsdirektorenkonferenz Startschuss für den Aufbau einer Föderation gegeben0. Die schrittweise Umsetzung bedingt nun viel Überzeugungsarbeit bei den Kantonen und den Dienstanbietern. Die Huhn-Ei-Problematik jedes Ökosystems von elektronischen Identitäten kann nur mit der gleichzeitigen Integration von Identitäts- und Dienstanbietern adressiert werden.


Links:

Rahmenkonzept FIDES – Ausbau und Organisation einer Föderation bestehender und neuer Identity- und Access-Management-Systeme, Beschluss der EDK-Plenarversammlung vom 26. Oktober 2017

Modell Ökosystem E-ID in der Bildung, Projektbericht der Berner Fachhochschule, Zentrum Digital Society im Auftrag von educa.ch

Creative Commons Licence

AUTHOR: Jérôme Brugger

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, E-Government-Institut, Departement Wirtschaft, Berner Fachhochschule

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